Drei Jahre Pandemie und jetzt?
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Zukunft

Es kam wie aus dem Nichts und veränderte die Welt. Corona sorgte für Lockdowns, Maskenpflicht und eine weltweite Impfkampagne. Inzwischen hat sich die Situation beruhigt. Aber die Pandemie ist noch nicht vorbei.
Publiziert: 16.12.2022 um 13:54 Uhr
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Das Coronavirus sorgte weltweit für Panik.
Foto: keystone-sda.ch

Fast drei Jahre ist es her, dass ein neues Virus aus der chinesischen Stadt Wuhan die Welt verändert hat. Heute ist die Covid-19-Pandemie immer noch nicht vorbei und Wissenschaftler warnen, dass wir uns auf weitere Epidemien einstellen müssen.

Ist die Pandemie bald vorbei?

«Es ist noch nicht vorbei», betonte Anfang Dezember die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch wenn jetzt 90 Prozent der Weltbevölkerung eine gewisse Immunität aufweist, «könnten Lücken bei der Überwachung, den Tests, der Sequenzierung und der Impfung ideale Bedingungen für das Auftreten einer neuen besorgniserregenden Variante schaffen, die eine höhere Sterblichkeit mit sich bringt», warnte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus (57).

Auch der neue WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar (61) äusserte die Sorge, dass die Welt die Pandemie «zu schnell hinter sich lassen will». Die WHO ist es, die das Ende der Pandemie verkünden wird. Am Mittwoch sagte WHO-Chef Tedros bei einer Pressekonferenz, er hoffe, dass der weltweite Gesundheitsnotstand bis Ende 2023 für beendet erklärt werden könne.

Experten erwarten eine allmähliche Umwandlung von Sars-CoV-2 in einen endemischen Virus, das weiter zirkuliert und regelmässig zu Krankheitsausbrüchen führt, so wie es die Grippe oder die Masern tun.

Lässt sich das Corona-Virus ausrotten?

Die Sars-Epidemie 2003, durch die fast 800 Menschen starben, konnte durch Isolierungs- und Quarantänemassnahmen beendet werden. Die Pocken wurden nach einer grossangelegten Impfkampagne der WHO 1980 für ausgerottet erklärt, aber das war die grosse Ausnahme.

«Um ein Virus auszurotten, muss die Krankheit klinisch sichtbar sein, darf es kein tierisches Reservoir geben, aber dafür einen sehr wirksamen Impfstoff, der vor Ansteckung schützt. Corona erfüllt keine dieser Voraussetzungen», betont der Mikrobiologe Philippe Sansonetti (73).

Ein Teil der Menschen, die sich mit dem Coronavirus anstecken, hat keine Krankheitssymptome. Und im Gegensatz zu den Pocken kann das Virus zwischen Mensch und Tier hin- und herspringen. Die Impfstoffe sind zwar sehr wirksam gegen einen schweren Krankheitsverlauf, schützen aber weniger vor Ansteckung, und Auffrischungsimpfungen bleiben notwendig. «Dieses Virus wird nicht verschwinden», bekräftigte auch WHO-Chef Tedros am Mittwoch.

Was sind die grössten Risiken?

Genforscher Etienne Simon-Lorière vom Institut Pasteur findet, dass dem Virus zu viel Freiheit gelassen wird. Jedes Mal, wenn sich jemand neu infiziert, kann es in eine gefährlichere Variante mutieren. «Auch wenn es uns entgegenkommt zu glauben, dass das Virus harmloser wird, gibt es keinen Grund, davon auszugehen», sagt er.

Wie können wir uns wappnen?

Nach Ansicht des Epidemiologen Arnaud Fontanet (61) «lässt sich viel am Anfang einer Epidemie machen und dann muss es auch passieren». So hatte Dänemark 2020 sehr früh Ausgangssperren verhängt und konnte damit die Pandemie früher eindämmen. Auch sei es notwendig, die Kapazitäten zur Entwicklung von Schnelltests zu haben, um die Infizierten schnell zu isolieren. «Unglücklicherweise sind wir heute immer noch in der Reaktionsphase, nicht in der Vorbeugungsphase», sagt Fontanet.

Worum geht es beim «One Health»-Ansatz?

Rund 60 bis 70 Prozent der neuen Infektionskrankheiten sind Zoonosen, werden also von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragen. Indem die Menschen immer mehr Gebiete besiedeln, Massentierhaltung betreiben, international reisen und Ökosysteme zerstören, wird der Lebensraum der Tiere eingeschränkt und die Übertragung von Viren wahrscheinlicher.

Anfang der 2000er-Jahre ist international das Konzept «One Health» entstanden. Es geht davon aus, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur voneinander abhängig ist und sich gegenseitig beeinflusst.

Damit sich die Fehler der Corona-Pandemie nicht wiederholen, strebt die WHO ein neues internationales Abkommen zur besseren Vorbereitung auf und Bewältigung von Pandemien an. Vergangene Woche vereinbarten die 194 WHO-Mitgliedstaaten, ab Februar über den Entwurf eines globalen Abkommens zu verhandeln. (AFP/jmh)

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