Seit langem spricht Wolodimir Selenski (45) von einer Gegenoffensive. Wann diese beginnen soll, ist unklar. Ursprünglich war vom Frühling die Rede. Dieser ist jedoch bald zu Ende. Der BBC sagte der ukrainische Präsident am Donnerstag, dass noch auf Ausstattung gewartet werde. Insbesondere fehle es an Panzern, die seine Streitkräfte schützen sollen.
Derweilen bereitet sich Russland auf die Gegenoffensive vor. Die Frontlinie, strategisch wichtige Städte und bedeutende Hauptverkehrsrouten werden von den Soldaten befestigt.
Satellitenbilder zeigen, wie fleissig die Russen dabei vorgearbeitet haben. Um die besetzten Gebiete zu verteidigen, setzten die Soldaten des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) auf eine gestaffelte Verteidigung, die aus mehreren Abwehrelementen besteht.
Am einfachsten wäre es für ukrainische Streitkräfte, diese Befestigungsanlagen zu umfahren. Wo dies nicht möglich ist, braucht es laut «Spiegel» eine reibungslose Zusammenarbeit von Artillerie, Minenräumern und Panzerfahrzeugen. Auch könnten Kampfjets einen entscheidenden Unterschied machen.
Drachenzähne
Die erste Verteidigungslinie der Russen sind sogenannte Drachenzähne. Das sind massive, etwa einen Meter hohe Beton-Pyramiden. Aufgestellt in drei Reihen sollen sie die Ukrainer ausbremsen. Laut «Spiegel» könnten Selenskis Truppen sie allerdings relativ leicht überwinden – beispielsweise indem sie von Spezialpanzern, wie dem «Dachs», beiseite geräumt werden. Auch können sie mit Sand oder Erde zugeschüttet oder mit Sprengstoff zerstört werden.
Minenfelder
Hinter den Drachenzähnen erwarten die ukrainischen Streitkräfte womöglich Minenfelder. Räumungspanzer wie etwa der UR-77 sind hier dringend nötig. Sie schiessen eine Sprengstoffschnur auf das Minenfeld und lösen die Minen aus, um den Weg freizumachen. Zudem können Minenräumpanzer wie etwa der Wisent 1 eine sichere Schneise durch das Minenfeld ziehen, berichtet der «Spiegel».
Schützengraben
Auf mehreren Satellitenbildern sind zudem Schützengräben zu erkennen. Darin lauern russische Soldaten, die mit massiver Feuerkraft versuchen werden, die Gegenoffensive aufzuhalten. Um sie zu überwinden, braucht es Panzer. Sie können in der Regel einfach über die Gräben hinüberfahren. Ebenso wichtig sind Drohnen, denn sie können die Gräben ausspionieren, Truppenbewegungen feststellen und sogar Bomben fallen lassen.
Bodentruppen
Eine weitere Verteidigungslinie sind Bodentruppen. Sie verschanzen sich in natürlichen Barrieren wie Wäldern und greifen aus dem Hinterhalt an. Laut dem «Spiegel» sind Bodentruppen besonders gefährlich, wenn sie Panzerabwehrraketen einsetzen. Diese sind flexibel, können grosse Schäden anrichten und sind einfach zu verstecken. Was die Ukrainer in diesem Fall tun könnten, ist unklar.
Tiefe Gräben
Es ist durchaus auch möglich, dass tiefere Gräben in die Landschaft gezogen werden, berichtet «Spiegel». Da diese zu gross sind, um überfahren zu werden, müssen ukrainische Streitkräfte sie zuerst auffüllen. Am schnellsten geht das mit Stahlrohren. Eine weitere Option ist, sie mit Sand oder Erde zu füllen – dies kostet jedoch wertvolle Zeit.
Artillerie
Während ukrainische Soldaten Drachenzähnen, Minenfeldern und Co. trotzen müssen, werden sie unter starkem Beschuss stehen. Womöglich ein Grund, weshalb Selenski noch auf Panzer wartet. Gegenüber BBC sagt er: «Ich denke, wir können mit dem, was wir haben, vorankommen und erfolgreich sein. Aber wir werden viele Leute verlieren und das ist inakzeptabel. Wir müssen warten.» (mrs)