Die Bilder, die am 31. Oktober in Paris auftauchten, schockierten. 60 Davidsterne prangten plötzlich auf Mauern. Zunächst hielt man das Ganze für eine antisemitische Aktion. Doch nun steht eine neue Theorie im Vordergrund: Russland soll das Ganze in Auftrag gegeben haben.
Die Davidsterne waren auf Wohnhäusern sowie auf Mauern von Läden und Banken des 14. Arrondissements von Paris zu finden. Das erinnerte an die düstere Nazi-Vergangenheit. Damals wurden Juden gezwungen, einen gelben Davidstern zu tragen, und diese Kennzeichnung erleichterte die Deportation in Konzentrationslager. Auch an Hauswände, wo Juden lebten, wurden Davidsterne gemalt. Dass es nun wieder zu solchen Schmierereien kam, sorgte für Entsetzen. Über die sozialen Medien verbreiteten sich die Bilder der Sterne wie ein Lauffeuer.
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Schnell kam der Verdacht auf, dass es sich hierbei um eine antisemitische Aktion im Rahmen des Nahost-Konflikts handle. Schliesslich leben in Frankreich viele Juden, aber auch viele Muslime. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin (41) sagte, er werde nicht ruhen, bis die Verantwortlichen gefunden werden. Sollten es Ausländer sein, drohte er mit sofortiger Abschiebung.
Ermittler wunderten sich
Die Ermittler hielten sich mit voreiligen Anschuldigungen zurück. Denn: Im Gegensatz zur Nazizeit waren die Davidsterne blau und nicht gelb. Die Mauern, auf die die Sterne gesprüht wurden, schienen zufällig gewählt. Es waren keine Häuser, in denen Juden lebten oder arbeiteten.
Stattdessen erinnert die ganze Aktion an einen Fall, der sich wenige Tage zuvor in einem anderen Bezirk von Paris abspielte. Am 27. Oktober nahm die französische Polizei ein Paar aus Moldau fest, weil es einen Davidstern an eine Mauer gemalt hatte. Sie erzählten, dass sie ein paar Hundert Euro dafür von jemandem aus Russland bekommen hätten. Den Beweis hatten sie auf dem Handy.
Laut der französischen Zeitung «Le Monde» wurden die 60 Davidsterne durch die gleiche Masche in Auftrag gegeben. Aufnahmen von Sicherheitskameras zeigen ein weiteres Paar, offenbar ebenfalls aus Moldau, das die Davidsterne an die Mauern sprüht. Eine dritte Person machte Fotos, die später im Netz landeten. Alle drei hatten danach sofort das Land verlassen. Die Ermittler vermuten, dass Russland versucht, Chaos in einem ohnehin schon angespannten Klima zu schaffen. (jwg)