Ist das die Dugina-Mörderin?
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FSB Video aus Russland:Ist das die Dugina-Mörderin?

Diese Theorien gibt es
Wer steckt hinter dem Anschlag auf Darja Dugina?

Der Mord an Darja Dugina gibt weiter Rätsel auf. Wer steckt hinter dem Anschlag auf die Tochter von Putin-Ideologen? Drei Theorien stehen derzeit im Vordergrund. Eine Übersicht.
Publiziert: 23.08.2022 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2022 um 13:50 Uhr
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Darja Dugina starb bei einem Autoanschlag in Moskau.
Foto: Twitter
Anastasia Mamonova

Darja Dugina (†29) starb am Samstag bei einem Autobombenanschlag in der Nähe von Moskau. Die Tochter des rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin (60) war auf dem Rückweg von einem Traditionsfestival, wo ihr Vater einen Vortrag hielt. Kurze Zeit nach der Abfahrt explodierte ihr Toyota Land Cruiser Prado während der Fahrt. Dugina, die alleine im Auto sass, war auf der Stelle tot.

Viele Fragen sind nach dem Anschlag offen. Blick erklärt, wer hinter dem Attentat stecken könnte und was der Vorfall nun für Putin bedeutet.

Was sagt Russland?

Russland macht die Ukraine für den Mord verantwortlich. «Das Verbrechen wurde von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und begangen», teilte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB am Montag mit. Konkret soll die Agentin Natalja V.* (43) mit ihrer Tochter Sofia (12) am 23. Juli nach Russland eingereist sein.

Die beiden sollen sich eine Wohnung im selben Haus wie Dugina gemietet haben. Ihr Opfer hätten sie zuerst beschattet. Am Tag des Anschlags sollen die Agentin und ihre Tochter das Literatur- und Musikfestival besucht haben, bei dem Dugina Ehrengast war. Berichten zufolge sei der Sprengsatz mutmasslich auf dem Parkplatz des Festivals unter dem Auto platziert worden. Auffällig: Die Kameras des Parkplatzes waren ausser Betrieb. Natalja V. soll Dugina anschliessend mit einem Mini Cooper gefolgt sein – mit gefälschten Kennzeichen. Nachdem die Bombe hochgegangen war, flüchteten Mutter und Tochter via Estland – mit einer ukrainischen Autonummer.

Bei der Einreise in Russland war eine Nummer der selbsternannten Volksrepublik Donezk drauf, später war das Auto mit einem kasachischen Autokennzeichen zu sehen.

Auf der russischen Doxing-Webseite Nemesida, die Daten über die ukrainischen Soldaten veröffentlicht und Berichten zufolge von pro-russischen Cybersicherheitsspezialisten geführt wird, taucht Natalja V. ebenfalls auf. Dort wird ihr vorgeworfen, Mitglied des Asow-Regiments zu sein sowie bei der ukrainischen Nationalgarde gedient zu haben.

Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti veröffentlichte zudem ein Video, das einen Korrespondenten in Mariupol zeigt. Im Treppenhaus trifft er auf eine Frau, die sich als die Cousine von Natalja V. vorstellt. Sie sagt, dass V. bei den ukrainischen Streitkräften gedient habe und vor einem Monat nach Europa gereist sei.

Was ist unstimmig an Russlands Version?

Der Gründer der Investigativ-Plattform Bellingcat, Christo Grosew (53), wies darauf hin, dass Natalja V. bereits im April 2022 auf der russischen Doxing-Website Nemesida als «ukrainische Nationalistin» aufgeführt war. Samt Foto eines Ausweises, das beweisen soll, dass sie bei der ukrainischen Nationalgarde gedient haben soll.

«Wie ist sie mit diesem leicht auffindbaren militärischen Fussabdruck nach Russland gekommen?», fragt sich Grosew.

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Wie reagiert Estland?

Estlands Aussenminister Urmas Reinsalu (47) dementiert, dass V. nach Estland geflohen sei. Nach gegenwärtiger Einschätzung des Aussenamts in Tallinn sei diese Behauptung eine Informationsoperation, sagte er am Montagabend im estnischen Rundfunk. «Wir betrachten dies als eine Provokation der Russischen Föderation in einer sehr langen Reihe von Provokationen, und wir haben im Moment nichts mehr dazu zu sagen», sagte Reinsalu.

Ein Sprecher der estnischen Generalstaatsanwaltschaft in Tallinn sagte der Agentur BNS, dass die Behörde keine Anfrage von russischer Seite zu diesem Thema erhalten habe.

Was ist die Antwort der Ukraine zu den Vorwürfen?

Kiew weist sie zurück. «Die Ukraine hat natürlich mit der Explosion nichts zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind – wie die Russische Föderation – und schon gar kein Terrorstaat», sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak (50).

Das Asow-Regiment weist die Anschuldigungen ebenfalls zurück. «Sie gehörte nie zu unserer Einheit», heisst es in einem Telegram-Statement. Beim Asow-Regiment ist man überzeugt, dass der Terroranschlag als Vorbereitung für das «Tribunal» der Asow-Kämpfer dienen soll. Die Separatisten wollen in Mariupol entsprechende Prozesse durchführen.

Gibt es noch andere Theorien?

Der ehemalige russische Abgeordnete Ilja Ponomarjow (47) behauptet, der Anschlag sei das Werk einer Untergrundgruppe. In einem in der Ukraine betriebenen russischen Oppositionssender verlas er ein angebliches Manifest der sogenannten Nationalen Republikanischen Armee (NRA), in dem Dugina als legitimes Ziel im Kampf gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) bezeichnet wird.

Nach der FSB-Meldung zu Natalja V. sagte Ponomarjow gegenüber dem unabhängigen Portal Meduza, V. sei «nicht direkt an der Straftat beteiligt» gewesen, obwohl sie «keine Aussenstehende» gewesen sei. «Das ist nicht die Person, die den Anschlag verübt hat, aber dies ist eine Person, die Schutz verdient», sagte er.

An dieser Theorie zweifeln jedoch viele. «Es gibt unter russischen Oppositionellen erhebliche Zweifel an der Echtheit der Gruppe», schreibt die Journalistin Anastasia Tikhomirova, die auch für die «Zeit» tätig ist, auf Twitter. Sie bezeichnet Ponomarjow als «nicht unbedingt vertrauenswürdig».

Wer sonst hätte noch ein Interesse an Duginas Tod?

Anastasia Tikhomirova glaubt, dass der Anschlag «ein Vorwand des FSB sein» könnte, «um Repressionen auf Aktivisten auszuweiten und sie auszuspionieren».

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Der russische Soziologe Igor Eidman (53) ist ebenfalls davon überzeugt, dass der russische Geheimdienst selbst dahinter stecke. «Es sieht nach einer Provokation aus, um einen Vorwand zu haben, Putins Terror sowohl im Land als auch gegen die ukrainische Führung zu verstärken», schreibt er auf Telegram.

Der russisch-amerikanische Historiker Juri Felschtinski (65) sagt gegenüber dem ukrainischen Portal Fakty, dass zwar sehr viele Menschen vom Tod Dugins oder seiner Tochter profitieren könnten, er jedoch nicht glaube, dass die Ukrainer dahinter stecken. «Ich denke, dass aus Gründen, die uns vielleicht noch nicht bekannt sind, die russischen Geheimdienste hinter dem Attentat stecken.»

Und auch der Politikwissenschaftler Nico Lange (47) zieht die Möglichkeit in Betracht, dass weder die Ukraine noch geheime Partisanen hinter dem Anschlag stecken. Gegenüber dem ZDF sagt er, dass die «Spezialoperationen» der 29-Jährigen nicht weit genug gingen. «Das könne Putin unter Druck gesetzt haben», sagt Lange. Es sei auch möglich, dass der Anschlag verübt wurde, um einen Vorwand für die russischen Behörden zu liefern, der Bevölkerung härteren Widerstand schmackhafter zu machen.

War Duginas Vater das wahre Ziel?

Unmittelbar nach Duginas Tod tauchten Berichte von Dugins Anhängern und Bekannten auf, dass die Ukraine hinter dem Mord stecke und der Philosoph selbst das Ziel sei. Der Donezker Separatistenchef Denis Puschilin (41) schrieb dazu: «Terroristen des ukrainischen Regimes, die Alexander Dugin liquidieren wollen, haben seine Tochter in die Luft gejagt.»

Nun berichtet die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf eine anonyme Quelle in den Strafverfolgungsbehörden, dass die Hintermänner der Ermordung lediglich ein Attentat auf die Frau geplant hatten. Alexander Dugin sei für sie uninteressant gewesen. «Diejenigen, die den Mord an Darja Dugina vorbereitet haben, interessierten sich nur für den Tagesablauf und die Gewohnheiten der Journalistin selbst. Diejenigen, die den Sprengsatz aus der Ferne zündeten, wussten genau, dass Dugina alleine unterwegs war. Der Vater war nicht das Ziel der Mörder.»

Diesen Umstand soll auch bestätigen, dass das Auto – entgegen ersten Meldungen – doch Dugina selbst gehörte und nicht etwa ihrem Vater, berichtet die kremlnahe Zeitung «Komsomolskaja Prawda».

Was bedeutet der Anschlag für Putin?

Der politische Analyst und Putins ehemaliger Redenschreiber Abbas Galljamow (50) bezeichnet den Anschlag als einen «Einschüchterungsversuch», der sich gegen kremltreue Personen richtet.

Für sie sei dies ein symbolischer Akt, der zeige, dass die Feindseligkeiten auf das Territorium Russlands verlagert worden seien, was bedeute, dass es sich nicht mehr um einen abstrakten Krieg handele, den man im Fernsehen sehe, sagte er zur «Washington Post». «Dies geschieht bereits in Russland. Nicht nur die Krim wird bombardiert, sondern auch in der Region Moskau werden bereits terroristische Anschläge verübt.»

Laut Galljamow vergrössere die Tatsache, dass «Dugina eine gewöhnliche politische Kommentatorin war», die Angst unter Putins Anhängern.

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