Der tödliche Anschlag auf Darja Dugina (†29) am Samstagabend bei Moskau schürt bei den kremlfreundlichen Russen den Hass auf den Westen. Wer war die Tochter von Alexander Dugin (60), der als «Gehirn» oder Einflüsterer von Präsident Wladimir Putin (69) gilt?
Darja Dugina – die auch als Darja Platonowa auftrat – war eine Hetzerin gegen den Westen. Sie bezeichnete die Ukrainer als «Unmenschen». In Kürze wird ein Buch erscheinen mit dem Titel «Kniga Z» (Buch Z), an dem sie als Co-Autorin mitgearbeitet hat, wie die «New York Times» berichtet.
Zur Erinnerung: «Z» ist das Erkennungszeichen auf den russischen Panzern, es wird auch das Hakenkreuz Putins bezeichnet. Die Zürich-Versicherung hat aus diesem Grund vorübergehend ihr Firmenlogo «Z» aus sozialen Kanälen entfernt.
Butscha-Massaker geleugnet
Dugina unterstützte die aggressive Politik von Präsident Wladimir Putin (69) öffentlich. Kurz vor ihrem Tod sagte sie in einem Interview, dass der Krieg in der Ukraine ein unvermeidlicher Kampf der Kulturen sei. «Das ist liberaler Totalitarismus, das ist liberaler Faschismus, das ist westlicher Totalitarismus», sagte sie, um zu beschreiben, gegen wen Russland ihrer Meinung nach kämpfe.
Wenige Tage vor ihrem Tod bezeichnete sie das Massaker der Russen in Butscha, bei dem im Frühling über 400 Menschen niedergemetzelt worden waren, als ein inszeniertes Ereignis.
Sie stand auf Sanktionslisten
Im Juli hatte die britische Regierung Sanktionen gegen Darja Dugina verhängt. Weil sie auf verschiedenen Online-Plattformen «häufig und in hohem Masse Desinformationen über die Ukraine und die russische Invasion in der Ukraine» verbreitet habe, wie es heisst.
Die USA hatten schon im März Sanktionen verhängt. Sie bezeichnen Dugina als Chefredaktorin einer englischsprachigen Desinformations-Webseite. Diese gehört Jewgeni Prigoschin (61), dem als «Putins Koch» bekannten russischen Oligarchen, der zudem Chef der berüchtigen, in der Ukraine eingesetzten Söldnertruppe Wagner ist. Duginas Vater Alexander bezeichnen die USA als Ideenstifter zum Ukraine-Einmarsch am 24. Februar.
In Russland herrscht Entsetzen über Duginas Tod. «Das geschah in der Hauptstadt unseres Vaterlandes», schrieb der kremlfreundliche TV-Moderator Tigran Keosayan (56). In Anspielung an den Sitz des ukrainischen Präsidenten fügte er an: «Ich verstehe nicht, warum in der Bankowa-Strasse in Kiew noch Gebäude stehen.»
Putin-Anhänger schwören Rache
Dugina sei eine «echte Patriotin» gewesen, trauert der prominente Aussenpolitiker und russische Verhandler im Konflikt mit der Ukraine, Leonid Sluzki (54), im Nachrichtenkanal Telegram. «Dieser barbarische Mord an Darja – das ist im Grunde ein Terroranschlag auf die Ideologie und das Verbindende der russischen Welt.» Die Schuldigen müssten mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.
Vor dem Anschlag hatte Dugina mit ihrem Vater ausserhalb von Moskau ein nationalistisches Festival mit dem Namen «Tradition» besucht. Akim Apachew, ein russischer nationalistischer Musiker, schoss das letzte Bild mit den beiden. Und er postete: «Der Feind steht vor den Toren. Ruhe in Frieden, Darja. Du wirst gerächt werden.»
Dugina war am Samstagabend in einem Vorort von Moskau ermordet worden. Ihr Auto explodierte, kurz nachdem sie eingestiegen war. Auch ihr Chauffeur kam ums Leben. Es wird vermutet, dass der Anschlag ihrem Vater, der kurzfristig zurückblieb, gegolten hatte und der russische Widerstand dahinter steckt.
Russland macht die Ukraine für den Mord verantwortlich. «Das Verbrechen wurde von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und begangen», teilte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB am Montag der Agentur Interfax zufolge mit. Kiew hatte zuvor zurückgewiesen, etwas mit Duginas Ermordung am Wochenende zu tun zu haben. (gf)