Diese fünf Männer sind Wladimir Putins engste Vertraute – noch
Kreml-Chef und sein «Leningrader Zirkel» unterschätzten Widerstand

Auch am vierten Tag nach der brutalen Invasion auf den Nachbarstaat beissen sich russische Streitkräfte am Widerstand der ukrainischen Armee und der kampfbereiten Zivilbevölkerung die Zähne aus.
Publiziert: 27.02.2022 um 21:10 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2022 um 10:14 Uhr
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Präsident Wladimir Putin (69) bei einer Videokonferenz in Moskau, zwei Wochen bevor er den Einmarsch in die Ukraine befahl.
Foto: imago images/SNA
Myrte Müller

Zivilisten bewaffnen sich. Wer kein Gewehr hat, stopft leere Glasflaschen mit Styropor für Molotov-Cocktails. Die selbstgebastelten Waffen sollen aus Fenstern, von Dächern, von Balkonen auf anrückende russische Panzer fliegen. Immer wieder zeigt sich der ukrainische Präsident und Held der Stunde in Selfie-Videos in der Innenstadt von Kiew. Wolodimir Selenski (44) macht Mut, mobilisiert sein Volk gegen Wladimir Putin (69). Entschlossen stemmt sich die ukrainische Armee gegen den Bomben- und Raketenhagel.

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Putins Plan geht nicht auf. Seine am 24. Februar 2022 befohlene Invasion ist alles andere als der geplante Blitzkrieg und gerät ins Stocken. Der Kreml-Chef schäume vor Wut, twittert der ehemalige Oberbefehlshaber der estnischen Streitkräfte Riho Terras. Laut geheimen Dokumenten hocke er in einem Bergversteck im Ural und verfolge mit seinen Vertrauten die Kampfhandlungen in der Ukraine, berichtet Terras.

Geheimbund bildet Kriegskabinett

Zum Machtzentrum des russischen Diktators zählt vor allem der sogenannte «Leningrader Zirkel». Ein Geheimbund von KGB-Männern, die Putin bereits seit Beginn seiner politischen Karriere begleitet. Sie bilden das Kriegskabinett in der sogenannten «militärischen Operation» in der Ukraine. Diese fünf Männer gelten als die schärfsten Kriegstreiber Russlands. Sie stehen allesamt auf den Sanktionslisten der USA und der EU und sind Putins engste Weggefährten. Noch.

Der Falke der Falken

Nikolai Patruschew (70), auch der «der Falke der Falken» genannt, ist der wichtigste Sicherheitsberater Putins. Beide kennen sich aus ihren KGB-Anfängen in Sankt Petersburg (damals noch Leningrad). Bis 2008 war der ehemalige Armeegeneral Chef des Inlandgeheimdienstes (FSB). Danach wurde er Sekretär des Sicherheitsrats der Russischen Föderation. Er schürte stets die Angst, der Westen wolle Russland zerstören, war mitverantwortlich am Tod des Putin-Kritiker Alexander Litwinenko. Patruschew wurde bereits nach der Annexion der Krim 2014 auf die Sanktionsliste der EU gesetzt.

Er hält Putin schon mal den Regenschirm

Anton Waino (50) ist der jüngste Günstling im inneren Zirkel des Kreml-Chefs. Der geborene Este ist Putins Stabschef. Niemand steht im Tagesgeschäft Wladimir Putin so nahe. Er organisiert Putins Auftritte und tritt zuweilen wie ein Diener auf. Auf einer Beerdigung hielt er dem Kreml-Chef sogar den Schirm. Waino spricht exzellent Englisch und kann nach seiner Zeit als Botschafter in Tokyo auch Japanisch. Seit fünf Jahren ist er Vorsitzender der Präsidialverwaltung und ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der Russischen Föderation.

Jäger von Oppositionellen

Alexander Bortnikow (70) ist Chef des Inlandsgeheimdienstes (FSB) und verantwortlich für Terrorismusbekämpfung, unter die auch die Verfolgung der politischen Opposition fällt. Ihm unterstehen die Grenzsicherung, Überwachungen aller Arten wie gross angelegte elektronische Abhöraktionen. Bortnikow und sein Geheimdienst haben unbegrenzten Zugriff auf Datenbanken von Telekommunikationsgesellschaften. Putin und Bortnikow sind Wegbegleiter in ihren KGB-Karrieren seit den 70er-Jahren.

007-Chef im TV von Putin gedemütigt

Sergei Naryschkin (67), Putins Auslandsgeheimdienstchef und Ex-Parlamentspräsident der Duma kennt Wladimir Putin ebenfalls aus der Leningrader Zeit und war KGB-Mitglied. Er gilt als treuer Vasall des Kreml-Chefs und zeigt sich gerne als Hardliner. Zudem sitzt er der «russischen Kommission für historische Wahrheit» vor. Ihm unterstehen alle russischen Auslandsspione. Bekannt wurde Naryschkin weltweit in einem kürzlichen TV-Auftritt, in dem Wladimir Putin ihn wie einen Schulbuben abkanzelt.

Bluthund in Putins Kriegen

Sergei Schoigu (66) befehligt als Verteidigungsminister seit zehn Jahren die russische Armee, Atomraketen inklusive. 2014 führte er die militärische Annexion der Krim durch als einen «Akt der Friedenserhaltung», wie er es nannte. Mit Wladimir Putin verbindet ihn eine tiefe Freundschaft. Immer wieder liessen sich die beiden Macho-Männer während gemeinsamer Sommerurlaube in Schoigus südsibirischer Heimat Tuva mit nacktem Oberkörper beim Fischen, Bootsfahren oder Jagen ablichten. Auf Schoigus Konto gehen Einsätze in Syrien, Georgien, Libyen, Armenien, Kasachstan. In diesen Tagen schickte er 15'000 Panzer in den Ukrainekrieg.

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