Insider: Russische Ukraine-Invasion verläuft nicht nach Plan
Putin verfolgt Krieg angeblich «wütend» im schwer bewachten Bergversteck

Riho Terras, früherer Oberbefehlshaber der estnischen Streitkräfte, zeichnet ein desolates Bild der russischen Armee. Putin habe einen schnellen Sieg in der Ukraine erwartet. Der Kremlchef tobe im schwer bewachten Bergversteck im Ural, von wo er den Krieg befehligt.
Publiziert: 27.02.2022 um 03:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2022 um 07:46 Uhr
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Kriegsgegner halten bei einem Protest in Portugal ein Porträt von Kremlchef Wladimir Putin hoch. Dieser ist offenbar erbost über den Verlauf der Ukraine-Invasion.
Foto: Keystone

Verlässliche Informationen sind das erste Opfer in Zeiten von Krieg. Propaganda soll den Gegner verwirren und die eigene Seite anfeuern. Nachweisen lassen sich auch folgende Informationen nicht, doch sie stammen von einer Person mit grosser Erfahrung und exzellenten Kontakten nach Russland: Riho Terras (54) ist ein ehemaliger General und Oberbefehlshaber der Armee der ehemaligen Sowjetrepublik Estland. Seit zwei Jahren ist Terras EU-Abgeordneter.

Auf Twitter erklärt Terras im Detail, weshalb der russische Präsident Wladimir Putin (69) derzeit «wütend» in seinem schwer bewachten Bergversteck im Ural auf bessere Kriegsnachrichten warte. Auch Oligarchen hätten sich dort versammelt – «damit niemand flieht». Den ukrainischen Widerstand gegen die Invasion hätten Putin und sein innerer Machtzirkel so offenbar nicht erwartet.

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«Die Russen sind schockiert»

Russische Truppen stossen auf weitaus grösseren Widerstand, als der Kreml erwartet haben soll, sagt Terras. «Putin ist wütend, er dachte, dass der ganze Krieg einfach und alles in ein bis vier Tagen erledigt sein würde. Die Russen sind schockiert über den erbitterten Widerstand, auf den sie stossen.»

Terras teilt auch ein Dokument, das seiner Meinung nach von einem Briefing des russischen Geheimdienstes stammt. Daraus geht hervor, dass Putins Invasion weitaus schlimmer verläuft als vom Kremlchef angenommen. «Putin ist wütend», schreibt der Kriegsexperte Terras. «Er war sich sicher, dass es ein Kinderspiel sein würde.»

Pentagon: Russische Truppen treffen in Ukraine auf unerwartet heftigen Widerstand

Die russischen Truppen treffen bei ihrem Vormarsch in der Ukraine nach Angaben der US-Regierung auf unerwartet heftigen Widerstand. «Wir haben Anzeichen dafür, dass die Russen zunehmend frustriert sind, weil sie in den letzten 24 Stunden, insbesondere in den nördlichen Teilen der Ukraine, nicht vorankommen», sagte ein Vertreter des Pentagons am Samstag.

«Nach unseren Beobachtungen ist der Widerstand grösser als von den Russen erwartet», sagte der Beamte. «Die ukrainische Luftabwehr, einschliesslich der Flugzeuge, ist weiterhin einsatzbereit und greift russische Flugzeuge an verschiedenen Stellen des Landes an und verweigert ihnen den Zugang.»

Bei ihrem Vorstoss im Süden von der Krim und vom Schwarzen Meer aus waren die russischen Streitkräfte demnach bislang erfolgreicher. «Aber im Norden gibt es den härtesten Widerstand. In und um Charkiw sowie nördlich von Kiew wird immer noch heftig gekämpft», sagte der US-Beamte.

USA wollen weitere Waffen liefern

Die USA und andere westliche Staaten seien weiterhin in der Lage, Waffen in das Land zu liefern, hob er hervor. Washington plane in den kommenden Tagen weitere Lieferungen, um den Kampf gegen russische Panzer am Boden und Angriffe aus der Luft zu unterstützen.

Russland hatte am Samstag einen Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine «aus allen Richtungen» angeordnet. Laut Pentagon-Informationen sind inzwischen rund 50 Prozent der 150'000 Soldaten umfassenden russischen Invasionstruppen in der Ukraine. (AFP)

Die russischen Truppen treffen bei ihrem Vormarsch in der Ukraine nach Angaben der US-Regierung auf unerwartet heftigen Widerstand. «Wir haben Anzeichen dafür, dass die Russen zunehmend frustriert sind, weil sie in den letzten 24 Stunden, insbesondere in den nördlichen Teilen der Ukraine, nicht vorankommen», sagte ein Vertreter des Pentagons am Samstag.

«Nach unseren Beobachtungen ist der Widerstand grösser als von den Russen erwartet», sagte der Beamte. «Die ukrainische Luftabwehr, einschliesslich der Flugzeuge, ist weiterhin einsatzbereit und greift russische Flugzeuge an verschiedenen Stellen des Landes an und verweigert ihnen den Zugang.»

Bei ihrem Vorstoss im Süden von der Krim und vom Schwarzen Meer aus waren die russischen Streitkräfte demnach bislang erfolgreicher. «Aber im Norden gibt es den härtesten Widerstand. In und um Charkiw sowie nördlich von Kiew wird immer noch heftig gekämpft», sagte der US-Beamte.

USA wollen weitere Waffen liefern

Die USA und andere westliche Staaten seien weiterhin in der Lage, Waffen in das Land zu liefern, hob er hervor. Washington plane in den kommenden Tagen weitere Lieferungen, um den Kampf gegen russische Panzer am Boden und Angriffe aus der Luft zu unterstützen.

Russland hatte am Samstag einen Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine «aus allen Richtungen» angeordnet. Laut Pentagon-Informationen sind inzwischen rund 50 Prozent der 150'000 Soldaten umfassenden russischen Invasionstruppen in der Ukraine. (AFP)

Keine schnelle Kapitulation Kiews

Die ukrainische Armee will laut eigenen Angaben bereits rund 3500 russische Soldaten getötet haben. Viele davon seien beim Abschuss von zwei Transportflugzeugen am Freitagabend ums Leben gekommen.

Moskau habe mit einer schnellen Kapitulation Kiews gerechnet. Daher befürchtet Terras bald schreckliche russische Angriffe auf die Zivilbevölkerung, um Ukrainer in Panik zu versetzen. Er fordert die ukrainische Bevölkerung dazu auf, «standhaft» zu sein.

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Russland habe die Waffen und das Geld nicht

Moskau verfolge bei der Ukraine-Invasion auch «keinen taktischen Plan», sagt Terras. «Der Krieg kostet etwa 20 Milliarden Dollar pro Tag. Raketen gibt es höchstens für drei bis vier Tage. Sie werden sparsam eingesetzt. Es fehlt an Waffen, die Rüstungsfabriken sind nicht in der Lage, die Waffenaufträge zu erfüllen. Gewehre und Munition sind das Beste, was sie liefern können.»

Demnach könne Russland erst in drei bis vier Monaten wieder grössere Waffen produzieren – wenn überhaupt. «Sie haben keine Rohstoffe. Was früher hauptsächlich aus Slowenien, Finnland und Deutschland geliefert wurde, ist jetzt blockiert.»

Terras rechnet damit, dass Russland schon bald Gespräche suchen werde. «Wenn die Ukraine es schafft, die Russen zehn Tage lang aufzuhalten, dann müssen die Russen in Verhandlungen treten. Denn sie haben kein Geld, keine Waffen und keine Rohstoffe. Trotzdem: Sanktionen stehen sie gleichgültig gegenüber.» (kes)

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