Was genau ist passiert?
Der erste direkte Angriff des Irans auf Israel bringt die beiden Erzfeinde an den Rand eines Krieges. Die iranische Armee hat am Samstag israelische Ziele mit rund 300 Raketen und Drohnen angegriffen. Es ist die erste direkte Attacke zwischen den beiden Erzfeinden. Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff führten auch die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele etwa auf den Golan-Höhen aus.
Wie hat Israel auf den Angriff reagiert?
Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab. Keine der 170 Drohnen und keiner der 30 Marschflugkörper habe israelisches Gebiet erreicht, sagte ein israelischer Armeesprecher am Sonntagmorgen. Nur «wenige» der 110 ballistischen Raketen seien bis nach Israel durchgedrungen, eine habe den Luftwaffenstützpunkt Nevatim im Süden des Landes «leicht» getroffen. Der Militärstützpunkt sei aber intakt.
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Israels Verteidigungsminister Joaw Galant (65) erklärte: «Gemeinsam mit den Vereinigten Staaten und weiteren Partnern ist es dem Staat Israel gelungen, sein Territorium zu verteidigen.» Er fügte jedoch hinzu: «Die Schlacht ist noch nicht vorbei – wir müssen wachsam bleiben.»
Gibt es Tote und Verletzte?
Getötet wurde nach israelischen Angaben bei den Angriffen niemand. Zwölf Menschen wurden verletzt, darunter ein siebenjähriges Mädchen. Der Luftraum über Israel wurde gesperrt und erst am Sonntagmorgen wieder geöffnet.
Wieso hat der Iran diesen Angriff gemacht?
Die Führung in Teheran sieht die Angriffe auf Israel als Vergeltung für den Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus. Dort waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden. Syriens Regierung ist direkt mit dem Iran verbündet.
Die iranische Armee erklärte, sie habe alle ihre Ziele durch den Angriff erreicht. Die beiden Hauptziele – ein Geheimdienstzentrum und die Militärbasis Nevatim –, die mit dem Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude im syrischen Damaskus in Verbindung stünden, seien «beträchtlich beschädigt und ausser Betrieb gesetzt worden», sagte Armeechef Mohammed Bagheri (63) im Fernsehen.
Wird Israel zurückschlagen?
Der israelische Aussenminister Israel Katz (68) sagte in einem Interview des Armeesenders: «Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.» Zu einer möglichen Reaktion sagte er: «Wir prüfen die Situation und zeigen dem Kabinett die Pläne. Wir sind bereit, zu unternehmen, was für die Verteidigung Israels notwendig ist.»
Welche Folgen hat der Angriff schon jetzt?
Israel hat als Ergebnis des iranischen Angriffs ein Stück weit die Solidarität seiner Verbündeten zurückgewonnen. Diese war wegen des harten israelischen Vorgehens und der vielen zivilen Opfer im Gaza-Krieg erheblich geschrumpft. Ein militärischer Alleingang gegen den Iran könnte dieses neue diplomatische Kapital aber wieder aufs Spiel setzen.
Wieso kam es zur Eskalation zwischen den Erzfeinden Israel und Iran?
In den vergangenen Monaten nach Beginn des Gaza-Kriegs hat sich der Jahrzehnte alte Konflikt zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran dramatisch zugespitzt. Der jüdische Staat sieht sich nach Angriffen von Milizen, die mit dem Iran verbündet sind, an mehreren Fronten unter Beschuss. Seit der Revolution von 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bezeichnete den Iran in der Vergangenheit ebenfalls als «wichtigsten Feind».
Israelische Politiker machen sich seit Jahren Sorgen wegen der bedrohlichen Töne der Staatsführung in Teheran, die dem jüdischen Staat das Existenzrecht abspricht. Erst kurz vor dem Überfall der Hamas und dem damit beginnenden Gaza-Krieg hatte Irans Staatsoberhaupt Ali Chamenei (84) alte Drohungen gegen Israel bekräftigt und den Staat als Krebsgeschwür bezeichnet.
Welche Rolle spielen die USA?
Israel und die USA sind Verbündete. Das bedeutet: Nicht nur Israel wurde angegriffen, sondern indirekt auch die USA. John Kirby (60), der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weissen Haus, sagte am Sonntag dem Sender NBC: «Wir wollen keine Eskalation. Wir sind nicht auf einen grösseren Krieg mit dem Iran aus.» Zugleich machte er klar, dass die USA «wachsam» wegen möglicher iranischer Drohungen gegen US-Soldaten in der Region seien. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden (81) bereits den «dreisten» iranischen Angriff «auf das Schärfste» verurteilt.