Die weltweite Impf-Übersicht
Länder mit niedriger Quote gefährden uns alle

Wo eine tiefe Impfquote herrscht, entstehen mehr Corona-Mutationen. Daher schauen Virologen mit Sorge auf Afrika, wo auch die neueste Omikron-Variante herkommt.
Publiziert: 03.12.2021 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2021 um 22:50 Uhr
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In Afrika kommt man mit Impfen nur sehr langsam voran.
Foto: keystone-sda.ch

Plötzlich war es da – und versetzt die Welt in Schrecken: Omikron. Seit sich die neue Variante offenbar von Afrika aus verbreitet, haben zahlreiche Länder die Massnahmen-Schraube wieder angezogen. Die Schweiz hat über 20 Länder auf die schwarze Liste genommen und Quarantäne bei Einreise aus diesen Destinationen verhängt.

Dass neue Varianten entstehen können, hat unter anderem mit der Impfquote zu tun. Wenn man nicht oder nur teilweise geimpft ist, können sogenannte Fluchtmutationen entstehen, also Varianten, die der Immunantwort ihres Wirtes entwischen können.

Virus sucht neue Wege

Mirko Trilling, Virologe am Universitätsklinikum Essen (D), erklärt gegenüber dem «MDR»: «Eine Situation, in der die Bevölkerung nur teilweise geimpft ist, birgt leider eine spezielle Gefahr, weil sich das Virus in der ungeimpften Gruppe vermehrt, wobei es zufällig immer wieder zu geringfügigen Änderungen des Virus kommt.»

Gleichzeitig «teste» das Virus, ob die Veränderungen helfen, Genesene oder Geimpfte zu infizieren. «Noch schlimmer wird die Situation, wenn die Geimpften durch unvollständige Impfungen auch nur eine unvollständige Barriere darstellen.» Damit «dressiere» man das Virus geradezu hin zu einer Umgehung von Immun- und Impfantworten, sagt Trilling. Er plädiert daher für ein möglichst schnelles, vollständiges Impfen.

Florian Krammer von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York sagte im «Science Magazine», dass eine weit verbreitete Verzögerung der zweiten Dosis einen Pool von Millionen von Menschen schaffen könnte, die zwar genug Antikörper hätten, um nicht zu erkranken, aber nicht genug, um das Virus abzutöten.

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In Afrika steigen die Zahlen an

Deshalb ist den Virologen die tiefe Impfquote in Afrika von nur sieben Prozent (vollständig geimpft) ein Dorn im Auge. Hier bietet sich Viren viel Raum, sich zu verändern und anzupassen. Quasi ein El Dorado für Mutationen.

Man geht auch davon aus, dass in Afrika die Omikron-Variante entstanden ist. So wurden die ersten Fälle in Südafrika, Nigeria und Botswana entdeckt. Die Impfquoten: In Nigeria sind nur 1,6 Prozent vollständig geimpft, in Botswana dagegen immerhin 20 und in Südafrika 24 Prozent.

Wegen der neuen Variante nehmen die Infektionszahlen in Afrika rapide zu. In der vergangenen Woche wurden auf dem Kontinent 52’300 neue Fälle registriert – das bedeutet einen Anstieg um 105 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Touristen schleppen Varianten ein

Geimpfte sind zwar vor schweren Krankheitsverläufen relativ gut geschützt, können aber dennoch das Virus übertragen. So verbreitet sich Omikron über Touristen in Gebiete, die bereits eine hohe Impfrate aufweisen. Hier suchen sie sich neue Wege, um die bestehenden Barrieren zu überlisten.

Aus diesem Grund pochen Virologen darauf, die Impfquote in Afrika dringend zu erhöhen. Dazu dient die sogenannte Covax-Initiative, eine Einkaufsgemeinschaft mit der Idee, dass reiche Länder für den Impfstoff der arrmen Länder mitzahlen. Covax hat zugesagt, bis September 2022 Impfstoff für 30 Prozent der afrikanischen Bevölkerung zu liefern.

Das ist eine lange Zeit und immer noch ein tiefes Impfziel. Das bietet dem Virus eine gute Gelegenheit, weiter zu mutieren. (gf)

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