«Die Russen haben auf uns gewartet»
So blutig ist die ukrainische Gegenoffensive

Die Gegenoffensive der Ukrainer ist in vollem Gang. Trotz einiger Erfolge ist die Operation zermürbender als erwartet. Mit Minenfeldern und Gräben machen Putins Truppen den Ukrainern das Leben schwer – und sorgen für einen hohen Blutzoll.
Publiziert: 02.08.2023 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2023 um 13:41 Uhr
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Die von der Ukraine gestartete Gegenoffensive ist den Soldaten vor Ort zufolge blutiger und härter als erwartet.
Foto: Getty Images

Vor über zwei Monaten ist der Startschuss für die ukrainische Gegenoffensive gefallen. Tausende vom Westen ausgebildete Soldaten wurden an die Front geschickt, mit dem Ziel, die von Russland eroberten Gebiete zurückzugewinnen.

In den letzten Wochen konnten die Ukrainer bereits einige kleinere Erfolge verbuchen. Der Preis dafür ist jedoch hoch. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters offenbaren die ukrainischen Soldaten nun, wie zermürbend der Kampf tatsächlich ist.

Ihre bisherige Bilanz: Die Schlacht entlang der Front im Südosten des Landes erwies sich als härter und blutiger als erwartet. «Die Russen haben auf uns gewartet», berichtet ein ukrainischer Soldat namens Bulat, der letzte Woche mit seiner Einheit mit gepanzerten Fahrzeugen in die Schlacht zog.

«Sie haben methodisch die Strassen zerstört»

Die Truppen von Präsident Wladimir Putin (70) würden sich diverser Strategien bedienen, um die Ukrainer auszubremsen. So verminen die Russen das Schlachtfeld oder legen Gruben an, die selbst bei trockenem Wetter das Ein- und Ausfahren aus dem Dorf verhindern. «Sie haben methodisch die Strassen zerstört. Selbst das Gehen war ziemlich schwierig», berichtet der 29-jährige Bulat.

Für die ukrainischen Truppen hat das verheerende Folgen: Ihr Tempo ist langsamer und der Blutzoll riesig. «Für hundert Meter, die wir einnehmen, verlieren wir vier bis fünf Soldaten. Das ist der durchschnittliche Verlust», sagte ein Infanterist, der in der Nähe von Donzek kämpft, Ende Juli zur «Kiew Post». Das wiederum schlage natürlich gewaltig auf die Moral.

Auch Bulat und seine Einheit mussten das bereits am eigenen Leib erfahren. «Sie feuerten mit Panzerabwehrwaffen und Granatwerfern auf uns. Mein Fahrzeug fuhr über eine Panzerabwehrmine, aber alles war in Ordnung. Dann stiegen wir ab und rannten in die Deckung.»

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Hohe Verluste sollen verhindert werden

Die Behörden in Kiew haben inzwischen eingeräumt, dass ihre Gegenoffensive langsamer verläuft als erwartet. Den Befehlshabern zufolge ist das bedächtige Tempo jedoch notwendig, um die Verluste so gut wie es geht einzudämmen.

US-Aussenminister Antony Blinken (61) äusserte sich bereits skeptisch über einen schnellen Erfolg der Gegenoffensive. Er sagte gegenüber CNN: «Die Gegenoffensive steht noch relativ am Anfang. Es ist schwierig. Wir haben, glaube ich, noch mehrere Monate vor uns.» Blinken stellte der Ukraine F-16-Kampfjets in Aussicht.

Ob die Ukrainer mit ihrer Grossoffensive einen Gewinn einfahren können, wird sich nach Angaben der ukrainischen Beamten in ein bis drei Wochen herausstellen. So lange dürfte die neue Operation dauern, wenn sie erfolgreich ist. (dzc)

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