Auf einen Blick
- Hamas-Terror dauert fast 11 Monate an
- US-Präsident Biden verurteilt den Tod eines US-Bürgers
- Die Mehrzahl der geborgenen Geiseln waren junge Menschen
Der Hamas-Terror nimmt auch fast 11 Monate seit dem Überfall kein Ende. In der Nacht zu Sonntag hat die israelische Armee sechs weitere tote Geiseln im Gazastreifen geborgen. Unter ihnen ist auch ein US-Bürger. Hier erfährst du, was man über die Toten weiss.
Hersh Goldberg-Polin (†23)
Der israelisch-amerikanische Doppelbürger Hersh Goldberg-Polin wurde wie die anderen Geiseln am Samstag in einem unterirdischen Tunnel im Gebiet Rafah im Gazastreifen geborgen und auf israelisches Territorium zurückgebracht. Seine Familie hatte seinen Tod wenige Stunden, bevor die israelische Armee den Fund bekannt gegeben hatte, bestätigt.
US-Präsident Joe Biden (81) veröffentlichte ein Statement, in dem er mitteilte, er sei «am Boden zerstört und empört» über den Tod des US-Amerikaners.
«Es ist ebenso tragisch wie verwerflich», sagte er. «Machen Sie sich keine Illusionen, die Hamas-Führer werden für diese Verbrechen bezahlen. Und wir werden weiterhin rund um die Uhr an einem Abkommen arbeiten, das die Freilassung der verbleibenden Geiseln sicherstellt.»
Die Familie gab ihre Erklärung am frühen Sonntag ab. «Mit gebrochenem Herzen ist die Familie Goldberg-Polin am Boden zerstört, den Tod ihres geliebten Sohnes und Bruders Hersh bekannt zu geben», hiess es. «Die Familie dankt Ihnen allen für Ihre Liebe und Unterstützung.»
Goldberg-Polin war eine der bekanntesten Geiseln, da seine Eltern sich mit führenden Politikern aus aller Welt getroffen und unermüdlich um ihre Hilfe gebeten hatten. Im vergangenen Monat sprachen sie auf dem Parteitag der Demokraten. Die Menge skandierte: «Bringt sie nach Hause.»
Eden Yerushalmi (†24)
Eden Yerushalmi arbeitete am 7. Oktober auf dem Supernova-Festival nahe dem Kibbuz Re'im als Barkeeperin. Sie wurde, wie rund 360 weitere Menschen, die sich auf dem Festivalgelände aufhielten, in den Gazastreifen verschleppt.
Ende Mai veröffentlichte der israelische TV-Sender Kanal 12 ihren dramatischen Notruf, den sie kurz vor der Entführung absetzte. «Ich bin hier, inmitten der Schiessereien im Süden. Ich brauche deine Hilfe! Ich bin allein und verstecke mich im Gebüsch», sagte Yerushalmi zur Telefonistin in der Polizeinotrufzentrale. «Sie werden mich umbringen. Ich bin tot», sagte die junge Frau, kurz bevor die Verbindung abbrach.
Ihrer Mutter Sarit sagte die völlig verängstigte Mittzwanzigerin am Telefon: «Mama, sie schiessen auf mich, sie schiessen auf mich!»
«Zuerst versteckte sich Eden in einem Auto. Sie erzählte uns, dass sie vorgab, tot zu sein», erzählte ihre Schwester Shani im Gespräch mit Kanal 12. Sie hatte stundenlang per Telefon mit Eden in Kontakt gestanden.
«Sie sagte, sie seien näher gekommen, und in diesem Moment konnten wir sie näherkommen hören, und dann flüsterte sie: ‹Shani, sie haben mich erwischt›, erinnerte sie sich. «Und so endete es, nachdem wir fast vier Stunden in der Leitung verbracht hatten.» Jetzt ist ihre Schwester tot. Nach Angaben der israelischen Armee sollen die Geiseln erst vor ein oder zwei Tagen ermordet worden sein.
Ori Danino (†25)
Auch Ori Danino wurde auf dem Gelände des Supernova-Festivals von der Hamas gefangen genommen. Er war den Terroristen bereits entkommen, entschloss sich jedoch, zurückzukehren, um mehrere andere Menschen zu retten. Diese hatte er erst am Vorabend kennengelernt. Dabei wurde er gemeinsam mit den anderen Festivalbesuchern entdeckt und verschleppt.
Daninos Verlobte Liel Avraham sagte in einem Interview mit der Radiosendung «Seder Yom»: «Er hätte es sich nicht verziehen, wenn er nicht zurückgekehrt wäre, um sie zu retten.» Danino stammte aus einer ultra-orthodoxen Familie.
Alex Lubnov (†32)
Auch der Chef-Barkeeper der Supernova-Party wurde beim Angriff auf das Festival am 7. Oktober entführt. Seine Frau Michal brachte am 1. März ihr zweites Kind zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt war Lubnov bereits mehr als 100 Tage in Hamas-Gefangenschaft. Nun werden seine zwei Kinder ohne ihren Vater aufwachsen.
Im Dezember erklärte seine Frau dem Radiosender 103 FM: «Es wird von Tag zu Tag schwieriger. Ich kann es immer noch nicht ganz begreifen. Es fühlt sich immer noch so an, als könnte er jeden Moment kommen und sagen: ‹Ich bin zurück.›» Während der Hamas-Gefangenschaft war nie auch nur ein einziges Lebenszeichen des Barkeepers nach Israel vorgedrungen.
Carmel Gat (†40)
Gat, die in Tel Aviv lebte, war am 7. Oktober zu Besuch bei ihren Eltern im Kibbuz Be'eri, als Hamas-Terroristen in den Kibbuz eindrangen und ihre Mutter Kinneret töteten. Carmel wurde geschnappt. Ihr Bruder Alon und dessen dreijährige Tochter wurden ebenfalls kurzzeitig verschleppt, konnten aber unterwegs fliehen.
Nach der Freilassung mehrerer Geiseln Ende November erhielt ihre Familie die Nachricht, dass Carmel gemeinsam mit einigen Kindern gefangen gehalten wurde, mit denen sie einmal pro Tag Yoga-Übungen machte. Die gelernte Ergotherapeutin, die im Oktober ihr Masterstudium beginnen sollte, reiste gerne, lernte gerne neue Leute kennen und liebte Musik, berichtete das TV-Magazin «Fokus Jerusalem».
Almog Sarusi (†26)
Almog Sarusi stand kurz vor dem Abschluss seines Psychologiestudiums. Der Israeli liebte es, mit seinem weissen Jeep gemeinsam mit Freunden Roadtrips zu unternehmen. Für seine Freunde spielte er laut Berichten auch gerne Musik auf der Gitarre.
Almog feierte mit seiner Freundin Shahar Gindi (†25) und anderen Bekannten am 7. Oktober auf dem Supernova-Festival. Auf der Flucht vor den Hamas-Terroristen wurde Shahar schwer verletzt. Almog blieb bei seiner Freundin, um ihr beizustehen. Ihre Leiche wurde wenige Tage nach dem Massaker entdeckt. Zu dieser Zeit war Almog bereits im Gazastreifen. Seinen letzten Geburtstag verbrachte er am 18. Januar in Gefangenschaft.