Schwere Strassenkämpfe in der Hauptstadt Khartum
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Aufnahmen aus dem Sudan zeigen:Schwere Strassenkämpfe in der Hauptstadt Khartum

Die Lage im Sudan eskaliert – Russland steckt mittendrin
Westen und Golfstaaten machen gemeinsame Sache

Der aktuell tobende Bürgerkrieg im Sudan kommt Russland gerade gelegen. Denn so kann das Land seine Macht weiter ausbauen. Dagegen kämpft der Westen in gemeinsamer Sache mit den Golfstaaten an.
Publiziert: 18.04.2023 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2023 um 16:05 Uhr
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Es brodelt wieder im Sudan. Das Militär und Paramilitärs sind in der Hauptstadt Khartum aneinandergeraten.
Foto: AFP
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Das sudanesische Militär SAF und das Paramilitär RSF liefern sich um die Hauptstadt Khartum unerbittliche Kämpfe. Schon über 180 Tote und 1800 Verletzte sollen die seit drei Tagen andauernden Kämpfe gekostet haben, so die Nachrichtenagentur AFP. Für Länder von West bis Ost ein Grund zur Sorge.

Denn der Sudan ist reich – vor allem an Bodenschätzen. Umfangreiche Erdöl- und Goldvorkommen haben dem Land internationale Bedeutung verliehen. Besonders Russland hat Interesse am sudanesischen Gold. Am Handel zwischen den beiden Ländern ist offenbar die russische Söldnertruppe Wagner unter Boss Jewgeni Prigoschin (64) beteiligt.

Wagner und Paramilitär machen gemeinsame Sache

Aber nicht nur im Goldhandel haben Wagners Männer ihre Finger im Spiel. Die Söldnertruppe hat eine Beziehung zur Rebellengruppe RSF und ihrem Kommandanten, General Mohamed Hamdan Dagalo (48), aufgebaut.

Dessen Paramilitärs agieren oft gemeinsam mit den Wagner-Söldnern im Sudan. Dabei sollen sie auch mit Waffen und Munition aus russischer Produktion versorgt worden sein. Und: Der sudanesische Rebellenführer erteilte die Erlaubnis für den Bau einer russischen Militärbasis am Roten Meer.

Dieses Ziel visiert der Kremlchef Wladimir Putin (70) schon lange an. Das Projekt würde Russlands Marine den Zugriff auf das Rote Meer und den Indischen Ozean erleichtern. Vielleicht ein Grund, weshalb auch der sudanesische Armeechef und De-Facto-Staatsoberhaupt Abdel Fattah al-Burhan (63) einen guten Draht zum Kreml pflegen soll.

Golfstaaten und Westen wollen Russland weg haben

Russlands Griff nach der Region ist nicht nur dem Westen ein Dorn im Auge, sondern auch den umliegenden Golfstaaten. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gelten zwar als Unterstützer der Rebellen. Doch es scheint so, als wäre den Golfstaaten egal, wer an der Macht ist – solange es nicht Russland ist.

Denn auch diese beiden Länder versuchen schon seit Jahren, ihre eigene Macht in der Region auszubauen, schreibt die «FAZ». Das hat vor allem wirtschaftliche und finanzielle Hintergründe. Denn auch diese Mächte möchten ihre Präsenz am Roten Meer ausbauen. Russlands ständig wachsende militärische Präsenz im Land kommt also ungelegen.

Russland – Freund oder Feind im Nahen Osten?

Das erstaunt auf den ersten Blick: Schliesslich haben sich die Golfstaaten im vergangenen Jahr klar in Richtung Russland und China gewandt. Zuletzt haben die geleakten Pentagon-Dokumente bewiesen, dass die VAE zum wichtigsten strategischen Partner des Putin-Regimes in ganz Afrika geworden sind.

Die Emirate halfen offenbar dabei, die Operationen von Wagner in Libyen zu finanzieren, und boten Wagner Möglichkeiten, das geförderte Gold auf den Markt zu bringen. Beide Länder – Saudi-Arabien und die VAE – haben zudem den Krieg in der Ukraine nicht verurteilt.

Wenn es aber um die eigenen ideologischen und geopolitischen Interessen in der eigenen Nachbarschaft geht, scheint ein altes arabisches Sprichwort treffend für die Allianzen der beiden Länder: «Der Feind meines Feindes ist mein Freund.»


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