In Residenz in Khartum
Angriff auf EU-Botschafter im Sudan

Der EU-Botschafter im Sudan ist nach Angaben des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell in seiner eigenen Residenz angegriffen worden. Die Tat stellt Borrell zufolge einen schwerwiegenden Verstoss gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar.
Publiziert: 17.04.2023 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2023 um 07:25 Uhr
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Am Montag wurde in seiner Residenz im Sudan der EU-Botschafter angegriffen.
Foto: AFP

Inmitten der Kämpfe im Sudan ist am Montag der Botschafter der EU in Khartum Opfer eines Angriffs geworden. Das teilte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell (75) mit.

«Vor ein paar Stunden wurde der EU-Botschafter im Sudan in seiner eigenen Residenz angegriffen», schrieb Borrell im Onlinedienst Twitter.

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Die Tat stelle einen schwerwiegenden Verstoss gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar, so der Spanier weiter. Die Sicherheit diplomatischer Räumlichkeiten und des Personals liege primär in der Verantwortung der sudanesischen Behörden und sei eine völkerrechtliche Verpflichtung.

Botschafter blieb unverletzt

Angaben zur Art des Angriffs sowie zu dem Täter oder den Tätern machte Borrell nicht. Er liess auch offen, ob der Botschafter verletzt wurde oder mit dem Schrecken davonkam. Borrell schrieb lediglich, dass sich der Angriff einige Stunden zuvor ereignet habe. Die EU wird in dem nordostafrikanischen Land durch den irischen Diplomaten Aidan O'Hara (58) vertreten. Aus Diplomatenkreisen hiess es am Abend in Brüssel, O'Hara sei wohlauf und nicht verletzt worden.

Kurz zuvor hatte Borrell mitgeteilt, dass sich die EU angesichts der schweren Gefechte im Sudan um Einfluss auf die Konfliktparteien des innerstaatlichen Machtkampfes bemüht. Man arbeite daran, beide Seiten davon zu überzeugen, eine humanitäre Feuerpause in Erwägung zu ziehen, teilte er mit. Die Zivilisten bräuchten dringend eine Waffenruhe.

185 Tote und 1800 Verletzte

Bei den jüngsten Kämpfen im Sudan wurden nach Angaben der Vereinten Nationen vom Montag mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Der schon lange schwelende Machtkampf zwischen der Armee unter Kommando von Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) seines Vizes Mohammed Hamdan Daglo war am Wochenende eskaliert. Seitdem gibt es schwere Gefechte in dem rund 46 Millionen Einwohner zählenden Land im Nordosten Afrika.

Auslöser der Kämpfe war die geplante Eingliederung der RSF in die Armee; dies gilt als zentraler Schritt bei dem Vorhaben, die Macht in dem nordostafrikanischen Land wieder an eine zivile Regierung zu übertragen. Die Spannungen zwischen Sudans Militärmachthaber Abdel Fattah Al-Burhan (63) und seinem Stellvertreter, dem RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo (48), hatten sich jüngst verschärft.

Sudans De-facto-Machthaber Al-Burhan ist seit einem Militärputsch im Oktober 2021 an der Macht. Er setzte die Regierung ab, die nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen leiten sollte. Die gegen die Armee kämpfende RSF-Miliz ist aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen, die in der südsudanesischen Region Darfur Gräueltaten an der Zivilbevölkerung begangen hatte. (SDA/AFP)

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