Die Exklave wird zum Atom-Schauplatz
Darum ist Kaliningrad für Russland so wichtig

Inmitten des Ukraine-Krieges führt Putin eine Atomübung in der russischen Exklave Kaliningrad durch. Die Region und die gleichnamige Stadt haben für den russischen Präsidenten aber bereits länger eine wichtige Bedeutung.
Publiziert: 05.05.2022 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2022 um 19:21 Uhr
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Die russische Armee führt Atomübungen mit dem Iskander-M-Raketensystem durch.
Foto: Keystone

Kaliningrad ist der westlichste Punkt Russlands. Seit dieser Woche ist die russische Exklave, umgeben von den beiden EU- und Nato-Staaten Polen und Litauen, nicht mehr nur eine Brücke zwischen Russland und dem Westen – sondern auch der Schauplatz der Atomübungen von Präsident Wladimir Putin (69).

Inmitten der Offensive in der Ukraine findet eine Übung mit rund 100 russischen Soldaten statt, die den elektronischen Start von mobilen Raketensystemen mit Atomwaffen vom Typ Iskander-M simuliert, wie das russische Verteidigungsministerium erklärt. Doch warum ausgerechnet in der Provinz Kaliningrad, die nicht einmal halb so gross wie die Schweiz ist?

Kaliningrad stark von Mutterland abgeschirmt

Durch den Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit von Estland, Lettland und Litauen im Jahr 1991 wurde das Gebiet Kaliningrad mit der gleichnamigen Hauptstadt vom russischen Staatsgebiet abgetrennt. Durch den Eintritt Polens und der baltischen Staaten in die EU und die Nato wurde die Exklave noch stärker vom Mutterland abgeschirmt. Infolgedessen wurde die russische Militärpräsenz stark erhöht. Eine Abrüstung Kaliningrads ist laut ZDF nicht in Sicht.

Die kleinste russische Oblast wurde für den Kreml so zu einem der wichtigsten Stützpunkte überhaupt. In der Region, die vor dem Zweiten Weltkrieg Königsberg hiess und unter deutschem Einfluss stand, stationierte Putin seine Ostsee-Flotte sowie seine Luftwaffe – ausgestattet mit Helikoptern, Kampfjets und Bombern – und Landstreitkräfte. Seit 2018 sind hier auch die nuklearwaffenfähigen Iskander-M-Raketen positioniert. Ein Dorn im Auge Europas und der Nato, der im Angesicht des Ukraine-Kriegs zu einer realen Bedrohung werden könnte.

Möchte Putin einen Landkorridor erzwingen?

Die aktuellsten Atomübungen sind allerdings nicht nur wegen der drohenden Gefahr eines nuklearen Krieges besorgniserregend, sondern auch, weil die Angst davor steigt, dass Putin sich gewaltsam einen Landkorridor zur Exklave schaffen möchte. Denn: Die Suwalki-Lücke, die Passage an der Grenze zwischen Litauen und Polen, ist die Achillesferse der Nato und ein gefundenes Fressen für die russischen Truppen.

Bereits im Februar warnte Vytautas Bruveris (48), ein litauischer Politikkommentator, im Blick davor, dass der Konflikt in der Ukraine auch auf die Region um Kaliningrad überschwappen könnte. «Das hoch militarisierte Kaliningrad wird Russland in Zukunft als Erpressungsmittel gegen den Westen dienen», sagte Bruveris.

In Kaliningrad kam einst übrigens der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) zur Welt. In der Stadt erinnert prominent ein Denkmal an den berühmten Aufklärer. Eines von Kants bekanntesten Werken heisst: «Zum ewigen Frieden». (chs)

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