Grenzgänger Arno M.* (37) verdient als Informatiker bei einem Schweizer Versicherungskonzern knapp 10'200 Franken brutto (10'600 Euro) pro Monat. Jeden Tag pendelt er von Deutschland über die Grenze. Doch trotz des guten Einkommens hierzulande und der günstigeren Lebensverhältnisse im Norden, bleibt am Ende des Monats kaum etwas zum Sparen übrig. «Einen Monat ohne Einkommen könnte ich überbrücken, ein zweiter wäre kritisch», meint er. Im «Spiegel» legt M. nun seine Ausgaben offen.
Nach Abzügen wie Arbeitslosen- oder Rentenversicherung bleiben ihm knapp 8600 Euro. Davon müsse er rund 230 Euro für Krankenversicherung beiseitelegen, rechnet Arno M. vor. Der Löwenanteil geht für die Steuern in Deutschland drauf. Insgesamt 3300 Euro legt Arno monatlich auf ein separates Konto zurück. Der Betrag sei grosszügig aufgerundet, da das Finanzamt in der Vergangenheit öfter heftige Nachzahlungen unter strengen Zahlungsfristen forderte, begründet er. Er rechne lieber mit zu viel als zu wenig, zumal der Wechselkurs die Beträge zusätzlich schwanken lasse.
Lieber regional und Bio statt «Discounterschrott»
Seine Frau arbeitet im öffentlichen Dienst und verdient rund 2900 Euro in Deutschland. Deshalb stemmt er den grössten Teil der anstehenden Kosten allein. So etwa der Kredit für die Eigentumswohnung in Süddeutschland. Monatlich beträgt dieser knapp 1600 Euro.
Nebenkosten, Autoleasing und Katzenversicherung schlagen weiter mit rund 580 Euro zu Buche. Diesen Betrag teilt sich Arno hälftig mit seiner Frau. Für Lebensmittel gibt der Deutsche rund 500 Euro aus. Infolge der Inflation hätten sie ihr Einkaufsverhalten zwar angepasst, auf den «Luxus», regional und Bio einzukaufen, will das Paar aber nicht verzichten. Arno M. schreibt, es sei «Blödsinn», mit seinem Gehalt «Discounterschrott» zu konsumieren.
Am Ende des Monats bleiben manchmal nur 500 Euro
Nach Abzug aller Fixkosten bleiben Arno rund 2500 Euro übrig – wenn überhaupt. Er sagt: «Ich bin froh, wenn am Ende des Monats davon noch 500 Euro übrig sind.» Es fielen schliesslich immer wieder Anschaffungen oder Amazon-Bestellungen an, die sich läppern würden. Aus der Abrechnung geht hervor, dass Arno keinesfalls am Hungertuch nagt. So listet er unter «letzter grosser Lustkauf» einen Designersessel im Ausverkauf auf, den er im vergangenen Herbst für 3400 Euro erwarb. Er leistet sich auch mehrmals pro Jahr Kurztrips mit seiner Frau, was «in gehobenem Standard schon mal 1000 Euro kosten» könne. In einem Restaurant würden sie nur etwa einmal im Monat essen, «lieber gut und dafür seltener». Mittlerweile hätten sie sich an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt, meint Arno. Und er sagt sich auch: «Wozu sparen, wenn die Inflation alles auffrisst? Deshalb kaufe ich lieber gleich Sachen, von denen ich weiss, dass sie in einem Jahr teurer sind.»
In Deutschland verdient ein Software-Entwickler wie Arno M. im Durchschnitt übrigens etwa 58'200 brutto pro Jahr, wie «Focus» schreibt. Knapp die Hälfte von Arnos Einkommen in der Schweiz. (sam)
*Name geändert