Deutsche Stadt testet Ausgang mit Abstand
Können Clubs dank «Distanztrackern» bald wieder öffnen?

Corona-Lockerungen hin oder her: Viele Clubs und Discos müssen weiterhin geschlossen bleiben. Die Stadt Stuttgart (D) testet nun einen Distanz-Messer, der das gemeinsame Feiern wieder möglich machen soll. Die Umsetzung sorgt aber auch für Kopfschütteln.
Publiziert: 17.06.2021 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2021 um 19:03 Uhr
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Damit das Nachtleben bald wieder pulsiert, will die Stadt Stuttgart ein neuartiges Projekt durchführen.
Foto: AFP

Ist das die ersehnte Lösung für Club-Betreiber und Disco-Besitzer? Deutschland will die gebeutelte Ausgang-Szene wieder aufleben lassen. In der Stadt Stuttgart kommen dafür als Test Distanztracker in Grösse einer Scheckkarte zum Einsatz. Sie warnen Besucher, wenn sie einander zu nahe kommen.

Dieser Feldversuch soll dabei helfen, auch im Nachtleben enge Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln, wie der «Focus» berichtet. So geht es: Die Besucher einer Disco oder eines Clubs erhalten den Tracker, der dank seiner Grösse einfach in der Tasche verstaut werden kann. Kommt es zu einem zu engen Personenkontakt, wird der Betroffene mit einem Piepsen oder Brummen alarmiert.

Negative Reaktionen auf Tracker-Test

Die Stadt will mit dem Testlauf die Gesundheitsämter entlasten und Ressourcen bei Labors und Teststationen sparen. Umgerechnet rund 540′000 Franken will Stuttgart dafür investieren. Sollte sich der Gemeinderat am Donnerstag für das Projekt entscheiden, wird es testweise für neun Monate laufen.

Die Reaktionen im Netz sind allerdings kritisch. Auf Twitter schreibt eine Nutzerin: «Ich finde es unverhältnismässig und falsch, Technologien zu entwickeln, die auf zehn Zentimeter genau messen, welche Menschen sich wann und wo nahekommen. Diese Art der Überwachung schadet mehr, als sie nutzt.»

Andere beurteilen den Versuch als «sinnfrei» oder finden, dass der Testversuch schlicht Monate zu spät komme.

Daten wichtig, um über das Virus zu lernen

Thomas Lehr, Pharmazie-Professor an der Universität des Saarlandes und Mitinitiator des Projekts, versteht die Bedenken: «Ich verstehe, wenn Leute Angst um ihre Daten haben, deswegen muss man Aufklärung leisten», sagt er gegenüber «Focus». Lehr will mehr über das Virus erfahren und sagt darum: «Wenn man etwas lernen will, muss man sich auch die Daten anschauen.»

Dass in Innenräumen neben dem Abstand auch Aerosole bei der Ansteckung eine Rolle spielen, soll bei der Auswertung des wissenschaftlichen Projektes zum Beispiel mit einbezogen werden, so Lehr. (aua)


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