Der von Trump getötete Qassem Soleimani war vor kurzem noch US-Verbündeter
Er war das Gesicht der iranischen Schreckenstruppe

US-Präsident Donald Trump hat im Irak den iranischen Spitzengeneral Qassem Soleimani töten lassen. Soleimani leitete seit Jahren eine gefürchtete Truppe, die erst noch von den USA gelobt worden war.
Publiziert: 03.01.2020 um 12:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2020 um 13:04 Uhr
USA töten iranischen General Soleimani
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Auf Anweisung von Trump:USA töten iranischen General Soleimani
Guido Felder

Mit der Ermordung von General Qassem Soleimani (†62) hat Donald Trump (73) die iranischen Kräfte voll ins Herz getroffen. Soleimani befehligte 22 Jahre lang die berüchtigten Al-Quds-Brigaden, die als Auslandstruppe der Revolutionsgarden angesehen werden und für die Verbreitung der Doktrin der Iranischen Revolution von 1979 verantwortlich sind. Der Westen wirft ihnen vor, terroristische Anschläge auszuführen.

Die Einheit unterstützte unter anderem kurdische Guerillas im Krieg gegen den Irak, islamistische Kräfte im Bosnien-Krieg und Teile der afghanischen Nordallianz im Konflikt mit den Taliban. Die Unterstützung erfolgt durch Finanzierung, Ausbildung und Bereitstellung von Waffen und Material. Im Irak soll sie den iranischen Einfluss stärken und die amerikanische Präsenz schwächen.

Soleimani galt als begabter Strippenzieher und als das militärische Gesicht der iranischen Einmischung in die Nachbarländer der Region. Nahost-Experte Erich Gysling (83) zu BLICK: «Er galt für viele Iraner als Held, es gab Buttons mit seinem Konterfei, die man sich anstecken konnte.»

Gegen den IS gekämpft

Es ist allerdings noch nicht lange her, als die USA Soleimani als Verbündeten betrachteten. So wurde er vor kurzem in US-Medien gefeiert, weil er mit seinen Brigaden im Irak erfolgreich gegen den IS kämpfte. Auch während des achtjährigen Krieges gegen den Irak (1980–1988) spielte er eine tragende Rolle bei der Bekämpfung von US-Feind und Irak-Herrscher Saddam Hussein (1937–2006).

Soleimani kam 1957 in Kerman in Südostiran zur Welt. Schon in seinen jungen Jahren war er gegen die Monarchie im Iran und unterstützte die von Ayatollah Ruhollah Chomeini (1902–1989) geleitete islamische Bewegung. Nach der Revolution 1979 wurde er Mitglied der neu gegründeten Revolutionsgarden, die heute de facto als zweite Streitmacht des Landes neben der klassischen Armee agieren.

Zukunft der Truppe ungewiss

Der Iran teilte mit, dass nach dem «Märtyrertod» des «glorreichen» Generals der Brigadegeneral Esmail Kaani das Amt übernehme. Der wird es allerdings nicht einfach haben: Soleimani war nicht nur bei der iranischen Führung geschätzt und geachtet, sondern auch bei den Reformern und sogar bei Oppositionskräften im Land, die nicht immer mit den Entscheidungen der Revolutionsgarden einverstanden waren.

Die Al-Quds-Brigaden stehen vor einer ungewissen Zukunft. Die 15’000 Mann starke, höchst effiziente Truppe fordert einen hohen Blutzoll und soll mit jährlich 16 Milliarden Dollar gleich viel wie die ganzen Militärausgaben kosten. Jetzt kommt hinzu, dass sie auch noch ihr Gesicht verloren haben.

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Das Ziel des US-Raketenangriffs beim Flughafen von Bagdad: der Konvoi des hohen iranischen Militärführers General Ghassem Soleimani.
Foto: Keystone
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