In Afghanistan wurden mehrere Grossstädte von Bombenanschlägen heimgesucht. Zahlreiche Menschen kamen dabei ums Leben. Der grösste Bombenanschlag galt einer schiitischen Moschee in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif und forderte am Donnerstag mindestens 20 Todesopfer und 60 Verletzte. Dies sagte ein Arzt in der Provinzhauptstadt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich.
Auch in der Hauptstadt Kabul, in Kundus und der östlichen Stadt Nangarhar wurden Menschen bei Explosionen in den Tod gerissen oder verletzt. In Masar-i-Scharif explodierte zur Gebetszeit ein improvisierter Sprengsatz in der Moschee im Stadtzentrum, wie ein Taliban-Vertreter erklärte. Augenzeugen schätzten die Zahl der Opfer deutlich höher ein und sprachen von mindestens 50 Toten.
«Der Rest des Jahres wird blutig»
Sicherheitskräfte der Taliban sperrten das Gebiet demnach ab und nahmen Menschen vor Ort die Handys ab, Reportern soll der Zugang verwehrt worden sein. Die militanten Taliban hatten im August 2021 wieder die Macht im Land übernommen.
In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der Anschläge in Afghanistan wieder zu. Einen Grossteil reklamiert der IS für sich, der in Afghanistan Anfang 2015 in Erscheinung trat und vor allem im Osten sowie in Gebieten des Nachbarlands Pakistan ein Herrschaftsgebiet etablieren will.
Einst für besiegt erklärt, ist der IS heute weiter aktiv und verübt regelmässig Anschläge gegen Schiiten und die Taliban. Die sunnitischen Extremisten betrachten Schiiten als Abtrünnige vom wahren Glauben, obwohl auch sie Muslime sind.
«Der Rest des Jahres wird blutig, wenn die Taliban nicht in der Lage sind, den Schutz der Öffentlichkeit zu gewährleisten», schrieb der Terrorismus-Experte Jonathan Schroden auf Twitter. Afghanen beklagen die jüngsten Anschläge auf die schiitische Minderheit und fordern mehr Sicherheitsgarantien von der amtierenden Taliban-Regierung. Nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen und der Einnahme der Hauptstadt Kabul hatte die islamistische Gruppe immer wieder versprochen, für Frieden im Land zu sorgen.
Taliban verschärfen Zensur weiter
Unterdessen schränkten die Taliban im Land die Medienfreiheit weiter ein. Nach einem Beschluss des Taliban-Kabinetts sollen die Video-Plattform Tiktok und ein beliebtes Computerspiel verboten werden. Begründet wurde dies damit, «unmoralische Inhalte» einzuschränken.
Bereits am Dienstag gab es in der Hauptstadt Kabul einen verheerenden Anschlag auf eine Schule, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden. In örtlichen Berichten war die Rede von bis zu 25 Toten, genaue Informationen gaben die Behörden nicht bekannt.
(SDA)