Der deutsche Forscher Adrian Zenz (48) hat den Horror der Uiguren in China publik gemacht
Dieser Mann bringt China in Erklärungsnot

Am Dienstag wurden brisante Dokumente veröffentlicht, die den Horror der Uiguren in China zeigen. Zugespielt wurden die Daten einem deutschen Forscher. Der weitgehend unbekannte Mann ist schon länger auf dem Schirm der chinesischen Regierung.
Publiziert: 25.05.2022 um 15:59 Uhr
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Adrian Zenz ist ein deutscher Forscher.
Foto: Keystone

Die wenigsten von uns dürften Adrian Zenz (48) kennen. Doch der deutsche Anthropologe und Forscher deckte mit einem Computer bewaffnet eine der grössten Menschenrechtsverletzungen des 21. Jahrhunderts auf. Mittlerweile steht Zenz auf der Sanktionsliste von China.

Adrian Zenz ist mitverantwortlich dafür, dass das Festhalten von Uiguren in chinesischen Umerziehungslagern publik wurde. Vor wenigen Jahren noch lehrte er an einer kleinen Hochschule in der Nähe von Stuttgart, wie der «Spiegel» berichtet. Das Leben des Forschers änderte sich aber schlagartig, als er 2016 an einem Treffen der International Association of Tibetan Studies in Norwegen teilnahm.

30'000 Sicherheitsjobs in vier Monaten

An der Versammlung hielt Zenz einen Vortrag über die rasant wachsende Zahl von Polizei- und Sicherheitsstellen in Tibet. Die Präsentation erweckte nicht viel Aufmerksamkeit. Der australische Xinjiang-Forscher James Leibold war allerdings begeistert davon. Er fragte Zenz, ob dieser auch den Zuwachs an Sicherheitsstellen in der chinesischen Region Xinjiang erforschen könnte.

Zurück in Stuttgart machte sich der deutsche Forscher an die Arbeit. Er durchforstete chinesische Regierungswebsites nach Stellenausschreibungen für Sicherheitsjobs. Mit Schrecken stellte er fest: Der neue Chef von Xinjiang, Chen Quanguo (66), schrieb in seiner erst viermonatigen Amtszeit 30'000 Sicherheitsstellen aus. Sein Vorgänger hatte in acht Monaten nur einen Bruchteil davon ausgeschrieben.

Zenz deckte Umrisse von Lagern auf

Seine Ergebnisse präsentierte Adrian Zenz 2017 auf einer Konferenz in Melbourne (Australien). Die Zahlen hatten einen grossen Aufschrei zur Folge, und der Forscher wurde zum ersten Mal international wahrgenommen. So beschloss Zenz, noch genauer nachzuforschen.

In den folgenden Jahren stiess der Anthropologe dann auf Bauausschreibungen und Umrisse von Umerziehungslagern. Unterdessen wuchs auch das Interesse der chinesischen Regierung am mutigen Störenfried.

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China: «Deutscher Rechtsextremer»

Im Jahr 2019 wanderte Adrian Zenz mit seiner Familie in die USA aus. Dort bekam er eine Stelle bei der Victims of Communism Memorial Foundation in Washington. Die privat finanzierte Organisation erforscht die Ideologie und Geschichte des Kommunismus.

Im Jahr 2021 setzte China Adrian Zenz auf die Sanktionsliste. Die Begründung: Er sei ein «deutscher Rechtsextremer». Doch Zenz liess sich nicht von den chinesischen Politikern beeindrucken. Erst vor Kurzem veröffentlichte er mit der Hilfe von internationalen Medien erneut brisante Dokumente, die die schlimmen Zustände in den Umerziehungslagern verdeutlichen.

«Menschenrechte haben historischen Kontext»

Als Reaktion auf die sogenannten Xinjiang Police Files wandte sich der chinesische Präsident Xi Jinping (68) am Mittwoch in einem Videogespräch an die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet (70). Bei ihrem bevorstehenden China-Besuch soll nämlich keine «Politisierung» der Menschenrechte oder «zweierlei Mass» bei deren Betrachtung stattfinden.

Xi Jinping bekräftigte auch, dass trotz der allgemeinen Gültigkeit der Menschenrechte unterschiedliche Wege einzelner Länder respektiert werden müssen. «Menschenrechte haben einen historischen, spezifischen und praktischen Kontext», sagte das Staatsoberhaupt. Und die einzelnen Länder müssten ihren passenden Pfad der Menschenrechte deshalb selbst erkunden. (obf/SDA)

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