David-Statue im Kunstunterricht gezeigt
Schuldirektorin in den USA wegen «Pornografie» gefeuert

Die 520 Jahre alte, nackte David-Statue wurde der Direktorin einer erzkonservativen US-Schule zum Verhängnis. Eltern der Schüler hatten reklamiert, weil das Bild der Statue im Kunstunterricht gezeigt wurde. Der Vorwurf: «pornografisches Material»!
Publiziert: 25.03.2023 um 11:56 Uhr
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Hope Carrasquilla wurde als Schuldirektorin entlassen, weil im Kunstunterricht die David-Statue gezeigt wurde.
Foto: Linkedin

Dass die Realität die Satire einholt, passiert in den USA nicht allzu selten.

Das neuste Beispiel: Eine Mittelschul-Direktorin in Florida (USA) wurde vom Schulrat gezwungen, ihr Amt zu quittieren. Hope Carrasquilla wird vorgeworfen, «pornografisches Material» im Unterricht gestattet zu haben. Ihr Vergehen: sie liess zu, dass im Kunstunterricht Sechstklässlern ein Foto von Michelangelos David-Statue gezeigt wurde.

Renaissance zuerst mit Eltern absprechen

Die private Tallahassee Classical School liegt in einer erzkonservativen Gegend im US-Sonnenstaat. Carrasquilla hatte ihr Amt erst neun Monate innegehabt, als sie vor den Schulrat zitiert wurde. Dort wurde ihr vorgehalten, dass sie ein «kontroverses Thema» wie Renaissance-Kunst ohne vorherige Absprache mit den Eltern erlaubt habe. Die Direktorin wies laut der Zeitung «Tallahassee Democrat» darauf hin, dass der Unterrichtsinhalt gesetzlich vorgeschrieben sei.

Doch das Argument stiess auf taube Ohren. Sie wurde darauf hingewiesen, dass drei Schüler sich «unwohl» beim Anblick der 520 Jahre alten, nackten Marmor-Statue gefühlt hatten. Deren Eltern beschwerten sich beim Schulaufsichts-Boss Barney Bishop über die Pornografie im Unterricht. Der stellte Carrasquilla daraufhin vor die Wahl, freiwillig das Handtuch zu werfen oder gefeuert zu werden.

«Im Mittelalter gelandet»

Die skurrile Episode erinnert an eine die 32 Jahre alte Episode der «Simpsons», eine Zeichentrickserie über eine fiktive Familie in der fiktiven Kleinstadt Springfield, die für ihren beissenden Sarkasmus an den USA Kultstatus geniesst. In der Folge «Itchy & Scratchy & Marge» ruft die dreifache Mutter Marge eine Protestgruppe gegen Gewalt im Fernsehen ins Leben. Die wird aber von Fundamentalisten gekapert, die zum Schluss gar gegen die David-Statue mobil machen, die auf Welttournee nach Springfield kommen soll.

Anders als der Schulrat in Tallahassee sehen Marge und die Bewohner der Comic-Serie am Ende ihren Fehler ein, Kunst zensieren zu wollen.

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Immerhin: Nicht alle Eltern können die Entscheidung des Schulrats nachvollziehen. Carrie Boyd hat eine Tochter in der dritten Klasse: «Es fühlt sich an, als ob wir wieder im Mittelalter gelandet sind.»

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