Als Riley O’Keefe (15) endlich einen Blick auf ihr Foto im diesjährigen Jahrbuch werfen kann, traut sie ihren Augen kaum: Das Foto wurde im Nachgang stark zensiert – ein schwarzer Balken verdeckt jetzt ihre Brust.
Doch damit ist sie nicht alleine. Als die Neuntklässlerin weiter durch das Jahrbuch blättert, findet sie Dutzende Bilder von Mädchen, deren Bilder ebenfalls stark nachbearbeitet worden sind. Viele der Änderungen sollen, ähnlich wie bei ihrem Bild, einen schlampigen Balken über der Brust beinhalten, wie sie der «New York Times» erzählt. Sie und ihre Mitschülerinnen fühlen sich von den Veränderungen sexualisiert und blossgestellt, berichtet O’Keefe weiter.
Insgesamt 80 Bilder von Schülerinnen seien bearbeitet worden. Aber: Kein einziges Bild von einem männlichen Schüler war darunter, wie O’Keefe und ihre Eltern bezeugen. Nicht einmal die, auf denen die Jungs in Speedo-Badehosen posieren, seien zensiert worden.
Auf Twitter teilt ein amerikanischer Journalist die Bilder von O’Keefe vor und nach der Bearbeitung:
Sexismus an der amerikanischen Schule?
Die Verantwortlichen der Schulleitung gaben gegenüber amerikanischen Medien zu, dass eine Nachbearbeitung stattfand. Auf der Website der Schule steht: Jahrbuchbilder «müssen mit dem vorgegebenen Dresscode des St. Johns County School District übereinstimmen, sonst könnte eine Nachbearbeitung anfallen».
Eine Sprecherin der Schulleitung sagt dazu: «Die bisherige Vorgehensweise der Bartram Trail High School bestand darin, Bilder, die gegen den Verhaltenskodex verstossen, nicht in das Jahrbuch aufzunehmen. Die Nachbearbeitung war also eine Lösung, um sicherzustellen, dass alle Schüler in das Jahrbuch aufgenommen werden.» Ein Lehrer habe die Bearbeitung durchgeführt.
Tim Forson, der Schulleiter des Bezirks, räumt gegenüber der «New York Times» ein, dass man die Massnahme vorher nicht genug durchdacht habe. Er versichert: «Sicherlich gab es nie die Absicht, einen Schüler wegen seiner Kleidung zu demütigen oder zu schikanieren.»
Veraltete Kontrollmassnahmen
Die Bildbearbeitungen seien aber nur die Spitze des Eisberges, beklagt O’Keefe. Mit einer veralteten Kleiderordnung sollen die Mädchen an der Bartram Trail High School in Florida stark kontrolliert werden. «Sie müssen verstehen, dass sich viele Mädchen deswegen für ihren Körper schämen», sagt die Schülerin. Beispielsweise müssen Oberteile immer die Schulter bedecken und haben «dezent und nicht aufreizend oder störend» zu sein, wie im Verhaltenskodex der Schule geschrieben steht.
Erst im März sorgte eine Aktion an der Schule für Empörung: Die Schulleitung soll zahlreiche Mädchen wegen ihrer Outfits aus den Klassen gezogen oder während der Pausen im Flur bedrängt haben. Eine Schülerin soll dabei sogar gezwungen worden sein, ein anderes Oberteil anzuziehen. Das sorgte für Gegenwehr: Denn am nächsten Tag protestierten die Jungs an der Schule in Solidarität mit den Mädchen – indem sie Röcke und Kleider trugen. Riley O’Keefe startete zudem eine Petition zur Änderung des Dresscodes. Bisher gibt es 5000 Unterstützer. (aua)