Mitten im Unterricht fiel ein Schuss: Abigail Z.* (25), eine Lehrerin an einer Grundschule in der Stadt Newport News im US-Bundesstaat Virginia, wurde am Freitag angeschossen. Ein Primarschüler (6) hatte die Waffe auf sie gerichtet und abgedrückt. Die Kugel traf die 25-Jährige in die Brust und verletzte sie lebensbedrohlich.
Zunächst hiess es, dass der Schuss im Zuge eines Streits fiel. Doch die Polizei stellte nun klar, dass der Junge absichtlich auf die 25-Jährige geschossen hat. «Es gab keinen physischen Kampf oder sonst ein Handgemenge», sagte Polizeichef Steve Drew am Montag während einer Pressekonferenz. Es sei «kein Unfall gewesen», betonte er.
Woher der Bub die Waffe hatte, war unklar. Jetzt teilt die Polizei mit: Die Pistole gehört der Mutter des Jungen. Es handele sich um eine legal gekaufte 9-mm-Taurus-Pistole, die sie im Haus aufbewahrt hatte.
«Rufen Sie den Notruf an, ich wurde angeschossen»
Der Schüler habe die Waffe genommen, in seinen Rucksack getan und mitgenommen. Die Polizei erklärte, die Schule verfüge zwar über Metalldetektoren, jedoch würden die Kinder und ihre Taschen nur stichprobenartig kontrolliert. «Ich will ehrlich sein: Wer wäre schon darauf vorbereitet, dass ein Sechsähriger eine geladene Waffe mit in die Schule bringt und seinen Lehrer erschiesst?», sagt George Parker, Leiter der öffentlichen Schulen von Newport News.
Nach dem Schuss «schrie sie ihre Schüler an, sie sollten weglaufen», sagte ein Elternteil gegenüber Fox News. Die Kinder wurden in die Turnhalle gebracht, bevor sie mit ihren Familien wieder zusammengeführt wurden.
Die Lehrerin habe sich währenddessen auf den Weg zum Verwaltungsbüro gemacht, um Hilfe zu holen. «Sie sagte: ‹Rufen Sie den Notruf an, ich wurde angeschossen.› Und dann wurde sie ohnmächtig», berichtete eine Augenzeugin der «New York Times».
Schule bleibt die Woche über geschlossen
Z. wurde in ein Spital eingeliefert und befindet sich mittlerweile in stabilem Zustand. Der Junge sei in Polizeigewahrsam genommen worden und werde derzeit im Spital untersucht. Die Polizei beabsichtigt, eine vorläufige Haftanordnung zu beantragen und den Vorfall weiter zu untersuchen. Die Schule werde die ganze Woche über geschlossen bleiben, sagte der Schulleiter.
Vorfälle an Schulen mit solch jungen Schützen sind auch in den USA selten. Laut der «New York Times» gab es seit 1970 16 Fälle mit Schützen unter zehn Jahren. Bei drei von ihnen seien Sechsjährige beteiligt gewesen, von diesen drei Vorfällen wiederum seien zwei als versehentlich registriert worden.
Der Vorfall in Newport News unterstreicht die anhaltende Bedrohung durch Waffengewalt an Schulen in den USA. Im Mai waren bei einem Amoklauf an einer Grundschule in Uvalde im US-Staat Texas 19 Kinder und zwei Lehrer ums Leben gekommen. (SDA/hei)
* Name bekannt