Dating-App hat neue Funktion in USA
Kann Tinder auch auf Schweizer Strafregister zugreifen?

Tinder-User in den USA können künftig die kriminelle Vergangenheit von potentiellen Sex-Partnern prüfen. Ist das auch in der Schweiz möglich?
Publiziert: 11.03.2022 um 20:42 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 21:54 Uhr
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Die Dating-App Tinder bietet in den USA eine neue Funktion an.
Foto: AFP

Wer auf Tinder unterwegs ist, erhofft sich heisse Flirts, aufregenden Sex – und manchmal auch die grosse Liebe. Doch immer wieder enden Tinder-Dates mit einem Verbrechen.

Erst im Februar hat «Blick» über einen Zermatter Bergführer berichtet, der mehrfach sein Tinder-Date vergewaltigt haben soll.

Zieht Tinder Sex-Verbrecher an? Die Dating-App reagiert nun in den USA. Künftig ermöglicht die Tinder-App einen Zugang zu einer US-Sexualstraftäterkartei. Die Dating-App Tinder will damit ihren Nutzern in den USA die Möglichkeit geben, die kriminelle Vergangenheit potenzieller Partner zu prüfen.

Bestimmte Straftaten wie Drogenbesitz, Herumlungern oder Landstreicherei werden dabei aber nicht angezeigt. Auch persönliche Details wie Wohnadressen und Telefonnummern der registrierten Straftäter können nicht eingesehen werden. Die ersten zwei Suchanfragen sind kostenlos, danach soll eine Suche 2,50 Dollar kosten.

In der Schweiz ein No-Go

In der Schweiz wäre diese Funktion undenkbar, sagen Experten. «Wir haben ein anderes Verständnis von Datenschutz und von Persönlichkeitsschutz», sagt die Juristin Ursula Sury von der Hochschule Luzern zu Blick. «Der Staat führt das Strafregister – und die Informationen bleiben beim Staat. Die gehen niemanden etwas an, schon gar nicht ein privates Unternehmen.»

Doch es gibt auch Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn jemand mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten will. Hier kann der Arbeitgeber einen Sonderprivatauszug verlangen. «Da steht drin, ob jemand ein Berufs- oder Kontaktverbot hat», sagt der Rechtsanwalt Martin Steiger. «Hier geht es um den Schutz von Minderjährigen – und nicht um Tinder-Dates unter Erwachsenen.»

In der Schweiz dürfte sich für Tinder-User also nichts ändern. Auch in den USA ist die Wirksamkeit der neuen Tinder-Funktion umstritten. Viele Übergriffe werden nicht zur Anzeige gebracht – und landen entsprechend auch nicht in der Straftäterkartei. (br)

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