Diese Bilder gingen um die Welt: Unter «Allahu Akbar»-Rufen entführten Hamas-Kämpfer am 7. Oktober eine ältere Dame aus Ihrem Zuhause im Kibbuz Nir Oz.
Was die Aufnahmen so besonders machte: Inmitten der Terroristen lächelte sie. Es schien, als würde ihr das Chaos nichts ausmachen. Fast so, als würde es sie nicht kümmern, dass sie entführt wurde. Manche interpretierten in die Bilder hinein, dass die Frau an Demenz leiden würde und ihre Lage nicht mehr richtig wahrnehmen würde.
Mittlerweile ist der Name der Seniorin bekannt. Yaffa Adar (85) überstand die Gefangenschaft trotz Herz- und Nierenproblemen. Nach 49 Tagen Geiselnahme kam sie im Austausch für palästinensische Häftlinge frei.
Geisel auf Golfcart geht viral
Erstmals sprach sie nun mit dem israelischen TV. Anzeichen für Demenz konnten die Zuschauer dabei nicht entdecken. «Ich habe beschlossen, ihnen nicht das Vergnügen zu bereiten, mich ängstlich zu sehen», so Adar im israelischen Sender Channel 12. Eigentlich habe es keinen Anlass für Fröhlichkeit gegeben, sagte sie. Die radikalen Islamisten hätten sie in ein Golfcart geworfen und seien mit ihr in den Gazastreifen gefahren, erzählt sie. «Es waren eine Menge Leute um uns herum, und diese Menschenmenge spuckte mich an und schrie. Das war nicht angenehm.»
Sie ergänzt: «Als ich dort sass, dachte ich mir: Ich werde nicht zulassen, dass sie mich zerstören. Ich möchte, dass meine Kinder stolz auf mich sind.» Sie habe keine Angst verspürt, warum wisse sie nicht.
Die Hamas-Gefangenschaft ist nicht der erste Horror, den Adar überlebte. Sie lebte als Kind im Warschauer Ghetto, dem Sammellager für Juden im von den Nazis besetzten Polen, das schliesslich komplett niedergebrannt wurde.
Yaffa Adars Enkel ist noch im Gazastreifen
Sie war Mitbegründerin des Kibbuz Nir Oz, einem linksgerichteten Dorf, welches sich für Frieden mit den Palästinensern einsetzte. Es wurde von den Hamas-Terroristen zerstört. Einer ihrer Söhne behandelte als Gefängnisarzt Hamas-Chef Jahia Sinwar (61).
Die dreifache Mutter, achtfache Grossmutter und siebenfache Ur-Grosi wurde zum Symbol für innere Stärke und Widerstandsfähigkeit. Sie muss stark bleiben, denn einer ihrer Enkel, Tamir Adar (38) wurde am 7. Oktober ebenfalls verschleppt. Er gehört zu den Geiseln, die sich weiter im Gazastreifen befinden. Unter den 112 Geiseln und 20 Toten, die die Hamas noch im Gazastreifen festhält, sind nach Angaben der israelischen Armee zwei Kinder, 19 Frauen und zehn Menschen über 75 Jahre. (nad)