«Das ist der Schlüssel»
CSI-Ermittler erforscht Mord im All – noch ohne Opfer

Ein Forscher-Team widmet sich der dunklen Seite der zukünftigen Raumfahrt: Sie versuchen Methoden zu entwickeln, um Verbrechen auch im Weltraum mit der Wissenschaft aufklären zu können.
Publiziert: 15.05.2024 um 10:20 Uhr
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Zack Kowalske untersucht, wie sich Blut im Weltraum verhält.
Foto: Zack Kowalske
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Johannes HilligRedaktor News

SpaceX-Chef Elon Musk (52) will Menschen unbedingt auf den Mars bringen. Dafür tüftelt er an einer Rakete. Bisher ohne Erfolg. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es Flüge zum Mars oder anderen ferneren Planeten geben wird. Und genau darauf bereitet sich Zack Kowalske vor.

Nicht als Kandidat für einen Testflug, sondern als Ermittler. Er will gewappnet sein, wenn es zum ersten Mord im All kommt. Wo Menschen auf engstem Raum und für eine lange Zeit zusammenkommen, kann es zu Gewaltausbrüchen kommen. Der CSI-Ermittler erforscht deshalb, wie man einen Mord im All erkennen kann.

Zack Kowalskes Forschungsziel ist es, Muster von Blutspritzern nach diversen Formen von Gewaltverbrechen in Schwerelosigkeit zu erkennen. Seine Experimente führte der Tatort-Forensiker aus Atlanta in einer modifizierten Boeing 727 der Zero Gravity Corporation durch, wo man beim Flug Schwerelosigkeit erzeugen kann. 

Winkel vom Blutspritzer-Aufprall errechnet

Für diverse Mord-Szenarien mit verschiedenen Waffen benutzte Kowalske eine Mixtur von 40 Prozent Glyzerin und 60 Prozent Lebensmittelfarbstoff, mit der die relative Dichte und Zähflüssigkeit von menschlichem Blut simuliert wurde. Mit diesen Blutstropfen wurde mit einer hydraulischen Spritze in verminderter Schwerkraft auf ein Ziel «geschossen». Anhand des Blutspritzer-Musters errechneten der Forscher und ein britisches Wissenschaftlerteam dann den Winkel des Aufpralls – wie er zum Beispiel sein würde, wenn ein stumpfer Gegenstand gegen einen Schädel knallt.

«Mit einer Blutspurenanalyse sind wir auf der Erde in der Lage, ein Verbrechen oder einen Unfall zu rekonstruieren. Dagegen wissen wir viel zu wenig, wie flüssiges Blut in einer Umgebung mit veränderter Schwerkraft wirkt. Das ist der Schlüssel für forensische Ermittlungen im All», schreibt Kowalske im Fachjournal «Forensic Science International: Reports».

Astroforensik noch in den Kinderschuhen

Ein Resultat der Studien ist bisher, dass die Blutspritzer im All andere Grössen und Muster haben als auf der Erde. Graham Williams von der Universität Hull, der als Co-Studienleiter fungiert, sagt: «Blut im All hat eine Tendenz, länger an Flächen kleben zu bleiben – was das Spritzmuster deutlich ändert. Mit unserem Erd-Wissen kommen wir da nicht weiter.»

Laut Kowalske steckt die Astroforensik noch in den Kinderschuhen: «Wir werden noch eine längere Zeit brauchen, um all die neuen Informationen zu verstehen und Forensik auch in ausserirdischen Regionen betreiben zu können. Das wird sehr wichtig sein, wenn sich die Menschheit zu einer weltallreisenden Spezies weiterentwickelt.» Sollte es in einem Raumschiff zu einem Mord kommen, kann Kowalske anhand von Blutflecken rekonstruieren, wo sich Besatzungsmitglieder aufgehalten haben während des Verbrechens.

Und dann ist da noch die Frage, wer genau die Untersuchung im Weltall durchführen würde. «Die Zuständigkeit wird schwierig sein», erklärt Anwältin Michelle Hanlon gegenüber Fox News. «Weltraumobjekte fallen unter die Zuständigkeit und Kontrolle des Staates, der das Objekt gestartet hat.»

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