Wähler bereuen ihre Entscheidung
Das steckt hinter dem Trump-Regret-Syndrome

Donald Trumps Wähler beginnen offenbar, ihre Entscheidung zu bereuen. Viele realisierten erst jetzt die möglichen negativen Konsequenzen seiner Politik für verschiedene Bevölkerungsgruppen und die Wirtschaft, stellt ein Psychiatrieprofessor fest.
Publiziert: 20.03.2025 um 16:57 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2025 um 18:51 Uhr
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Donald Trump legt als US-Präsident ein ordentliches Tempo vor.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Trump-Wähler bereuen ihre Entscheidung
  • Wegen drohender Nachteile und Abschiebungen
  • Viele unterschätzten die Konsequenzen und ignorierten Warnzeichen vor der Wahl
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Johannes HilligRedaktor News

Er hatte gehofft, dass es besser wird, wenn er für Donald Trump (78) als neuen US-Präsidenten stimmt. Doch es kam anders. David Pasquino verlor seinen Job beim Kriegsveteranenministerium – eine Folge von Trumps Wahlversprechen, die Kosten der Bundesbehörden drastisch zu kürzen.

«Das habe ich mir nicht vorgestellt, als Präsident Trump erklärte, er wolle die Regierung verändern und effizienter machen», sagte Pasquino zum «Business Insider». Er finde es aber weiterhin gut, dass Trump seine Wahlversprechen umsetzen will und die Grenzen zu den USA sicherer machen möchte.

Aber Pasquino ist trotzdem enttäuscht. Damit ist er nicht allein. Viele US-Amerikaner und -Amerikanerinnen hatten sich durch Trump eine spürbare Verbesserung erhofft. Doch bisher blieb diese aus. Stattdessen sorgen weitere Probleme für Schlagzeilen. Ein Masernausbruch im Süden der USA, Eierknappheit, Trumps Handelskrieg mit vielen Staaten, darunter Kanada oder China.

Umfragewerte zeigen: Zustimmung für Trumps Politik sinkt

Die Enttäuschung der Amis spiegelt sich auch in den Umfragen wider. Seit Anfang März sinkt die Zustimmung für den Republikaner langsam, aber stetig. Eine Umfrageanalyse des Meinungsforschers Nate Silver ergab am 11. März zum ersten Mal eine Einbusse bei der Beliebtheit. Zu diesem Zeitpunkt lag die Missbilligungsquote bei 48,1 Prozent, am heutigen Donnerstag liegt sie schon bei 49,6 Prozent. Zum Vergleich: Der Prozentsatz der Amerikaner, die am Donnerstag die Politik Trumps guthiessen, lag bei 47,5 Prozent, am 11. März waren es noch 48 Prozent. Kein grosser Unterschied, aber ein sichtbarer Trend. 

Auch die Plattform «Realclear Polling», die verschiedene Umfragewerte zu einem Gesamtwert zusammenrechnet, registriert eine Unzufriedenheit bei einer knappen Mehrheit der Amerikaner. Wirtschaft, Inflation, Aussenpolitik – in diesen drei Themengebieten sanken demnach in den vergangenen Wochen die Zustimmungswerte für Trumps Ideen je nach Befragung teilweise im zweistelligen Bereich.

«Zukunft düsterer als die Gegenwart»

Die Welt wirkt mit Trump komplizierter, wo sie doch einfacher werden sollte. «Viele Arbeiter, die Trump wählten, übernahmen seine aggressive Haltung in der Hoffnung, sich gegen die Norm und für eine bessere Zukunft aufzulehnen, konnten sich jedoch nie vorstellen, dass die Zukunft düsterer sein könnte als die Gegenwart», schreibt der Psychiater Arthur Lazarus in seiner Analyse der aktuellen Lage in den USA.

Der Mediziner geht davon aus, dass Millionen Menschen in den USA es bereuen, Trump ihre Stimme gegeben zu haben. Sie alle würden an einem «Trump-Regret-Syndrome» (Trump-Reue-Syndrome) leiden, so Lazarus.

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Manche Trump-Wähler fürchten sich nun davor, selbst abgeschoben zu werden

Zentral sei dabei das Gefühl, zu realisieren, dass es mit Donald Trump als US-Präsident nicht einfacher, nicht besser als zuvor wird, sondern vielleicht sogar schlimmer, meint der Psychiatrieprofessor. Viele Amerikanerinnen und Amerikaner seien naiv gewesen und hätten Trump und seinen Versprechen zu schnell Glauben geschenkt und gleichzeitig nicht darüber nachgedacht, was die Veränderungen, die Trump versprochen hat, für sie selbst bedeuten könnte.

Zum Beispiel, dass die harte Migrationspolitik auch sie treffen könnte. Manche befürchten, abgeschoben zu werden, durch die Regierung, die sie selbst gewählt haben. Arthur Lazarus ist sich sicher, dass das Trump-Regret-Syndrome weiter um sich greifen wird.

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