Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht und erstmals Israel direkt mit Drohnen und Raketen angegriffen. Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff führten auch die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die pro-iranischen Huthis im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele aus. International wurden die iranischen Angriffe scharf verurteilt.
Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab – aber nicht alleine. US-Präsident Joe Biden (81) erklärte, dass die US-Streitkräfte Israel dabei geholfen hätten, «fast alle» Drohnen und Raketen abzuwehren. Gleichzeitig bezeichnete Biden den iranischen Angriff als «dreist» und sicherte Israel seine «unerschütterliche» Unterstützung zu.
«Unsere Verpflichtung für Israels Sicherheit gegen Bedrohungen aus dem Iran und von dessen Stellvertretern ist unerschütterlich», erklärte Biden. Zuvor hatte er eine Dringlichkeitssitzung mit seinem für Sicherheitsangelegenheiten zuständigen Team abgehalten. Zudem kündigte Biden für diesen Sonntag Beratungen der G7-Gruppe an.
Briten-Jets im Einsatz
Der britische Premierminister Rishi Sunak (43) verurteilte den iranischen Angriff auf Israel als gefährlich und «rücksichtslos». Sunak betonte: «Der Iran hat wieder einmal bewiesen, dass er darauf abzielt, in seinem eigenen Hinterhof Chaos zu säen.» Grossbritannien werde sich «weiterhin für die Sicherheit Israels einsetzen». Darüber hinaus hat Sunak den Einsatz von britischen Jets zur Abwehr iranischer Drohnen bestätigt.
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Kampfflugzeuge hätten «eine Reihe» iranischer Angriffsdrohnen abgeschossen, sagte Sunak am Sonntag. Zuvor war bekannt geworden, dass Grossbritannien zusätzliche Flugzeuge in die Region verlegt hatte.
Vom Erzfeind zum Partner
Neben dem Einsatz von amerikanischen und britischen Jets kamen im Verlauf der Angriffe auch Kampfflieger aus Jordanien zum Einsatz, die Dutzende iranische Drohnen neutralisiert haben sollen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie stark sich die Beziehungen zwischen Jordanien und Israel geändert haben.
Standen sich die beiden Nationen einst feindlich gegenüber, verbesserte sich deren Verhältnis 1994 mit der Unterzeichnung eines Friedensabkommens. Ganz frei von Spannungen ist die Beziehung seither aber nicht geblieben.
2019 sprach Jordaniens König Abdullah II. bin al-Hussein (62) von einem «Allzeittief» in den Beziehungen. Offenbar soll es zwischen ihm und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu (74) ausgeprägte Animositäten geben.
Scholz verurteilt Angriff auf China-Reise
Auch vonseiten der Schweiz ist Kritik am iranischen Angriff zu vernehmen. «Die Schweiz verurteilt die koordinierten Angriffe aus Iran gegen Israel aufs Schärfste», teilte das Aussendepartement am Sonntagmorgen auf der Plattform X mit. Der Angriff erhöhe die Risiken für die Region erheblich. Die Schweiz appellierte in der Stellungnahme an alle Seiten, grösstmögliche Zurückhaltung zu üben. «Die Spirale der Eskalation muss sofort gestoppt werden.»
Bundeskanzler Olaf Scholz (65) übte ebenfalls Kritik und warnte vor «jeder weiteren Eskalation» in der Region. «Wir können nur alle warnen, insbesondere den Iran, so weiterzumachen», sagte Scholz bei einem Besuch im chinesischen Chongqing.
«Das ist eine schlimme Eskalation der Lage und das ist in keiner Weise akzeptabel, nachvollziehbar und hinnehmbar», sagte Scholz weiter. Es sei gut, dass es den israelischen Luftverteidigungskräften gelungen sei, mit Unterstützung der USA und auch arabischen Partnern «diesen Angriff weitgehend abzuwehren».
«Gefährliche Spirale»
Die französische Regierung verurteilte den Angriff als neue Stufe der «Destabilisierung». Teheran gehe damit «das Risiko einer militärischen Eskalation ein», erklärte Aussenminister Stéphane Séjourné (39). Präsident Emmanuel Macron (46) verurteile den «beispiellosen Angriff des Iran auf Israel, der die Region zu destabilisieren droht, auf das Schärfste».
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni (47) erklärte, Rom sei «besorgt über eine weitere Destabilisierung in der Region» und werde «weiterhin daran arbeiten, diese zu verhindern».
Der italienische Aussenminister Antonio Tajani (70) warnte, der «iranische Vergeltungsschlag» könne «eine gefährliche Spirale in Gang setzen». Die G7 würden zudem «die Botschaft an Israel übermitteln, dass grösste Vorsicht geboten ist, damit sich die Situation nicht verschlimmert», sagte Tajani.
«Tiefe Besorgnis über Eskalation»
Auch aus Russland sind erste Reaktionen zum iranischen Angriff eingetroffen. Das russische Aussenministerium rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf und zeigte sich besorgt über die Eskalation im Nahen Osten. Daran trage der Westen jedoch eine Mitschuld. Der Iran berufe sich bei seinem Raketenangriff auf Israel auf das Selbstverteidigungsrecht gemäss Artikel 51 der UN-Charta nach der Attacke auf die iranische Botschaft in Damaskus, erklärte das russische Aussenministerium in Moskau.
Weiter hiess es: «Wir vertrauen darauf, dass die Staaten der Region die bestehenden Probleme mit politischen und diplomatischen Mitteln lösen.» Demnach telefonierte Aussenminister Sergej Lawrow (74) mit seinem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian (59).
Auch die Volksrepublik China äusserte ihre «tiefe Besorgnis über die aktuelle Eskalation». China «fordert die massgeblichen Parteien auf, Ruhe und Zurückhaltung zu üben, um weitere Eskalationen zu verhindern», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums. Das Land rufe die internationale Gemeinschaft, «insbesondere Länder mit Einfluss, dazu auf, eine konstruktive Rolle für den Frieden und die Stabilität der Region zu spielen».
Arabische Staaten rufen zur Zurückhaltung auf
Das saudi-arabische Aussenministerium forderte den UN-Sicherheitsrat auf, «seine Verantwortung für die Aufrechterhaltung des internationalen Friedens und der Sicherheit wahrzunehmen». Das Königreich beteiligte sich laut eigenen Angaben nicht an den Abwehrmassnahmen.
In einer Erklärung warnte es vor einer «militärischen Eskalation» und appellierte an «alle Seiten, äusserste Zurückhaltung zu üben und die Region und ihre Völker vor den Gefahren eines Krieges zu bewahren». Ähnlich tönt es aus den Hauptstädten Katars und der Vereinigten Arabischen Emirate.
Aus Ägypten heisst es derweil, Kairo stehe «in direktem Kontakt mit allen Konfliktparteien» und versuche die Lage zu entschärfen. Das Aussenministerium warnte zugleich vor dem «Risiko einer regionalen Ausweitung des Konflikts».