Geheimdienst: Iran rekrutiert Leute für Attentate in Schweden
Der Iran rekrutiert schwedischen Angaben zufolge Mitglieder krimineller Gruppen in Schweden für Attentate in dem Land. Diese sollen sich gegen andere Staaten, insbesondere Israel, richten.
Das «iranische Regime benutze kriminelle Netzwerke in Schweden dazu, Gewalttaten gegen andere Staaten, Gruppen oder Menschen in Schweden auszuüben, die es als Bedrohung ansieht», teilte der schwedische Inlandsgeheimdienst (Säpo) am Donnerstag mit. Die Taten seien insbesondere gegen «israelische und jüdische Interessen, Ziele und Aktivitäten» gerichtet, hiess es weiter.
Vor zwei Wochen hatte die Polizei «verdächtige» Schüsse in der Nähe der israelischen Botschaft in Stockholm gemeldet. Im Februar war ein aktivierter Sprengsatz auf dem Grundstück der Botschaft gefunden worden. Der Botschafter sprach von einem «versuchten Anschlag».
Dem Geheimdienst zufolge könnten auch «sehr junge Personen, sogar Kinder» für Aktivitäten benutzt werden, die die Sicherheit Schwedens gefährden. Schweden hat seit Jahren mit schwerer Bandenkriminalität zu kämpfen. Fast wöchentlich kommt es zu Schiessereien und Bombenattentaten.
Mossad: Iran fördert vor Olympischen Spielen Terror in Europa
Israels Auslandsgeheimdienst Mossad warnt nach Medienberichten vor Unterstützung des Irans für Terror gegen jüdische und israelische Einrichtungen vor den Olympischen Spielen in Paris. Israelische Medien berichteten am Donnerstag, nach Darstellung des Mossad stütze Teheran sich dabei auf kriminelle Gruppen in Europa. Die Vorwürfe liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die «Jerusalem Post» nannte dabei zwei Gruppen namens Foxtrot und Rumba. Diese seien «direkt verantwortlich für gewaltsame Aktivitäten und Terrorförderung in Schweden und ganz Europa». Sie hätten dafür finanzielle Unterstützung und Anweisungen aus dem Iran erhalten.
Laut Mossad steht der Iran demnach hinter einem Vorfall, bei dem vor knapp einer Woche ein Mann eine Airsoft-Granate in Richtung der israelischen Botschaft in der Brüsseler Gemeinde Uccle geworfen haben soll. Eine Airsoft-Granate ist eine Nachbildung einer echten Granate, die die Wirkung einer echten Granate in Airsoft-Spielen simulieren soll.
Dies gelte auch für Schüsse in der Nähe der israelischen Botschaft in Stockholm vor zwei Wochen. Bei beiden Vorfällen hatte es keine Opfer gegeben.
Israel traf bei Angriff russischen Flugabwehrradar
Satellitenbilder zeigen offenbar, dass beim israelischen Angriff im Iran ein Radarsystem für ein aus Russland stammendes Flugabwehrsystem getroffen wurde. Das berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press am Dienstag. Es handelt sich demnach um einen S-300-Radar. Der Iran dementiert die Meldung allerdings vehement.
«Dieser Schlag zeigt, dass Israel in der Lage ist, das iranische Luftverteidigungssystem zu durchdringen», analysiert die Expertin für Sicherheitspolitik Nicole Grajewski von der Carnegie-Stiftung. «Die Präzision, mit der dies geschah, ist ziemlich bemerkenswert.»
Die Satellitenfotos von Planet Labs PBC wurden am Montagmorgen in der Nähe des Flughafens und Luftwaffenstützpunkt von Isfahan, rund 320 Kilometer südlich von Teheran, aufgenommen. Sie zeigen ein Gebiet, das als Einsatzort für das Flugabwehrsystem diente. Um die Reste des Radarsystems befinden sich nun Analysten zufolge Brandspuren.
Hisbollah: Grenzgebiet in Israel mit Dutzenden Raketen beschossen
Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Den Angriff auf Militärziele bezeichnete die Miliz in einer Mitteilung am Montagabend als Vergeltung für israelische Luftangriffe.
Geheim-Deal zwischen Israel und dem Iran?
Der Iran plant nach Angaben von Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian derzeit keinen Vergeltungsangriff gegen Israel. «So lange das israelische Regime keine neuen Abenteuer gegen die Interessen des Iran plant, werden wir nicht antworten», sagte Amir-Abdollahian am Freitag im US-Nachrichtensender NBC News.
In der iranischen Region Isfahan hatten sich in der Nacht zum Freitag Explosionen ereignet. US-Medien berichteten unter Berufung auf Regierungskreise in Washington, dass Israel für die Explosionen verantwortlich gewesen sei.
Dass der Iran jetzt keinen weiteren Angriff startet, könnte an einem geheimen Deal zwischen den beiden Ländern liegen. «Die Iraner haben inoffiziell die Zustimmung für einen ganz kleinen begrenzten Schlag gegeben, das war es nämlich heute auch, und versprochen, dass sie nicht eskalieren werden», vermutet Militärexperte Carlo Masala in der «Bild». Heisst: Israels Mini-Angriff war abgesprochen.
Tatsächlich spielt der Iran, den Angriff herunter. Was in der Nacht zum Freitag passiert sei, «war kein Angriff», sagt der iranische Aussenminister in dem Interview mit NBC News. «Es handelte sich um den Flug von zwei oder drei Multikoptern, die den Spielzeugen entsprechen, die unsere Kinder im Iran benutzen.»
Der Grund für das Herunterspielen der Attacke: Der Iran will auch keinen Krieg mit Israel provozieren. Trotzdem durfte Israel Rache üben für den Angriff vom Iran. Masala weiter: «Damit hat man die Abschreckungen zwischen diesen beiden Akteuren zunächst einmal wieder hergestellt. Und das war das Ziel, mehr nicht.»
Stoltenberg: «Wir sind besorgt»
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (65) hat sich nach dem mutmasslichen israelischen Vergeltungsschlag gegen den Iran beunruhigt über die Lage im Nahen Osten gezeigt. «Es ist entscheidend, dass der Konflikt nicht ausser Kontrolle gerät, und daher fordern wir alle Parteien auf, Zurückhaltung zu zeigen», sagte Stoltenberg am Freitag in Brüssel. «Niemand hat etwas davon, wenn ein weiterer Krieg im Nahen Osten ausbricht.» Er rufe wie die Aussenminister der G7-Gruppe demokratischer Industrienationen und andere internationale Spitzenpolitiker zur Deeskalation der Spannungen auf. «Wir sind besorgt», sagte er.
Krieg zwischen Israel und Iran? Nicht mit den G7-Staaten
Nach dem mutmasslichen israelischen Vergeltungsschlag gegen den Iran setzt der Westen alles daran, jede Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten zu vermeiden. Die Aussenminister der Siebenergruppe demokratischer Industrienationen (G7) riefen nach einem Treffen auf Capri am Freitag alle Seiten auf, eine Eskalation unbedingt zu vermeiden. Ausdrücklich galt der Appell auch Israel. Der Ukraine stellten die G7 im Krieg gegen Russland mehr militärische Hilfe gegen Luftangriffe in Aussicht. Konkrete Zusagen gab es aber nicht.
Trotz aller Appelle aus der Ukraine, nicht vergessen zu werden, wurde das Frühjahrstreffen der Aussenminister auf der italienischen Mittelmeerinsel vom Konflikt im Nahen Osten dominiert. Gross ist die Sorge, dass Israel auf den massiven Angriff aus dem Iran vom vergangenen Wochenende mit gleicher Münze antwortet. Damit würde der jahrzehntelange Konflikt im Nahen Osten nach mehr als sechs Monaten Krieg im Gazastreifen eine neue Dimension erreichen.
«G7 unterstützt die Sicherheit Israels»
Mit einer Bewertung des mutmasslichen Vergeltungsschlags auf Ziele im Iran in der Nacht zum Freitag hielt sich die Siebenergruppe – USA, Kanada, Grossbritannien, Japan, Frankreich, Italien und Deutschland – mit Bewertungen auffallend zurück. US-Aussenminister Antony Blinken (62) wiederholte auch auf mehrfache Nachfrage nur, er werde darauf nicht «nicht näher eingehen – ausser zu sagen, dass die Vereinigten Staaten an keinen Offensivoperationen beteiligt waren».
Die Sorge um eine grössere militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran – und möglicherweise weiteren Akteuren – spiegelt sich auch in der Abschlusserklärung des dreitägigen Treffens wider. Italiens Aussenminister Antonio Tajani (70) als Gastgeber sagte im Namen der gesamten Gruppe: «Die G7 unterstützt die Sicherheit Israels. Aber wir rufen alle Parteien dazu auf, Eskalation zu vermeiden.»
Mit der Erklärung wurde der Iran auch aufgefordert, die Unterstützung der Hamas in den Palästinensergebieten, der Hisbollah im Libanon und auch anderer nichtstaatlicher Akteure zu beenden. Die fortgesetzte Bereitstellung von Waffen und dazugehörigem Material an die Huthis im Jemen verstosse gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats und führe in der Region «zu einer gefährlichen Verschärfung der Spannungen».
Iran gibt nach Angriffen Atom-Entwarnung
Die iranischen Atomanlagen sind nach Angaben der Regierung des Landes «völlig sicher» und nicht von den israelischen Angriffen betroffen. Die Stadt Isfahan, Heimat der Atomenergieanlagen des Irans, war eines der Zielgebiete des Angriffs am frühen Freitagmorgen gewesen. In Isfahan befinden sich die iranische Uranumwandlungsanlage und drei Forschungsreaktoren sowie die unterirdische Anreichungsanlage Natanz. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte ebenfalls, dass «an den Nuklearstandorten Irans kein Schaden vorliegt».
US-Aussenminister Blinken will nicht näher auf nächtliche Ereignisse im Iran eingehen
US-Aussenminister Antony Blinken hat einen mutmasslichen Angriff Israels auf den Iran in der vergangenen Nacht nicht offiziell bestätigt. Er werde auf entsprechende Berichte «nicht näher eingehen, ausser zu sagen, dass die Vereinigten Staaten an keinen Offensivoperationen beteiligt waren».
Israelischer Angriff verändert G7-Tagesordnung
Der mutmassliche Angriff Israels auf den Iran hat auch die Tagesordnung des Treffens der G7-Aussenminister auf Capri (I) verändert. Die Minister aus sieben grossen demokratischen Industrienationen (G7) berieten am Freitag auf der italienischen Insel über die neue Lage. Auch in den Pressekonferenzen von US-Aussenminister Antony Blinken und Aussenministerin Annalena Baerbock zum Abschluss dürfte das Thema eine wichtige Rolle spielen. Offiziell gab es dazu zunächst keinen Kommentar.
Auf Capri sollte es zum Abschluss des dreitägigen Treffens eigentlich vor allem um das Verhältnis zu China, Cybersicherheit und Energieversorgung gehen. Die Entwicklung im Nahen Osten war aber zuvor schon wichtiges Thema. Aus der G7 wurden Israel und der Iran mehrfach vor einer Eskalation gewarnt.
Bericht: Israel versteht nicht, warum USA Informationen über Vergeltungsangriff durchsickern liessen
Offizielle israelische Sicherheits- und Regierungsquellen sagten am Freitag gegenüber «The Jerusalem Post» : «Auge um Auge, Zahn um Zahn. Israel hat sich dort gewehrt, wo es angegriffen wurde», zitiert die Zeitung ihre Quellen.
Allerdings werde Israel aus strategischen Gründen offiziell keine Verantwortung für den Angriff übernehmen, schreibt das Blatt weiter. Israelische Quellen sagten der Zeitung ausserdem, dass es unklar sei, warum das US-Verteidigungsministerium den amerikanischen Medien mitgeteilt habe, dass Israel an dem Angriff beteiligt sei. Die Amerikaner hätten schliesslich auch schweigen können, heisst es weiter.
Laut israelischen und amerikanischen Quellen startete der Iran am Samstagabend eine Drohnenattacke auf Israel. Zuvor hatte sich das Land mit ausserordentlichen Massnahmen auf eine Eskalation vorbereitet. Iran schickte Medienberichten zufolge mehrere Drohnenschwärme los, die Israel in ungefähr neun Stunden erreichen werden, schreibt «The Jerusalem Post».
Israels offizielles Staatsflugzeug «Wing of Zion» hob vom Luftwaffenstützpunkt Nevatim im Süden Israels ab, wie Daten von Flugverfolgungswebsites zeigen. Das für Premierminister Benjamin Netanyahu (74) gebaute Flugzeug hatte nach seiner Übergabe an die israelische Luftwaffe vor einigen Jahren nur noch Staub angesetzt und wurde nie offiziell eingesetzt. Der israelische Luftraum wurde gesperrt.
Angesichts der Sorge vor einem möglichen iranischen Vergeltungsangriff hatte die israelische Armee am Samstagabend neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung veröffentlicht. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte vor Journalisten, es solle von Sonntag an keinen Schulunterricht oder andere Bildungsaktivitäten, keine Ferienlager und keine organisierten Ausflüge geben. Am Sonntag beginnen die zweiwöchige Schulferien zum jüdischen Pessach-Fest.
Schutzraum muss in unmittelbarer Nähe sein
Gemäss den Schutzanweisungen dürfen in den Gebieten, die nicht in der Nähe des Gazastreifens oder des Libanons liegen, bis zu 1000 Menschen an Versammlungen teilnehmen. In den sogenannten Konfliktzonen dürfen sich draussen bis zu 30 und drinnen bis zu 300 Menschen versammeln. Am Arbeitsplatz sollen die Bürger besonders in diesen Gebieten darauf achten, dass sie notfalls rasch einen Schutzraum erreichen können.
Auch andere Länder haben aus Sorge vor einem iranischen Angriff Massnahmen getroffen. So sperrt Jordanien den Luftraum ab 23 Uhr Ortszeit, 22 Uhr Schweizer Zeit, vorübergehend für alle ankommenden, abfliegenden und durchfliegenden Flugzeuge. Begründet wurde der Schritt demnach mit Sicherheitsbedenken sowie «in Anbetracht der eskalierenden Risiken in der Region». Berichten zufolge sperrte auch der Iran seinen Luftraum.
Am Samstag änderte US-Präsident Joe Biden seine Wochenendpläne für Beratungen mit seinem Sicherheitsteam. Der 81-Jährige brach seinen Aufenthalt in seinem Strandhaus in Rehoboth Beach im US-Bundesstaat Delaware ab, wo er eigentlich das Wochenende verbringen wollte. «Der Präsident kehrt heute Nachmittag ins Weisse Haus zurück, um sich mit seinem nationalen Sicherheitsteam über die Ereignisse im Nahen Osten zu beraten», teilte die US-Regierungszentrale über die mit Biden reisende Presse mit.