«Das Feuer im Schiffsinnern lässt sich von aussen nicht mehr löschen»
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Sicherheitsexperte zum Brand:«Feuer lässt sich von aussen nicht mehr löschen»

Darum ist Stabilisierung des Flammen-Frachters so schwierig – Experte erklärt
«Löschwasser sorgt für noch mehr Schlagseite»

Verzweifelt versuchen Rettungskräfte den am Mittwoch in Brand geratenen Autofrachter vor der niederländischen Küste zu löschen. Schiffssicherheitsexperte Stefan Krüger glaubt: «Eine Stabilisierung herbeizuführen, während das Schiff noch brennt, ist enorm schwierig.»
Publiziert: 27.07.2023 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 13:40 Uhr
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Das Autofrachtschiff «Fremantle Highway» steht immer noch in Flammen.
Foto: AFP
Janine Enderli

Die Lage des Autofrachters «Fremantle Highway» hält die Menschen an der niederländischen Küste in Atem. Bei einem Grossbrand auf dem Frachtschiff, das 3783 Autos geladen hatte, kam in der Nacht auf Mittwoch ein Mensch ums Leben. Einsatzkräfte versuchen seitdem, das Feuer zu löschen und zu verhindern, dass das Schiff sinkt – ein hochkomplexes Unterfangen.

Stefan Krüger (59) ist Leiter des Instituts für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit an der Technischen Universität Hamburg. Gegenüber Blick erklärt er: «Für mich stellt die Stabilisierung der ‹Fremantle Highway›, während sie noch brennt, ein Rätsel dar. Das ist ein enorm schwieriges Unterfangen.»

Zuerst müsste man das Schiff löschen, doch schon das erhöhe die Gefahr für ein Kentern. Konkret: Autotransporter seien schon per se extrem stabilitätskritisch. «Kippen die Feuerwehrschiffe jetzt noch Löschwasser auf das Deck, sorgt das zusätzlich für Schwierigkeiten», so Krüger. Denn: Durch die Menge des Löschwassers erhält der Frachter Schlagseite.

«Die Spezialisten der Bergungsunternehmen müssen zwischen Eindämmung des Feuers und einem potenziellen Kippen des Frachters abwägen.» Deshalb seien die Löscharbeiten auch so mühsam. Denn: Selbst wenn einzelne Brandherde aus der Luft gelöscht werden, könne das Feuer durch den Wind immer wieder aufflammen. Krügers Fazit: Das Schiff könnte noch Tage brennen. Doch was passiert, wenn der Frachter instabil wird – droht der Nordsee eine Umweltkatastrophe?

«Das Schiff würde wahrscheinlich noch eine Weile mit einer Schlagseite von circa 65 Grad herumschwimmen», schätzt Krüger das Szenario ein. Sei die Aussenhaut intakt, würde es nicht gleich sinken. Liesse man den Frachter ausbrennen, könnte er im Nachhinein gegebenenfalls aufgerichtet und an einen sicheren Hafen gebracht werden. Dort könnte dann die Fracht entladen werden. «Wahrscheinlich hätte das Schiff einen Totalschaden.»

Krisenteam aufgeboten

Laut den neusten Informationen der niederländischen Küstenwache ist es mittlerweile glücklicherweise gelungen, den Frachter an einen Schlepper zu koppeln. Ziel war es, das Schiff an seiner Position zu fixieren. Dennoch wurde es leicht nach Westen abgetrieben. Es befinde sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Insel Terschelling.

Das Krisenteam der Küstenwache wird den Angaben zufolge mit den Bergungsunternehmen einen Plan ausarbeiten. Bergungsspezialisten wollen am Donnerstag mit einem Flugzeug über den Frachter fliegen und aus der Luft kontrollieren, ob die Temperatur gesunken ist. Erst dann können Spezialisten an Bord.

Die «Fremantle Highway», die unter der Flagge von Panama fährt, war unterwegs vom deutschen Bremerhaven nach Port Said in Ägypten. Die japanische Reederei Kawasaki Kisen Kaisha erklärte, das Schiff sollte zunächst nach Singapur fahren. Die Crew habe aus 21 indischen Staatsbürgern bestanden. Die niederländische Küstenwache sprach von 23 Crewmitgliedern.

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