Dank Rolle im Ukraine-Krieg
Polen wird zum Anführer des neuen Europas

Die Pentagon-Leaks haben aufgezeigt, dass kein anderes Land so viele ukrainische Soldaten ausgebildet hat wie Polen. Auch bei den Waffenlieferungen ist Polen unverzichtbar. Das kann langfristige Auswirkungen haben.
Publiziert: 14.04.2023 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 13:04 Uhr
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Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki hat sich mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris getroffen.
Foto: AFP
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Polen ist zu einem der wichtigsten Verbündeten der Ukraine geworden. Nicht nur ist die polnische Infrastruktur unentbehrlich für die Lieferung von Waffen, Munition und anderen Hilfsgütern an die Ukraine. Ausserdem wurde am Donnerstag bekannt, dass Polen Kampfjets des Typs MiG-29 an die Ukraine liefern wird.

Auch bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten ist das Nato-Land federführend. Aus den kürzlich veröffentlichten Pentagon-Dokumenten geht hervor, dass kein anderes Land so viele ukrainische Armeemitglieder ausgebildet hat wie Polen und Rumänien.

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Zudem ist Polen zu einer «humanitären Supermacht» geworden, wie es der US-Botschafter in Warschau, Mark Brzezinski (58), formuliert hat. Das Land, das sich 2015 geweigert hatte, Geflüchtete aufzunehmen, und noch 2021 hart gegen Migranten an der belarussischen Grenze vorging, hat 1,5 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Polen ist zu einem Schlüsselland des Nato-Bündnisses geworden.

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Kein Wunder, setzt sich Polen so sehr für die Ukraine ein: Es gehört zu den Ländern, für die eine Niederlage Russlands beinahe nur Vorteile mit sich bringen würde. Denn: Mit der russischen Niederlage käme zu grosser Wahrscheinlichkeit der EU-Beitritt der Ukraine. Somit würde sich das Gravitationszentrum der EU weiter nach Osten verlegen. Dies wäre eine historische Chance für Polen, den Status der Peripherie definitiv zu verlassen und ein Gegengewicht zu den grossen westlichen EU-Mitgliedstaaten zu bilden.

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«Es gibt ein neues Europa. Und Polen ist der Anführer dieses neuen Europas.»
Mateusz Morawiecki, Ministerpräsident von Polen
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Dem ist sich Polen auch bewusst. «Das alte Europa hat an ein Abkommen mit Russland geglaubt, und das alte Europa ist gescheitert», sagte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (54) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der US-Vizepräsidentin Kamala Harris (58) am Mittwoch. «Aber es gibt ein neues Europa – ein Europa, das sich daran erinnert, was der russische Kommunismus war. Und Polen ist der Anführer dieses neuen Europas.»

In Europa hat Polen einen schweren Stand

Aber genau in diesem Europa, welches Polen anzuführen glaubt, hat das Land eigentlich einen schweren Stand. Noch im Februar hat die Europäische Kommission beschlossen, Polen wegen Verstössen gegen EU-Recht zu verklagen. Zudem will Warschau mehr als 1,3 Billionen Euro von Deutschland als Reparationszahlungen für den Zweiten Weltkrieg. Deutschland zeigte sich wenig begeistert von dieser Forderung.

Umso enger ist aber das Verhältnis zu den USA. Kein anderes Land in Europa weiss sich derzeit so hoch in der Gunst Washingtons wie Polen. Binnen eines Jahres hat US-Präsident Joe Biden (80) Warschau gleich zweimal besucht: wenige Wochen nach Kriegsausbruch im März 2022 und erneut kurz vor dem ersten Jahrestag des Kriegsbeginns im Februar. Dort gab er zu: «Die USA brauchen Polen genau so sehr, wie Polen die USA brauchen.»

Machtausbau Polens wäre Vorteil für die USA

Sollten die osteuropäischen Länder mächtiger werden, dürften sich nämlich besonders die USA darüber freuen. Polen ist einer der eifrigsten amerikanischen Verbündeten auf dem europäischen Kontinent. Je mächtiger und wichtiger Polen also in Europa wird, desto grösser wird auch der Einfluss Amerikas auf dem Kontinent.

Warschau setzt sich seit Jahren dafür ein, dass US-Truppen auf seinem Territorium stationiert werden, und viele seiner jüngsten Rüstungsaufträge sind an amerikanische Unternehmen gegangen. Anfang dieses Jahres unterzeichnete Polen einen Vertrag über 1,4 Milliarden Dollar für den Kauf einer zweiten Serie von Abrams-Panzern und hat zugestimmt, 4,6 Milliarden Dollar für F-35-Kampfjets auszugeben.

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