Ein Familienstreit in Deutschland ist aus dem Ruder gelaufen. An einem Abend im April vergangenen Jahres wird die Polizei zu einer Wohnung im westlichen Landkreis Ebersberg gerufen. Dort treffen sie auf einen bereits «äusserst aggressiven» 25-Jährigen, der seine Lebensgefährtin und seine Schwiegermutter bedroht haben soll. So steht es laut der «Süddeutschen Zeitung» («SZ») in der Anklageschrift.
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Jetzt landete der Fall vor dem Amtsgericht Ebersberg, wo sich der Mann unter anderem wegen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte verantworten musste. «Ihr Auftritt war einfach unterirdisch», warf Richter Benjamin Lenhart dem Angeklagten vor. Denn im Laufe des Abends habe er immer wieder die Kontrolle über sich verloren – mit der Folge, dass drei Polizisten verletzt wurden und er eine Nacht auf der Wache verbrachte.
Polizist in Oberschenkel gebissen
Die Aufnahme der Bodycam eines Polizisten liess vor Gericht alle Verfahrensbeteiligten an der Auseinandersetzung teilhaben – sehr zum Leidwesen des Angeklagten. Dieser war auf dem 30-minütigen Video zu sehen, wie er seine Schwiegermutter beschimpfte und die Polizeibeamten immer wieder provozierte.
Er habe an diesem Tag bereits sechs bis acht Bier getrunken, sagte er damals den Beamten. Ein Alkoholtest am frühen Morgen des nächsten Tages ergab einen Wert von rund 1,1 Promille. Laut dem Verteidiger des Mannes muss er also während des Streits etwa zwei Promille intus gehabt haben. Dies habe wohl auch zu seinem Aussetzer geführt. Tagtäglich müsse er mit «dieser alten Schlampe» verbringen, wie er seine Schwiegermutter betitelte. Seiner Partnerin soll er mit dem Tod gedroht haben, so ein Polizist nach Angaben der «SZ».
Als die Beamten ihn aus der Wohnung bringen wollten, habe er sich mit Händen und Füssen gewehrt. Dabei soll er einen Polizisten in den Oberschenkel gebissen und einen anderen angespuckt haben. Zudem beschimpfte er die Beamten, trat nach ihnen und versuchte, ihnen einen Kopfstoss zu versetzen. Sechs Polizisten konnten den Mann überwältigen und in eine Ausnüchterungszelle bringen.
Angeklagter entschuldigt sich vor Gericht
Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte reuig, aber wortkarg: «Ich möchte mich aufrichtig bei den Polizisten für mein unverhältnismässiges und nicht angebrachtes Verhalten entschuldigen», sagte er laut «SZ». Weiter äusserte er sich nicht. Sein Verteidiger begründete den Vorfall mit der starken Alkoholisierung seines Mandanten und der Belastung durch das Zusammenleben mit seiner Schwiegermutter. Diese sei inzwischen ausgezogen.
Obwohl der vor Gericht aussagende Polizist die Entschuldigung des Angeklagten annimmt, mahnt er diesen: «Rettungskräfte anzugreifen, die einfach nur ihre Arbeit machen, das geht gar nicht.» Der Angeklagte erhält eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Wegen eines früheren, noch nicht bezahlten Strafbefehls wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis bekommt er drei Wochen dazu, so die «SZ». Ausserdem muss der Mann 1500 Euro an die Kreisverkehrswacht Ebersberg zahlen. (gs)