Nur kurz, nachdem ein Mann aus Kalifornien seinen Vater als vermisst gemeldet hatte, fand er sich selbst im Verhörraum der Polizei zusammen mit zwei Beamten wieder. Es war der Beginn eines Martyriums.
Ganze 17 Stunden verhörten die Polizisten in der Stadt Fontana Thomas Perez Jr., wie mehrere englischsprachige Newsportale berichten. Druck in der mittlerweile von einem Richter als «verfassungswidrigen psychologischen Folter» eingestuften Befragung übten die Personen, die eigentlich das Gesetz hüten sollten, unter anderem mit seinem Hund aus. Wenn Perez nicht gestehe, seinen Vater getötet zu haben, würde man den Hund einschläfern.
Medikamente und Arzt verweigert
Desto länger das Verhör, welches bereits 2018 stattfand, dauerte, desto verstörter wurde der vermeintliche Killer, fing an sich Haare auszureissen und sich selbst zu schlagen. Laut Richter litt er zu diesem Zeitpunkt bereits «unter Schlafmangel». Zudem wurden ihm eine ärztliche Betreuung sowie seine psychiatrischen Medikamente verweigert, was zu «Entzugserscheinungen» führte.
Irgendwann wurde Perez von den Polizisten sogar erzählt, dass man seinen Vater mit Stichwunden tot aufgefunden habe – was eine glatte Lüge war, wie sich noch herausstellen sollte. «Wie können Sie nur dasitzen und sagen, dass sie von nichts wissen, während ihr Hund sie anschaut und weiss, dass sie ihren Vater getötet haben», so einer der Beamten. Irgendwann brach sein Widerstand und er gestand ein Verbrechen, das er nie begangen hatte.
Das veröffentlichte Filmmaterial löste grosse Empörung aus und führte zu einem langen Rechtsstreit. Letztlich zahlte die Stadt Fontana eine Entschädigung von 900'000 Dollar (knapp 830'000 Franken). Gegenüber dem «Orange County Register» sagt sein Anwalt: «Sie haben Tom Perez zu einem falschen Geständnis gefoltert, ihm verschwiegen, dass sein Vater lebt und wohlauf ist und ihn in die Psychiatrie eingewiesen, weil sie ihn als selbstmordgefährdet einstuften.» In der Psychiatrie wurde er nach seinem Geständnis drei Tage lang isoliert, sein Hund wurde in ein Tierheim gebracht.
Freudiges Wiedersehen
Mittlerweile hatte sich die Schwester gemeldet und mitgeteilt, dass der gemeinsame Vater am Leben und mit Freunden unterwegs sei. Perez wurde dies nicht mitgeteilt. In seiner Zelle glaubte er weiterhin, dass sein Vater und sein Hund tot sind. Nach seiner Entlassung fand er seinen Weggefährten wieder in einer Auffangstation für Haustiere.
Perez' Anwalt meinte zum Schluss, dass er in seinen 40 Jahren Berufserfahrung «noch nie ein solches Ausmass an vorsätzlicher Grausamkeit erlebt habe». Ob oder mit was für Konsequenzen die fehlbaren Ermittler rechnen müssen, ist derweil nicht bekannt.