Rassismus-Debatte neu entfacht
Polizisten schiessen bei Kontrolle 100 Mal auf Schwarzen (†26)

Bei einer Verkehrskontrolle in Chicago feuerten Polizisten Dutzende Schüsse auf einen Schwarzen ab, was erneut Debatten über Rassismus und Polizeigewalt in den USA auslöste.
Publiziert: 10.04.2024 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2024 um 21:01 Uhr
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Reeds Schwester Porscha Banks bei einer Medienkonferenz am 9. April in Chicago.
Foto: keystone-sda.ch

In den USA ist erneut eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt entflammt, nachdem Beamte bei einer Verkehrskontrolle in Chicago nahezu 100 Schüsse auf einen schwarzen Mann abgefeuert und ihn so getötet haben. Der Vorfall ereignete sich bereits am 21. März in einer Wohngegend, aber die Behörde für polizeiliche Rechenschaftspflicht in Chicago (COPA) veröffentlichte die Bodycam-Aufnahmen der beteiligten Polizisten erst am Dienstag. Die Familie des getöteten 26-jährigen Dexter Reed fordert weitere Aufklärung.

Ersten Erkenntnissen von COPA zufolge feuerte der Mann zuerst selbst einen Schuss ab und traf einen Polizisten am Unterarm, nachdem ihn fünf Beamte angehalten hatten. Anwälte der Familie geben an, die Polizisten seien in Zivilbekleidung aufgetreten.

Er soll den Sicherheitsgurt nicht getragen haben

Auf dem Videomaterial ist zu sehen, wie sie sich mit gezückten Waffen auf das Auto des Mannes zubewegen. Zunächst fordern sie ihn auf, sein Fenster herunterzukurbeln und dann, die Tür zu öffnen – nach Behördenangaben wurde er wegen eines nicht angelegten Sicherheitsgurtes angehalten. Die Bilder zeigen, wie der Mann offenbar nicht sofort den Anweisungen folgt, ein Schuss ist zu hören und die Situation eskaliert innerhalb kürzester Zeit.

Wie COPA mitteilte, feuerten die Beamten über 41 Sekunden hinweg ungefähr 96 Mal auf den Mann, auch dann noch, als er die Autotür geöffnet hatte und zu Boden fiel. Den Angaben zufolge wurde er in ein Krankenhaus gebracht und dort für tot erklärt. Auf seinem Beifahrersitz wurde demnach später eine Waffe entdeckt. COPA teilte weiter mit, die Ermittlungen dauerten an. Das FBI und das US-Justizministerium würden über den Verlauf informiert. Man habe zudem darum gebeten, vier Beamte vorerst von ihren polizeilichen Befugnissen zu entbinden.

«Haben ein Problem mit der Polizeiarbeit»

Die Familie des Getöteten stellte die Umstände der Verkehrskontrolle zur Diskussion. Die Beamten hätten sich nie zu erkennen gegeben, sagte ihr Anwalt am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Es habe sich um Polizisten in Kapuzenpullis und Baseballkappen gehandelt, auch das Polizeiauto sei nicht gekennzeichnet gewesen. «Wir haben ein Problem mit der Polizeiarbeit in dieser Stadt», sagte ein weiterer Anwalt. Fünf Beamte seien «bewaffnet aus einem Auto gesprungen, für einen jungen Mann, der nicht angeschnallt war».

In den USA kommt es regelmässig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd, der vor wenigen Jahren nationale Proteste auslöste. Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Der weisse Beamte Derek Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.

(SDA/dmo)

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