Ein weisser Sandstrand auf Ibiza. Antonio* steht in der Sonne, wedelt mit neonfarbenen Bändchen um sich und sagt zu einer Gruppe junger Frauen: «Treffpunkt um Mitternacht vor dem Club, dann setzen wir uns an einen Tisch im VIP-Bereich. Alles gratis.»
Ferienzeit ist Feierzeit. In den Feriendestinationen haben Promoter Hochsaison – sie werden von Clubs und Party-Organisatoren dafür bezahlt, Gäste an Events zu bringen. Meist bedeutet dies: für feminine Präsenz zu sorgen.
Der Franzose Paul* (25) arbeitet seit rund einem Jahr als Promoter in New York: «Meine Aufgabe ist es, hübsche Mädchen in Clubs einzuladen. Für sie ist der Eintritt gratis, sie müssen nicht anstehen, erhalten einen Tisch und Champagner oder Hochprozentiges.»
Die Präsenz von jungen, attraktiven Frauen soll den Club aufwerten und konsumwillige Männer anziehen. Diese Form der Frauenquote ist nicht der einzige Aspekt, der vielen nicht mehr zeitgemäss erscheint. In den Beachclubs von Ibiza sorgen auf Podesten zudem leicht bekleidete Frauen mit Engelsflügeln für Stimmung. Auch in der Schweiz werben Clubs nicht selten mit einem «Gratis-Cüpli für Ladys». Für Frauen gilt beim Eingang teils eine andere Altersbegrenzung als für Männer. Hinkt das Nachtleben dem Wandel der Gesellschaft in Sachen Gleichstellung hinterher?
Joëlle Dinichert ist Präsidentin des Vereins Flirt Don’t Hurt, der mit Kampagnen gegen sexualisierte Gewalt im Berner Nachtleben ankämpft. Für sie ist es wichtig zu differenzieren: «Halb nackte Tänzerinnen und gewisse Club-Werbesujets können ein stereotypisiertes Frauenbild verstärken. Und Frauen aus marketingtechnischen Gründen in Clubs zu locken, ist höchst problematisch.»
Wichtig sei aber die generelle Haltung eines Clubs: «Stehen die Verantwortlichen für Gleichstellung ein? Was tun sie innerhalb ihres Betriebs dafür? Sind sie entsprechend sensibilisiert?»
Sind zu viele Männer in den Clubs?
Da sich junge Männer «leider nicht immer so verhalten», wie man es sich von einem Gast wünscht, so Bücheli weiter, «haben einzelne Betriebe zudem unterschiedliche Altersgrenzen, um zu verhindern, dass sich zu viele junge, testosterongesteuerte Männer im Club aufhalten». Erfreulich sei aber, dass die Auswahl heute diverser sei «und nun auch häufiger Männer und Transmenschen auf der Bühne stehen».
Vergünstigungen oder eine andere Altersbegrenzung für Frauen könnten für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis sorgen, pflichtet auch Joëlle Dinichert bei. Aber: «Dieses über Massnahmen zu erreichen, welche Geschlechter ungleich behandeln, ist jedoch nicht die Lösung.» Wirkungsvoller sei es, für alle einen sicheren Raum zu schaffen und somit ein diverses Publikum anzuziehen. «Diversität sorgt schlussendlich für ein tieferes Risiko der sexualisierten Gewalt.»