Sein Leben war die Bühne. Jahrzehntelang wusste sich der politische Tausendsassa, generösen Partylöwen und Multimilliardär Silvio Berlusconi (†86) ins rechte Rampenlicht zu setzen, sein Publikum zu umgarnen.
Auch sein letzter Auftritt sollte zur grossen Show werden. Doch in letzter Minute wurde nicht nur das Programm gestutzt. Mehr noch: Auch die ewige Ruhe im eigenen Mausoleum, inspiriert von der Grabkammer des ägyptischen Pharaos Tutanchamun, bleibt dem «Cavaliere» verwehrt.
Ein letzter Applaus vor der Villa San Martino
Gemäss italienischen Medienberichten wurde Silvio Berlusconi am Montagmittag vom Spital zu seiner Villa San Martino in Arcore nahe Mailand gebracht. Jedoch ohne grossen Pomp, sondern unauffällig. Nur zwei Streifenwagen begleiteten die dunkelblaue Karrosse, die mit dem Leichnam aus einem Seitenausgang des Krankenhauses fuhr.
Am Eingangstor der Villa wachen seither Carabinieri, denn Zugang zum aufgebahrten Toten erhalten nur die engsten Verwandten. Reporter und TV-Teams sowie Nachbarn und Berlusconi-Anhänger müssen sich vor dem Anwesen versammeln. Einen letzten Blick auf ihr Idol zu erhaschen, ist unmöglich. Bloss ein letzter Applaus ist gestattet.
Aufbahrung im TV-Studio abgesagt
Berlusconi hätte mehr gewünscht. Der verstorbene Medienmogul wollte im Studio 20 seines Privatsenders Mediaset, wo sonst etwa die italienische Variante vom «Dschungelcamp» produziert wird, aufgebahrt werden. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass das Studio zur Leichenkammer umfunktioniert worden wäre. Auf dem Set haben schon die Leichname von berühmten Showmastern wie Raimondo Vianello (†88) und Sandra Mondaini (†79) gelegen.
Doch am Dienstagvormittag wird bekannt: Daraus wird nix. Man fürchte einen chaotischen Andrang. Bleibt die Abdankung am Mittwochnachmittag. Silvio Berlusconi wird am Mittwoch zwar in den Mailänder Dom getragen, wird dort aber nur wenige Minuten zu sehen sein. Videoaufnahmen in der Kirche sind verboten. Nur der Sender Mediaset darf drehen. Immerhin: Die Trauerfeier wird live übertragen, die Italiener können auf Mega-Screens im Public Viewing zuschauen wie bei einer Fussball-WM.
Kein Grab wie Tutanchamun
Für Mittwoch ist auch Staatstrauer angeordnet – zum ersten Mal für einen Ex-Premier. Silvio Berlusconi erhält ein Staatsbegräbnis. Die Fahnen Italiens und der EU werden dafür auf Halbmast gesetzt. Der Erzbischof von Mailand, Mario Delpini (71) wird die Messe halten, Staatspräsident Sergio Mattarella (81) und 32 Mitglieder der Regierung werden teilnehmen. Die Kosten für die Abdankung übernimmt der Staat.
Bleibt die Frage nach der letzten Ruhestätte. In den 90er Jahren errichtete Berlusconi ein Mausoleum aus Marmor im Garten seiner Villa in Arcore – inspiriert vom Grabmal des Pharaos Tutanchamun. Das Mausoleum verfügt neben dem Sarkophag in der Mitte auch über unterirdische Gänge, die in 36 weitere Kammern führen. Sie waren für die Familienmitglieder und Berlusconi engste politische Wegbegleiter gedacht.
Doch auch daraus wird nichts. So übermächtig Berlusconi zu Lebzeiten manchmal schien – im Tod ist er seinen Mitbürgerinnen gleich: Das italienische Gesetz erlaubt keine Bestattung ausserhalb von Friedhöfen.