Der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober (60) hört auf. Aus gesundheitlichen Gründen. «Ich bin überarbeitet und ausgepowert», sagt Anschober in einer Erklärung. «Ich will mich nicht kaputtmachen».
Er habe bei der Bewältigung der Corona-Krise versucht, alles zu geben. «Seit 14 Monaten habe ich eigentlich durchgearbeitet», sagt der Minister weiter. Seit einigen Wochen fühle er sich jedoch nicht mehr voll fit.
Im März musste er ins Spital
Vor rund einem Monat musste sich Anschober in Spitalpflege begeben. Die Ärzte hätten steigenden Blutdruck sowie steigende Blutzuckerwerte festgestellt. Man habe ihm daher geraten, sich zu schonen.
«Ich habe gemerkt, da muss ich jetzt für mich eine Notbremse ziehen», sagt Anschober. Das Land brauche in dieser Phase einen absolut fitten Gesundheitsminister.
Zeitweise beliebter als Kurz
Anschober leitete seit dem Start der Regierung aus konservativer ÖVP und Grünen im Januar 2020 das Gesundheitsressort, das in der Pandemie zum Schlüsselressort wurde. Anschober hatte bereits in den Jahren als Landesminister in Oberösterreich ein Burnout erlitten.
Im Sommer 2020 war er durch sein sachliches Auftreten zeitweise so populär, dass er Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem Politbarometer vom Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala der Bundespolitiker verdrängte. «Einer meiner Vorzüge ist es, dass ich in Krisensituationen tatsächlich sehr ruhig werde», sagte Anschober einmal.
Wegen Drohungen unter Polizeischutz
Auf sein Konto gingen aber auch zahlreiche fachliche Fehler bei der Flut von Verordnungen, die sein Haus in der Pandemie erliess. Zuletzt wurden ihm auch Probleme beim Impfstart und Kommunikationspannen angekreidet. Ein Spitzenbeamter aus seinem Ressort soll ihn nicht über die Möglichkeit weiterer Bestellungen von Impfdosen informiert haben. Das führte zu einem offenen Konflikt mit Kurz.
Anschober macht in seiner Erklärung auch die Urheber schlimmer Anfeindungen verantwortlich für seinen Abgang: Von einer kleinen Gruppierung seien Drohungen gegen ihn und seine Angehörigen derart ausgeartet, dass er sogar unter Polizeischutz stand. Dies habe dazu geführt, dass seine «Quelle der Energie nicht mehr da» sei.
Durch den Schritt Anschobers muss Kurz zum zweiten Mal ein Regierungsmitglied auswechseln. Im Januar trat bereits Familien- und Arbeitsministerin Christine Aschbacher nach Plagiatsvorwürfen rund um ihre Magisterarbeit und Dissertation zurück. (noo/SDA)