So lebte Griner im Russen-Knast
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Brittney Griner packt über Zeit im Russen-Knast aus
«Ich werde nichts davon vergessen»

Basketball-Star Brittney Griner spricht in einem Interview mit der «New York Times» über ihre Haft in Russland und ihre Rückkehr zum Sport. Wie sie sich mittlerweile zurück ins Leben gekämpft hat.
Publiziert: 03.05.2024 um 09:52 Uhr
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Brittney Griner ist zurück in der Heimat.
Foto: IMAGO/USA TODAY Network
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Marian NadlerRedaktor News

In Phoenix (USA) blüht nicht nur die Wildblumenpracht, sondern auch Basketball-Star Brittney Griner (33) wieder auf. Mit ihrem WNBA-Team Phoenix Mercury trainiert sie für die kommende Saison. Auf dem Platz zeigt Griner ihre lockere, selbstbewusste Art und wirft ohne Ende Körbe, sehr zur Freude aller Anwesenden, einschliesslich des neuen Trainers Nate Tibbetts (46).

Denn: Vor weniger als zwei Jahren sass Griner in Russland in Haft und wurde vor Gericht von den russischen Behörden vorgeführt wie eine Zirkus-Attraktion. In Russland wurde sie wie eine Trophäe zur Schau gestellt, in enge Stahlkäfige gezwängt und gedemütigt. Der Grund: In ihrem Gepäck waren Kartuschen für E-Zigaretten mit geringen Mengen Cannabisöl gefunden worden. In Russland ist auch der medizinische Einsatz der Droge illegal. Der Prozess war ein Albtraum. Dann folgte das Urteil: neun Jahre Knast. 

In Haft sehnte sie sich nach einem Blick auf den Himmel und war weit entfernt vom Basketball, der sie berühmt gemacht hatte, wie sie der «New York Times» jetzt in einem Interview erzählt. «Ich werde nichts davon vergessen.»

«Ich fühlte mich so schmutzig und geringer als ein Mensch»
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Brittney Griner packt aus:«Ich fühlte mich schmutzig und geringer als ein Mensch»

Nach ihrer Rückkehr kämpfte Griner mit der Wiedereingliederung und Verletzungen. «Ich fühle mich erst jetzt wieder richtig in meinem Körper.»

Haare im Knast abgeschnitten

Am 7. Mai erscheinen ihre Memoiren mit dem Titel «Coming Home». Darin schildert sie ihre Zeit in Russland in schonungslosen Details. Griner nutzte das Schreiben schon immer zur Bewältigung – seit sie in ihrer Kindheit gemobbt worden war. Im Gefängnis schrieb sie auf den Rändern einer Bibel und eines Sudokuheftes Briefe an ihre Liebsten, um sich abzulenken. Griner berichtet, wie sie sich im Gefängnis ihre Haare abschnitt – einer der wenigen Akte der Selbstbestimmung im Gulag. Die Locken der jungen Frau waren immer feucht, sie fürchtete sich vor einer Lungenentzündung. «Ich habe mich noch nie so schmutzig gefühlt», sagt sie über die Haftbedingungen. Schliesslich griff sie zur Haarschneidemaschine.

«Der Haarschnitt war schrecklich, aber es hätte schlimmer kommen können», sagt sie. «Ich dachte, ich wäre dort für eine lange Zeit», ergänzt Griner. «Mindestens drei oder vier Jahre vielleicht.»

Griner war am 15. Februar 2022 nach Russland geflogen, sie spielte in der dortigen ersten Frauen-Basketball-Liga bereits ihre achte Saison. «Oh, das wird schlimm», dachte sie, als sie an die Cannabisöl-Kartusche in ihrem Rucksack dachte, die sie in ihrer Heimat gegen chronische Schmerzen verschrieben bekommen hatte.

Zeit fühlt sich langsamer an

Im Dezember 2022 wurde Griner im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit dem russischen Waffenhändler Wiktor But freigelassen. Nach ihrer Rückkehr nach Phoenix hat die 33-Jährige Trost in der Basketballroutine gefunden, obwohl die Spiele und die Erinnerungen an ihre Haft sie emotional belasteten. Sie will sich für die Freilassung anderer amerikanischer Gefangener einsetzen.

Griner ist zurück auf dem Platz, aber die Anpassung an das Leben in Freiheit bleibt eine Herausforderung. Sie hat gelernt, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, verbringt viel Zeit in der Natur. «Es fühlt sich an, als würde die Zeit langsamer vergehen, wenn ich in der Natur bin», sagt sie.

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