Britische Forscher alarmiert
Corona-Mutation befällt häufig Kinder

Die hochansteckende Corona-Variante, die sich derzeit besonders in Grossbritannien verbreitet, ist Wissenschaftlern zufolge möglicherweise ansteckender für Kinder als bisherige Mutationen.
Publiziert: 22.12.2020 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2021 um 11:14 Uhr
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Isoliert: Zahlreiche Staaten haben ihre Flugverbindung zu Grossbritannien wegen der Ausbreitung der neuen Virus-Mutation auf der Insel unterbrochen.
Foto: AFP

Corona-Alarm für die Kleinsten! Das mutierte Coronavirus aus Grossbritannien könnte bei Kindern leichter übertragbar sein als bisher bekannte Varianten. Das sagen britische Wissenschaftler. Neil Ferguson vom Imperial College London ist Mitglied der Expertengruppe New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group (Nervtag), welche die Regierung berät. «Es gibt einen Anhaltspunkt, dass es eine höhere Neigung hat, Kinder zu infizieren», sagt Ferguson laut BBC zum mutierten Corona-Virus.

Der genaue Mechanismus bei der Ansteckung von Kindern ist laut dem Forscher zwar noch unklar. «Aber wir sehen es anhand der Daten», sagt Ferguson. Wendy Barclay, ebenfalls Mitglied der Expertengruppe, vermutet, Mutationen betreffend der Art, wie das Virus in eine Zelle eindringt, könnten etwas damit zu tun haben. Das bedeutet, dass mit der neuen Variante «Kinder möglicherweise genauso anfällig sind für dieses Virus wie Erwachsene».

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Drosten besorgt über neue Erkenntnisse

Eine Altersspanne, in der Kinder auf die Corona-Mutation besonders anfällig sind, ist derzeit nicht bekannt. Laut Angaben aus Grossbritannien könnte die Mutation ungeachtet der Altersgruppe bis zu 70 Prozent ansteckender sein als frühere Varianten.

Die britische Regierung hat am Montag die neusten Erkenntnisse im Zusammenhang mit der neuen Virus-Mutation veröffentlicht. Der deutsche Corona-Experte Christian Drosten, Chef-Virologe der Berliner Charité, äusserte sich daraufhin auf Twitter: «Das sieht leider nicht gut aus.» Positiv sei allerdings, dass Fälle mit der Mutante bisher nur in Gebieten zunahmen, wo die Gesamtinzidenz – also die Häufigkeit neuer Infektionen mit allen Corona-Varianten über einen bestimmten Zeitraum – hoch oder ansteigend war. «Kontaktreduktion wirkt also auch gegen die Verbreitung der Mutante», folgerte Drosten.

Fälle in Italien, den Niederlanden, Dänemark

Die neue Variante von Sars-CoV-2 ist auch bereits in Italien, den Niederlanden, Dänemark, Island und Australien gefunden worden. Laut Maria van Kerkhove, Corona-Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), handle es sich dabei jedoch um Einzelfälle. Mit einer Ausnahme: In Dänemark soll die Mutation bereits gehäuft in Erscheinung getreten sein.

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock schlug wegen der Ausbreitung der neuen Corona-Variante in seinem Land bereits Alarm. Die Mutation sei «ausser Kontrolle», sagte Hancock. Die WHO widerspricht dieser Darstellung. Michael Ryan, Direktor für medizinische Notfälle: «Selbst wenn das Virus sich nun ein kleines bisschen effizienter ausbreitet, kann das Virus gestoppt werden.» Die Lage sei also «nicht ausser Kontrolle». Trotzdem seien die Massnahmen zur Eindämmung der neuen Mutation zu verstärken. (noo)

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