Erbarmungslos führt Kreml-Chef Wladimir Putin (69) weiterhin gegen die Ukraine Krieg. Eigentlich wollte er das Land innert weniger Tage erobern. Inzwischen sind Monate vergangen. Und die russische Armee ist schwer angeschlagen.
Während der Kämpfe in der Ukraine wurden nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums bereits 50'000 russische Soldaten getötet oder verwundet. Zudem habe Moskau fast 1700 Panzer und rund 4000 gepanzerte Fahrzeuge verloren.
Die Folge: Putins Armee ist «schwer unterbesetzt». Und sie habe Schwierigkeiten, «ihre Schlagkraft aufrechtzuerhalten», wie das Verteidigungsministerium laut der britischen Zeitung «Sun» mitteilt.
Putin holt sogar Soldaten vom Nordpol
Es fehlt an Soldaten – und wie. «Russland setzt für seine Donbass-Offensive weiterhin nominell sechs verschiedene Armeen ein. In voller Stärke waren diese Formationen vor der Invasion für rund 150'000 Mann ausgelegt», so das Verteidigungsministerium weiter. In den letzten Wochen hätten die Russen aber gerade mal pro Kompanie eine Stärke von rund 100 Mann gehabt.
Hinzu kommt: Mittlerweile sinke die Motivation und die Kampfmoral bei den russischen Soldaten immer mehr. Viele von ihnen kündigen ihre Verträge und wollen so schnell wie möglich nach Hause.
Um für Nachschub zu sorgen, soll Putin sogar Truppen vom Nordpol abziehen; konkret von der Militärbasis Alakurtti nahe der finnischen Grenze. Dort, nördlich des Polarkreises, gibt es einen wichtigen Militärstützpunkt Russlands. Lange war es die einzige Basis im Westen des Landes, von der keine Truppen in die Ukraine verlegt wurden.
Es herrscht «chronischer Personalmangel»
Satellitenbilder Anfang Juli zeigten dann, dass sich dort was tut. Mehr als 100 Fahrzeuge verliessen die Basis. Wo die abmarschierten Soldaten als Nächstes stationiert werden, ist nicht bekannt. Der Gedanke liegt aber nahe, dass Kreml-Chef Putin die Truppen zur Verstärkung an der Front in der Ostukraine benötigt.
Zuletzt konnte Russland zwar die gesamte Region Luhansk einnehmen. Trotzdem glauben zahlreiche Militärexperten, dass es dem Kreml an Soldaten fehlt. So sagte der britische Analyst Jack Watling im Interview mit dem «Spiegel»: «Seit der Vorstoss auf Kiew gescheitert ist, herrscht ein chronischer Personalmangel.»
Neue Rekruten sind nur schlecht ausgebildet
Genau deswegen wird auch die Söldnertruppe Wagner vermehrt eingesetzt. Sie füllt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten bei der Invasion in der Ukraine zunehmend die Lücken.
So hätten die Wagner-Kämpfer wohl in jüngsten Gefechten eine zentrale Rolle gespielt, beispielsweise bei der Einnahme der Städte Popasna und Lyssytschansk, hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Update auf dem Twitter-Account des Verteidigungsministeriums in London am Montag.
Die britischen Experten gehen allerdings auch davon aus, dass die Söldnertruppe schwere Verluste hinnehmen musste. Das führe zu niedrigeren Standards bei der Rekrutierung neuer Kämpfer, unter denen verurteilte Kriminelle und zuvor abgelehnte Bewerber seien. Diese neuen Rekruten würden nur sehr eingeschränkt ausgebildet, was die Schlagkraft der Truppe und damit ihren Wert als Unterstützung für das russische Militär vermutlich verringern werde. (jmh/AFP/SDA)