Auf einen Blick
- Brics-Gipfel in Russland: Diplomatisches Grossereignis
- Putin will aus Isolation durch den Westen ausbrechen
- 24 Staatschefs, darunter Xi Jinping und Erdogan
Es soll das «bedeutendste diplomatische Ereignis» werden, das Russland in seiner jüngeren Geschichte organisiert hat: Die sogenannte Brics-Gruppe trifft sich ab Dienstag für drei Tage in Kasan im Südwesten des Landes.
Die Mitglieder treffen sich jedes Jahr zu einem Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedstaaten ausgerichtet wird. Es ist das vierte Mal, dass das Treffen nun in Russland stattfindet. Neben den wichtigsten Tagesordnungspunkten geht es auch um das Bild nach aussen.
Wer gehört zu den Brics-Staaten?
2006 durch Brasilien, Russland, Indien und China gegründet, kam 2010 Südafrika hinzu. Zum Gipfel in Johannesburg 2023 hatten sich 23 Staaten um eine Aufnahme beworben und zahlreiche weitere hatten ihr Interesse bekundet. Anfang 2024 kamen Äthiopien, Iran, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu. Saudi-Arabien hat seine Mitgliedschaft noch nicht formalisiert. Zu den jüngsten Interessenten zählen die Türkei, Thailand und Vietnam.
Wer nimmt in Kasan teil?
Neben Kreml-Chef Wladimir Putin (72) werden voraussichtlich unter anderem Uno-Generalsekretär António Guterres (73), Chinas Präsident Xi Jinping (71) und der iranische Präsident Massud Peseschkian (70) teilnehmen. Erwartet werden zudem der indische Regierungschef Narendra Modi (74) und der türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan (70). Neben weiteren Staatschefs, insgesamt sollen es 24 sein, werden 32 weitere Vertreter von Ländern erwartet, wie das Redaktionsnetzwerkt Deutschland (RND) schreibt.
Welches Bild soll vermittelt werden?
Für Putin ist der Gipfel von enormer Bedeutung. Nach dem Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 verhängte der Westen etliche Sanktionen gegen Russland. Unter anderem wurde das Land vom internationalen Zahlungssystem Swift abgeschnitten und man versuchte, Russland diplomatisch zu isolieren. In Kasan bietet sich für Putin jetzt die Gelegenheit, seinen Kritikern zu demonstrieren, dass die Isolationspolitik des Westens aus seiner Sicht nicht erfolgreich ist.
«Bei diesem Gipfel geht es darum, dass Putin kontert», zitiert das RND Alexander Gabuew, Direktor des Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin. Für den Kreml-Chef sind 17 bilaterale Treffen vorgesehen. Das wichtigste wird jenes mit dem chinesischen Staatschef Xi sein.
Was sind die wichtigsten Themen?
Zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten gehört neben dem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten Putins Idee eines von den Brics-Staaten geführten Zahlungssystems als Konkurrenz zu Swift. Zudem wird die Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten eine zentrale Rolle spielen. Es geht ganz grundsätzlich um eine neue Ausrichtung der globalen Machtverhältnisse.
Übrigens: Im vergangenen Jahr war Putin nicht nach Südafrika gereist – offiziell, um durch seine Anwesenheit nicht von den Hauptthemen des Gipfels abzulenken. Tatsächlich dürfte der internationale Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs eine Rolle gespielt haben. Er musste mit einer Verhaftung rechnen.