Bozen im Südtirol will Kot-Sünder ermitteln und zur Kasse bitten
40'000 Hunde müssen zum DNA-Test

Die italienische Provinz Bozen will Hundehalter büssen, die ihren Vierbeiner ihr Geschäft einfach machen lassen. Um Verursacher von Häufchen zu eruieren, sollen 40'000 Hunde ihre DNA abgeben.
Publiziert: 28.01.2024 um 09:56 Uhr
Wer seinen Hund einfach machen lässt, soll in Bozen nicht mehr ungeschoren davon kommen.
Foto: Shutterstock

Die Provinz Bozen im Südtirol baut zurzeit eine Datenbank auf, in der die DNA von über 40'000 einheimischen Hunden gespeichert werden soll. Seit Anfang des Jahres ist die Abgabe einer DNA-Probe von Gesetz wegen Pflicht. Mit den gesammelten Proben soll dann ermittelt werden können, von welchem Hund ein Häufchen kommt. Abgesehen davon sollen das Genmaterial auch helfen, wenn jemand gebissen wurde oder Hunde in Verkehrsunfälle verwickelt sind.

Strafen von bis zu 1048 Euro

Die Datenbank soll nach bisherigen Beschlüssen bis zum Sommer in Betrieb gehen. Die vorgesehenen Strafen für Liegenlasser sind erheblich: zwischen 292 und 1048 Euro. So etwas wie eine Hundesteuer gibt es in Südtirol nicht. Zum Vergleich: In Deutschland werden je nach Bundesland zwischen 10 und 150 Euro fällig, wenn Hundebesitzer der Meinung sind, sich nicht bücken zu müssen.

Auf die Idee, das Problem durch die Speicherung von Gendaten zu lösen, kamen in Europa schon verschiedene Kommunen. Auch in London und Paris wurde darüber nachgedacht. Bislang scheiterte das meist am Datenschutz und anderen juristischen Hürden. In Südtirol, wo auf saubere Bürgersteige und Wanderwege mehr Wert gelegt wird als anderswo, ist man nun vermutlich so weit wie nirgendwo sonst.

Erst ein Fünftel der Hundehalter macht mit

In der Bevölkerung ist das Thema bis heute höchst umstritten. Von den Hundebesitzern ging bislang nur etwa ein Fünftel zum Veterinär, um dem eigenen Tier per Wattestäbchen Speichel oder mit einer Spritze Blut abnehmen zu lassen. Die Landesregierung spricht aktuell von 7000 bis 8000 abgegebenen Proben, die nun zentral gespeichert werden. Viele sind über die 65 Euro Gebühr empört – zumal noch das Honorar für den Arzt hinzukommt. 

Gross ist unter den Einheimischen auch der Ärger, dass die Tiere von Touristen von der Regelung ausgenommen bleiben. «Drei Viertel von den Urlaubern, die nach Südtirol kommen, haben doch einen Hund dabei», sagt Vanni Campanella (59). «Aber die bleiben völlig aussen vor. Das ist nicht fair.»

Kritiker hoffen auf Änderungen

Viele Hundehalter hoffen jetzt, dass das Gesetz noch geändert wird. Die Südtiroler Tierärztekammer verweist zudem darauf, dass wichtige Fragen noch ungeklärt seien. «Wir wissen zum Beispiel überhaupt noch nicht, wer die Probe entnimmt, wenn das Häufchen einmal auf der Strasse liegt. Das darf ja nicht jeder», sagt deren Präsident Franz Hintner der Deutschen Presse-Agentur.

Vermutlich werden das vereidigte Beschäftigte der kommunalen Ordnungsämter sein. Die Südtiroler Polizei hat jedenfalls schon deutlich gemacht, dass sie auch so schon genug zu tun habe.

Offen ist auch, wie die Gerichte entscheiden werden, wenn es nach einem DNA-Abgleich Ärger gibt. Hundehalter Campanella gibt zu bedenken: «Was passiert eigentlich, wenn ich alles in den Beutel packe und zum Mülleimer bringe – und dann ein böser Nachbar kommt und alles wieder auf die Strasse legt? Wie will man das beweisen?» (SDA)

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