Für Gabriella S.* aus Grossenbrode im deutschen Schleswig-Holstein ist das Schwimmen zum Ritual geworden. Jeden Tag stürzt sie sich in die Fluten der Ostsee, egal bei welchem Wetter.
So auch an diesem verhängnisvollen Tag: «Es war der Todestag meines Vaters, ich wollte unbedingt noch an diesem Tag hinausschwimmen, um ihm mit Blumen zu gedenken», sagt sie zur «Lübecker Nachrichten». Es wurde allerdings spät, bis sie es ins Meer schaffte. Die Sonne war aber bereits untergegangen, als sie am Strand ankam. Auch wenn es schon dunkel war, die Deutsche wagte sich ins kalte Wasser und schwamm hinaus. Eigentlich hat sie dafür einen Neoprenanzug. Doch an dem Tag stieg sie ohne in die Ostsee.
Plötzlich kreisrunde Bisswunden am Körper
Rund 20 Minuten blieb sie im Meer. Als sie aus dem Wasser kam, fiel ihr plötzlich auf, dass sie verletzt war. S. zur «Lübecker Nachrichten»: «Das Blut lief unterhalb des rechten Knies förmlich in meinen Neoprenschuh. Beim näheren Hinschauen sah ich dann die zweite und dritte Wunde und das viele Blut.» Weil das Wasser aber so kalt war, hatte sie die Bisswunden nicht bemerkt.
Was sie da genau verletzt hatte, wusste sie noch nicht. Zu Hause angekommen, suchte sie im Internet, was für ein Tier hinter den kreisförmigen Bisswunden stecken könnte. Und ihre Recherche ergab: «Ich wurde mehrfach von einem Neunauge gebissen.»
Nicht mehr ohne Neoprenanzug in die Ostsee
Neunaugen sind keine Fische, sondern gelten wegen ihrer vielen, spitzigen Hornzähne als Wirbeltiere. Es handelt sich um aalähnliche Tiere, die als lebende Fossilien gelten. Neunaugen sind sehr selten und werden deswegen geschützt. Neunaugen sehen zwar unheimlich aus und die Bisse tun weh, aber giftig sind sie nicht. Karl Deutschmann, Meeresbiologe bei der Meeresbiologischen Station Laboe, gibt zusätzliche Entwarnung: «Der Mensch gehört nicht zu den Zielen des Neunauges.»
Die Deutsche hat ihre Lektion aber gelernt. Sie wird nicht mehr nach Sonnenuntergang und ohne Neoprenanzug in die Ostsee gehen. (zun)
* Name bekannt