Bisher zehn Tote – Brasilianischer Arzt fotografierte vor zehn Jahren einen grossen Riss
«Dieser Felsen wird einstürzen»

Ein Felsabbruch in Brasilien sind zehn Personen getötet. Offenbar eine Tragödie mit Ansage: Ein Arzt hatte bereits vor zehn Jahren massive Risse bemerkt und davor gewarnt, dass der Felsen abbrechen werde.
Publiziert: 10.01.2022 um 16:31 Uhr
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Aufnahmen zeigen den Moment der Tragödie: Plötzlich löst sich ein Felsen und kippt zur Seite.
Foto: Screenshot «O Tiempo»

Ein Ausflug auf dem Furnas-See in Brasilien zu imposanten, aus dem Wasser ragenden Felsen wurde zur Todesfalle. Als sich am Samstag mehrere Boote in der Nähe eines Wasserfalls aufhalten, stürzt ein Felsen auf zwei der Schiffe und riss Menschen ins Wasser. Bisher wurden zehn Tote gemeldet, neun Touristen wurden schwer verletzt.

Nun zeigt sich: Der Riss im Gestein in der Nähe der Stadt Capitólio war seit Jahren bekannt. Flavio Freitas, ein Arzt aus São Paulo, hatte 2012 ein Foto auf Facebook gepostet, das genau diesen Felsen mit einem grossen Riss zeigt. Dazu schrieb er damals: «Dieser Felsen wird einstürzen.»

Und nun geschah das tragische Unglück. «Als ich die Aufnahmen des Unfalls sah, habe ich die Stelle sofort erkannt», wird der Mediziner Freitas in Medienberichten zitiert. Es sei «ganz klar» gewesen, dass es hier einmal zu einem Unfall kommen würde.

Bootsführer ignorierte Gefahr

Pedro Aihara, ein Leutnant der örtlichen Feuerwehr, sagte, dass Felsstürze nicht ungewöhnlich seien. Was diesmal anders war: «Normalerweise rutscht das Felsstück an Ort hinunter. Diesmal kippte der ganze Felsen wie ein Dominostein und traf die Menschen mit dem oberen Teil, der in einer senkrechten Flugbahn auf sie stürzte.»

Andréia Mendonça, die das Unglück überlebte, erzählte der Zeitung «Globo», wie sie kurz vor dem Felssturz kleine Steine gesehen habe, die heruntergefallen seien. Das habe sie dem Fahrer ihres Bootes gesagt. Der aber habe erwidert, dass das nichts sei.

«Als ich wieder hinschaute, stürzte dieser riesige Felsbrocken bereits herunter, dieses riesige Stück Fels. Ich blickte auf die vielen Boote darunter und sah eine schreckliche Szene», schildert sie das Unglück. Der Bootsführer sei dann so schnell wie möglich weggefahren.

Unglück wird nun untersucht

Die Behörden teilten mit, dass alle Todesopfer von einem der getroffenen Boote stammten. Dessen Name: Jesus. 32 Personen wurden ins Spital gefahren, wobei neun Personen schwer verletzt worden.

Der rund 400 Kilometer nördlich der Millionen-Metropole São Paulo gelegene See ist mit seinen Schluchten ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Der grossflächige Furnas-Stausee im Rio Grande ist auch als «Meer von Minas» bekannt. In Brasilien sind derzeit Sommerferien, der Bootsausflug zu den Canyons ist ein Klassiker.

Unklar war weiterhin, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die brasilianische Marine, die sich an der Rettungsaktion beteiligte, kündigte eine Untersuchung an. Im Bundesstaat Minas Gerais hatte es zuletzt wie im nordöstlich angrenzenden Bahia teilweise heftig geregnet. (gf)

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