Teilweise sprach er Kauderwelsch. Nach der TV-Debatte musste First Lady Jill Biden (73) ihrem angeschlagenen Mann noch helfen, die Stufe vom Podium zu nehmen. Derweil war sein Kontrahent Donald Trump (78) bereits aus dem Studio geeilt.
Gewissermassen hatte sich der sonst für sein barsches Auftreten und auch rüde Worte bekannte Ex-US-Präsident gegenüber seinem Amtsnachfolger Joe Biden (81) noch wie ein Gentleman benommen.
Während Biden vor den Augen der Welt stammelte und den Faden verlor, beliess es Trump bei einem einfachen «Ich habe gerade keine Ahnung, was er sagt. Ich glaube, er weiss auch nicht, was er gesagt hat.»
«New York Times» fordert Biden zur Aufgabe auf
In einem Leitartikel der Redaktion fordert jetzt sogar die bislang stramm Biden-treue «New York Times» Biden zur Aufgabe seiner Präsidentschaftskandidatur auf, «um seinem Land zu dienen». Die Demokraten müssen zugeben, heisst es, dass Biden nicht mehr in der Lage sei, Trump am Wahltag im November zu schlagen. Die einflussreiche Redaktion fordert, dass die Partei einen geeigneteren Kandidaten finden soll, um Biden zu ersetzen.
«Biden ist nicht mehr der Mann, der er vor vier Jahren war», so die Zeitung. «Es gibt demokratische Führungspersönlichkeiten, die besser in der Lage sind, klare, überzeugende und energische Alternativen zu einer zweiten Trump-Präsidentschaft zu präsentieren», so die Redaktionsleitung. «Es ist eine zu grosse Wette, einfach zu hoffen, dass die Amerikaner das Alter und die Gebrechlichkeit von Biden, die sie mit eigenen Augen sehen, übersehen oder ignorieren werden.»
Dazu der vernichtende Satz: «So wie es aussieht, betreibt der Präsident ein rücksichtsloses Glücksspiel.»
Biden: Er sei nicht mehr so jung
Biden gibt sich unbeeindruckt. Er denke nicht ans Aufgeben, sagte er am Tag nach dem desaströsen Auftritt beim Wahlkampf in North Carolina. Der mächtigste– aber keinesfalls so wirkende – Mann der Welt appellierte ans Verständnis von Wählern, seine Schwächen als Stärken zu sehen.
«Ich weiss, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu sagen», sagte Biden. «Leute, ich gehe vielleicht nicht mehr so leicht und rede nicht mehr so geschmeidig wie früher. Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher.» Aber dafür wisse er, anders als Trump, wie man die Wahrheit sage. «Ich verbrachte 90 Minuten auf der Bühne und debattierte mit einem Typen, der die Moral eines Strassenköters hat.»
Doch obwohl Biden sich kämpferisch zeigte, war sein Hauptziel offensichtlich die Schadensbegrenzung. Anders als im Fernsehstudio während des Schlagabtauschs las er ausserdem von Telepromptern ab.
Streitpunkt Golf
Trump verzichtete am Tag nach dem TV-Duell erst auf eine Wahlbühne. Er liess die Bilder und Analysen in Medien sprechen. Am Morgen gönnte er sich eine Partie Golf. Zu Reportern sagte er nach einem schwungvollen Abschlag: «Glauben Sie, dass Biden das tun kann? Das glaube ich nicht, das glaube ich nicht.»
In einem bizarren Moment hatten die beiden bei der Debatte noch über ihre Fähigkeiten auf dem Golfplatz gestritten und einander zum Duell herausgefordert. Dabei verhaspelte sich Biden, als er sich über Trumps Gewicht lustig machen wollte. Er spiele sehr gerne Golf mit Trump, wenn der Republikaner seine eigene Tasche trage: «Glauben Sie, das kriegen Sie hin?», fragte Biden, und kritisierte Trump für sein hohes Gewicht.
«Grösste Lüge aller Lügen»
«Ich denke», meinte Trump trocken, «ich bin in sehr guter Form.» Er könne den Ball auch sehr weit schlagen. Biden hingegen, so Trump, bringe den Ball keine 50 Meter weit.
Biden: «Als ich Vizepräsident war, hatte ich ein Handicap von 6» – die 6 würde einen sehr guten Amateurgolfer ausweisen.
«Niemals», lächelte Trump. «Das ist die grösste Lüge aller Lügen. Ich habe Ihren Golfschwung gesehen.» Dann, Trump forsch: «Wir sollten uns nicht wie Kinder benehmen.»