Biden bügelt Trump-Politik aus – Polit-Experte Marco Steenbergen zu den Milliarden-Hilfen
Darum engagieren sich die USA so stark für die Ukraine

11 Milliarden Dollar sind es schon, jetzt sollen weitere 33 Milliarden dazu kommen: Die USA engagieren sich auffallend stark für die Ukraine. Professor Marco Steenbergen von der Uni Zürich vermutet, dass Joe Biden Fehler der Trump-Regierung ausbügeln will.
Publiziert: 02.05.2022 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2022 um 11:15 Uhr
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Amerikanische Soldaten bereiten eine Ladung Munition vor, die in die Ukraine geliefert wird.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

Munition, Flugabwehrwaffen, und jetzt auch Panzer: Die militärische Hilfe von westlichen Ländern an die Ukraine ist gewaltig. Dank des Nachschubs gelingt es der ukrainischen Armee überhaupt, gegen die russischen Truppen zu bestehen und sie teilweise sogar zurückzudrängen.

Auffallend: Kein anderes Land investiert so viel wie die geografisch weit entfernten USA, die – anders als etwa die europäischen Länder – vom Krieg nicht direkt bedroht oder auf Exportgüter der Ukraine angewiesen sind.

Abgesehen vom offiziellen Engagement in der Nato haben die USA laut dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel für die Ukraine humanitäre und militärische Hilfe in Höhe von 11 Milliarden Dollar ausgegeben oder zugesagt. Und schon schnürt US-Präsident Joe Biden (79) ein neues Paket von 33 Milliarden Dollar, das der Kongress noch absegnen muss.

Im Vergleich: Die Hilfe aller EU-Länder beläuft sich bisher auf 12,8 Milliarden Euro.

Trumps Fehler ausbügeln

Marco Steenbergen (59), Professor für politische Methodik an der Uni Zürich sowie USA-Kenner, hat für die Unterstützung der USA eine Erklärung: «Das Schlüsselwort zum Verständnis des amerikanischen Engagements in der Ukraine ist meiner Meinung nach Trump.»

Das grosse Engagement sei eine Reaktion auf die starke Nato-feindliche Haltung der ehemaligen Administration von US-Präsident Donald Trump (75), die in der Reaktion der Republikaner auf den Krieg weiterhin sichtbar sei. Steenbergen sagt gegenüber Blick: «Präsident Biden hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Allianzen wiederherzustellen – und dies ist eine klare Demonstration dieser Position.»

Kampf für die Demokratie

Andererseits sei die Reaktion auf den Krieg eindeutig innenpolitisch geprägt. «Die Demokraten waren entsetzt über die russische Manipulation der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016. Seitdem ist die Anti-Putin-Stimmung in der Demokratischen Partei, die derzeit das Weisse Haus und den Kongress kontrolliert, tief verwurzelt.»

Noch grundlegender sei, dass viele Demokraten seit der Kapitol-Stürmung vom 6. Januar 2021 der Meinung seien, dass es einen existenziellen Kampf um den demokratischen Charakter der USA gebe und man die Demokratie vor der Autokratie schützen müsse. Steenbergen: «Ich glaube, dass die Biden-Administration den Krieg in der Ukraine bis zu einem gewissen Grad auf die USA projiziert.»

Diktatoren stoppen

US-Medien kommentieren das Engagement der USA auch damit, dass es Ziel sei, Russland zu schwächen und sicherzustellen, dass eine souveräne Ukraine Putin überdauere. Joe Biden sagte kürzlich vor Medien: «Im Laufe unserer Geschichte haben wir gelernt, dass Diktatoren, wenn sie den Preis für ihre Aggression nicht bezahlen, noch mehr Chaos verursachen und sich auf mehr Aggression einlassen.»

Aussenminister Antony Blinken (60) unterstreicht diese Aussage und schreibt auf der Homepage seines Ministeriums unmissverständlich: «Das Engagement der Vereinigten Staaten für die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine ist unumstösslich.»

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