Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) hat vor der Versammlung der Vereinten Nationen in New York per Video eine Bestrafung Russlands verlangt. «Es wurde ein Verbrechen gegen die Ukraine begangen, und wir fordern eine Bestrafung», sagt Selenski am Mittwoch (Ortszeit).
Russland müsse bestraft werden für das Morden, die Folter, die Erniedrigungen und die desaströsen Turbulenzen, in die es die Ukraine gestürzt habe. In dem Konflikt könne es keine neutrale Haltung geben: Wer von Neutralität spreche, wenn menschliche Werte und Frieden angegriffen werden, sei in Wirklichkeit gleichgültig.
«Wir können es schaffen, aber ...»
Der Präsident nutzte seine Ansprache, um von der Weltgemeinschaft weitere militärische Unterstützung für sein Land zu fordern. «Wir können die ukrainische Flagge auf unser gesamtes Territorium zurückbringen, wir können das mit Waffen schaffen, aber wir brauchen Zeit», sagte Selenski.
Sowohl für die Verteidigung als auch für den Angriff sei mehr Unterstützung nötig, auch weitere finanzielle Hilfen brauche es. Die Ukraine wehrt sich seit dem 24. Februar gegen die russische Invasion und hatte zuletzt grosse Gebiete von den Besatzern zurückerobern können.
Putin «macht Sie alle zum Ziel»
Selenski forderte auch weitere Visa-Restriktionen für russische Bürger. Sie sollten nicht die Möglichkeit haben, zum Einkaufen und Urlauben in andere Länder zu reisen, verlangte er. Die Ukraine wolle auch einen internationalen Entschädigungsmechanismus durchsetzen und hoffe hier auf die Unterstützung der Vereinten Nationen. «Russland sollte für diesen Krieg mit seinem Vermögen bezahlen», sagt er.
Dass der Krieg nicht nur eine Gefahr für sein eigenes Land darstelle, machte Selenski mit einer eindringlichen Warnung angesichts der Lage am umkämpften ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja deutlich. Das russische Vorgehen dort «macht Sie alle zu einem Ziel».
Die «russische Strahlenerpressung ist etwas, das jeden Einzelnen von Ihnen betreffen sollte», denn niemand werde einen Impfstoff gegen die Strahlenkrankheit haben.
Russland wolle keine Friedensgespräche
An Friedensgesprächen ist Russland nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten nicht ernsthaft interessiert. «Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen eine militärische Mobilisierung an. Sie reden über die Gespräche, aber sie kündigen Scheinreferenden an», sagte Selenski mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin (69). Sein Fazit: «Russland will Krieg.»
Nach seiner Rede standen die meisten Vertreter der 193 Mitgliedstaaten im Saal des Uno-Hauptquartiers auf und klatschten knapp eine Minute lang – eine Seltenheit in der Vollversammlung. Lediglich die Vertreter Russlands seien derweil sitzen geblieben. (SDA/euc)