Sie kann nur noch weinen und fällt in die Arme ihrer Mami. Eva (11) kann es noch nicht glauben. Vor einem Jahre wurde sie von russischen Truppen verschleppt. «Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als wieder zurückzukommen», sagt sie zu United24, einer Organisation, die sich für die Ukraine einsetzt.
Auch die Mutter von Eva ist überwältigt. Die Elfjährige ist eine von 307 Kindern, die von der Ukraine gerettet werden konnten. Nur ein Bruchteil derer, die von den Russen entführt wurden. Laut Experten der Yale-Universität in den USA wurden seit Beginn des Krieges mindestens 6000 Kinder verschleppt – darunter sogar Babys.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) hat am Dienstag das Video der geretteten Kinder auf seinem Twitter-Account geteilt. Und er schrieb dazu: «Russland entführt unsere Kinder. Es ist die grösste staatlich geförderte Entführung von Kindern.» Mit dieser Zwangsdeportation versuche Russland, die familiäre und nationale Identität junger Ukrainer auszulöschen. «Das ist Völkermord an einer Nation. Jeder, der ihn organisiert hat, wird zur Rechenschaft gezogen werden.»
Kinder sollen «russifiziert» werden
Die Kleinen werden in Umerziehungslager gesteckt oder landen in Adoptionszentren. Das Ziel der Russen: Die Kinder sollen «russifiziert» werden. Das bedeutet: Die Kultur, Geschichte und Gesellschaft Russlands kennenlernen und ihre ukrainische Identität vollkommen aufgeben und vergessen. Die Jungs werden gleichzeitig militärisch ausgebildet. Sie sollen fit gemacht werden für den Krieg, um später mal gegen ihre Landsleute zu kämpfen.
Damit nicht genug: Ende Februar hatte der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Russland vorgeworfen, ukrainische Kinder entführt und für sexuellen Missbrauch verkauft zu haben. Es gebe entsprechende Nachrichten in Online-Netzwerken, erklärte Dmytro Lubinets. Diese enthüllten, «dass Russen ukrainische Kinder entführen und Sex-Videos mit ihnen machen». So seien für einen Jungen, «der demnächst mit der Schule starten soll», 250'000 Rubel (mehr als 3200 Franken) geboten worden.
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Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments postete auf Telegram einen Chat von zwei Nutzern, die sich seinen Angaben zufolge über den Verkauf eines Jungen für Kinderpornografie austauschen. «Er wurde aus der Ukraine gebracht, von einem Kinderheim, er hat keine Verwandten», schrieb demzufolge einer der Nutzer und bot Sex-Videos an. «Wir bringen Kleine für diese Art von Arbeit her. Er ist nicht der Erste, den wir geholt haben», fügte der Nutzer den Angaben zufolge hinzu. (jmh/AFP)