Belarus-Diktator hält auch im Krieg zu Putin
Warum macht sich Lukaschenko zum Komplizen?

Russen-Aufmarschgebiet, Startbasis für Raketen und vielleicht bereits sogar selber Kriegspartei: Belarus-Diktator Lukaschenko könnte sich noch weiter an dem Krieg gegen die Ukraine beteiligen.
Publiziert: 01.03.2022 um 23:58 Uhr
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Alexander Lukaschenko (67, l.) und Wladimir Putin (69) sind alte Verbündete.
Foto: imago images/Russian Look

Belarus-Herrscher Alexander Lukaschenko (67) wird auch «letzter Diktator Europas» genannt. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine wird der Alleinherrscher von den Medien aber anders bezeichnet: «Treuer Vasall Putins» oder «Zuschauer» im eigenen Land. Denn wenn Wladimir Putin (69) Krieg gegen die Ukraine führt, wird Lukaschenko zum Befehlsempfänger.

Von Belarus aus eroberte die russische Armee die Atom-Ruine von Tschernobyl. Von da sind es bis zum Stadtzentrum von Kiew nur etwas mehr als 100 Kilometer. Belarus ist aber mehr als nur wichtiges Aufmarschgebiet der Russen: Vom Staatsgebiet wurden Raketen in die Ukraine abgeschossen. US-Geheimdienste befürchten, dass Lukaschenko eigene Soldaten in die Ukraine schicken könnte. Laut ukrainischen Angaben ist das bereits passiert.

Putin politisch ausgeliefert

Der ukrainische Präsident Selenski (44) prangerte am Sonntag an: «Aus eurem Land werden unsere Kinder getötet, unsere Häuser zerstört.» Und er weigerte sich, Friedensverhandlungen in der belarusischen Hauptstadt abzuhalten.

Lukaschenko dementiert eine direkte Kriegsbeteiligung. Und räumte lediglich ein, Truppen an die Grenze zur Ukraine zu schicken, um «jegliche Provokation und militärische Aktion gegen Belarus zu stoppen». Nur «eine oder zwei» Raketen seien von seinem Staatsgebiet in die Ukraine abgeschossen worden, so der Diktator zynisch.

Das Wort Lukaschenkos ist sowieso nicht viel wert. Denn politisch und wirtschaftlich ist er dem russischen Präsidenten ausgeliefert.

1994 wurde Lukaschenko, ein ehemaliger Chef eines landwirtschaftlichen Betriebes, zum ersten und bisher letzten Präsidenten von Belarus nach dem Zerfall der Sowjetunion gewählt. Danach verwandelte er das Land sofort wieder in eine Diktatur.

Sanktionen vom Westen, Unterstützung von Russland

Wahlen werden offenkundig gefälscht, Demonstranten niedergeknüppelt wie zuletzt 2020. Die Niederschlagung der Kundgebungen brachte Lukaschenko Sanktionen vom Westen ein. Putin aber sicherte ihm seine Unterstützung zu, als einer der letzten Verbündeten.

Dass der Diktator wirtschaftlich von Russland abhängig ist, sprach Putin letztes Jahr offen aus: «Russland bleibt der grösste Wirtschaftspartner von Belarus. Mit etwa 50 Prozent sind wir der grösste Investor.» Wer zahlt, befiehlt – das gilt auch in Lukaschenkos Reich. (sac)

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