Seit mehr als 20 Jahren schreibt Albrecht Funk Reden für Gerhard Schröder (77) und leitet dessen Büro – bis jetzt. Funk hat sich entschieden, seinen Posten beim Altkanzler aufzugeben. Grund dafür dürfte die Haltung Schröders gegenüber des russischen Angriffs auf die Ukraine sein.
Der ehemalige Kanzler hat mehrere Aufsichtsmandate bei russischen Energiekonzernen inne. Funk soll seinem langjährigen Chef nach der Invasion Russlands in die Ukraine eine klare Distanzierung von Putin sowie den Rücktritt von allen Posten bei russischen Energieunternehmen empfohlen haben, wie der «Spiegel» berichtet.
Ringier sistiert das Beratermandat mit Altbundeskanzler Gerhard Schröder per sofort und bis auf Weiteres. Dies in gegenseitigem Einvernehmen.
Ringier ist Herausgeberin der Blick-Gruppe.
Ringier sistiert das Beratermandat mit Altbundeskanzler Gerhard Schröder per sofort und bis auf Weiteres. Dies in gegenseitigem Einvernehmen.
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Dieser Empfehlung ist Schröder nicht gefolgt. Auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn hat er sich zwar vom Krieg in der Ukraine distanziert, allerdings erwähnt er auch, dass sowohl Russland als auch die Ukraine verantwortlich für den Krieg seien. Von den Mandaten bei den russischen Unternehmen ist er zudem nicht zurückgetreten.
Schröders Parteikollegen fordern ebenfalls Rücktritt
Dies soll Funk veranlasst haben, seine Tätigkeit beim Altkanzler zu beenden. Allerdings besitzt der langjährige Büroleiter ein Rückkehrrecht ins Bundeskanzleramt, und könnte somit demnächst einen Job beim neuen Bundeskanzler Olaf Scholz (63) erhalten. Gemäss «Spiegel» geben mit Funk auch noch drei weitere Mitarbeiter von Schröder ihre Posten auf.
Die Angestellten sind mit ihrer Kritik nicht allein. Auch diverse Spitzenpolitiker der SPD fordern Schröder auf, seine russischen Mandate niederzulegen.
Etliche Ex-Politiker haben bereits russische Mandate niedergelegt
So schrieb der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil (44) auf Facebook: «Mit einem Aggressor, mit einem Kriegstreiber wie Putin macht man keine Geschäfte. Als Bundeskanzler a.D. handelt man nie komplett privat. Schon gar nicht in einer Situation wie der jetzigen. Es ist deswegen überfällig, die geschäftlichen Beziehungen zu Putin zu beenden. Das erwarte ich unmissverständlich».
Im Gegensatz zu Schröder legten bereits etliche ehemalige Politiker ihre russischen Mandate nieder. So verliess der ehemalige Bundeskanzler Österreichs, Christian Kern (56), den Aufsichtsrat der Russischen Staatsbahn. Auch der Ex-Ministerpräsident Italiens, Matteo Renzi (47), verliess den Verwaltungsrat von Delimobil, einer russischen Carsharing-Plattform, kurz nach Kriegsbeginn. (obf)