Jedes Jahr verwandelt sich das 1000-Seelen-Dorf Riquewihr im Elsass in ein Zentrum für Weihnachtsfans aus der ganzen Welt. Bis zu 100'000 Leute am Tag bevölkern die mittelalterlichen Strassen, wollen den berühmten Weihnachtsmarkt, die dekorierten Fassaden der Fachwerkhäuser sehen.
Mittendrin steht Hanspeter Ramseier (61). Der Mann aus Gunten BE betreibt zusammen mit seiner Frau seit fast genau dreissig Jahren im Dorf ein Restaurant. Zur Weihnachtszeit wird aus Ramseier aber der Glühweinkönig. Direkt neben seinem Restaurant versorgt er die Marktbesucher dann mit dem alkoholischen Heissgetränk, aber auch warmem Apfelsaft und heisser Schokolade.
Bis zu 5000 Gläser am Tag
Glühweinkönig zu sein, ist ein Knochenjob. Der gelernte Koch arbeitet mindestens 12 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Am Montag ist sein Stand jeweils zu, doch zu tun gibt es trotzdem. «Dann muss ich einkaufen, die Vorräte auffüllen», sagt Ramseier zu Blick. Manchmal reichen diese nicht einmal für eine Woche. «Es ist Wahnsinn, was hier konsumiert wird.»
Am Neujahrstag im Jahr 2014 kommt es in Riquewihr FR zu Katastrophe. In einem der historischen Fachwerkhäuser bricht ein Feuer aus. Brandursache ist ein Weihnachtsbaum einer älteren Frau. Die 90-Jährige kommt in den Flammen ums Leben.
Auch fünf Fachwerkhäuser werden ein Raub der Flammen. Darunter das Restaurant von Glühweinkönig Hanspeter Ramseier. «Das war eine sehr schwere Zeit, um ein Haar hätten wir damals schon aufgeben», sagt er. Doch der Gastronom beschliesst weiter zu machen. Zwei Jahre nach dem Brand eröffnet er sein Restaurant wieder.
Geblieben ist die Angst vor dem Feuer. «Auf alles, was brennt, reagiere ich sehr empfindlich», sagt der 61-Jährige.
Am Neujahrstag im Jahr 2014 kommt es in Riquewihr FR zu Katastrophe. In einem der historischen Fachwerkhäuser bricht ein Feuer aus. Brandursache ist ein Weihnachtsbaum einer älteren Frau. Die 90-Jährige kommt in den Flammen ums Leben.
Auch fünf Fachwerkhäuser werden ein Raub der Flammen. Darunter das Restaurant von Glühweinkönig Hanspeter Ramseier. «Das war eine sehr schwere Zeit, um ein Haar hätten wir damals schon aufgeben», sagt er. Doch der Gastronom beschliesst weiter zu machen. Zwei Jahre nach dem Brand eröffnet er sein Restaurant wieder.
Geblieben ist die Angst vor dem Feuer. «Auf alles, was brennt, reagiere ich sehr empfindlich», sagt der 61-Jährige.
Die Zahlen können sich sehen lassen. An Spitzentagen schenkt Ramseier bis zu 5000 Gläser Glühwein aus. Ein Umsatz von bis zu 20'000 Franken. Wenn der Stand von Ramseier mit den Kupferkesseln morgens um 10 Uhr öffnet, gibt es für die Kunden kein Halten mehr. «Bis abends um acht geht es dann ohne Pause weiter», so der 61-Jährige. An Spitzentagen bildet sich schon einmal eine dreissig Meter lange Schlange vor dem Stand. Ramseier sagt: «Es muss einem schon den Ärmel reinziehen, wenn man diesen Job über Jahrzehnte machen will.»
Allein ist der Ansturm nicht zu bewältigen. Deshalb arbeitet Ramseiers Sohn Thomas (24) mit. Um seinen Vater im Weihnachtsgeschäft zu unterstützen, ist er extra aus Australien zurückgekommen. «Wir wechseln uns beim Bedienen der Kunden ab, denn die Arbeit ist nicht nur körperlich, sondern auch mental eine grosse Herausforderung», sagt Thomas Ramseier. Schon nur wegen des sprachlichen Potpourris. Hanspeter und Thomas Ramseier bedienen die Kunden auf Französisch, Deutsch, Schweizerdeutsch, Italienisch oder Spanisch. «Am Abend ist man fix und fertig», sagt Thomas Ramseier.
Immer noch Weihnachtsfan
Wenn der Weihnachtsmarkt von Riquewihr am Silvester die Tore schliesst, geht für die Ramseiers die strengste Zeit des Jahres zu Ende. «Wir machen zu und verabschieden uns in die Ferien», sagt Hanspeter. Drei Monate später geht es dann wieder los. «Auch im Sommer kommen viele Leute hierher», sagt der Gastronom. Riquewihr gilt als eines der schönsten Dörfer Frankreichs, auch ohne Weihnachtsmarkt.
Dass der Berner im Elsass gelandet ist, ist seiner Frau geschuldet. Sie stammt aus der Region, kennengelernt haben sich die beiden bei der Arbeit in Gstaad. «1994 habe ich dann in den Ferien das Restaurant entdeckt und es gekauft», erinnert sich Hanspeter Ramseier.
Seitdem hat er einige Weihnachtsmärkte hinter sich gebracht. «Jedes Jahr werden es mehr Leute, aber ich liebe die Weihnachtszeit immer noch.» Trotz Stress, langer Arbeitstage und Menschenmassen ohne Ende.
Langsam hat er genug
Seit kurzem steht Ramseiers Restaurant nun zum Verkauf, der Glühweinkönig will sich zur Ruhe setzen. Obwohl er erst 61 Jahre alt ist. Hat er doch die Nase voll vom Trubel, der gekünstelten Idylle der Weihnachtszeit? «Man muss den Absprung schaffen, bevor es einen umhaut, man gesundheitliche Probleme bekommt.»
Ein potenzieller Nachfolger wäre sein Sohn Thomas, doch der weiss nicht, ob er übernehmen möchte. «Mit 24 wäre das sehr viel Verantwortung», sagt er, während schon die nächsten Kunden auf ihren Glühwein warten.